Formel E

Was darf wer? So funktioniert das Pass-System der Formel E

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Wir schreiben den 10. April 2022, es ist 12:57 Uhr: Mercedes erhält eine Geldstrafe von 10.000 Euro, dazu werden 2.500 Euro einer auf Bewährung ausgesprochenen Strafe aus Diriyya fällig. Laut Entscheidung der Rennkommissare hatte das Team für einen Mitarbeiter den falschen Pass zugeordnet. Der Betroffene wurde für den Rom E-Prix ausgeschlossen, außerdem wurde Mercedes' Anzahl "gelber Pässe" für den Monaco E-Prix um einen reduziert. Doch wie funktioniert eigentlich das Pass-System der Formel E?

Mercedes-Teamchef Ian James berichtete gegenüber 'e-Formel.de', dass es sich um einen Mitarbeiter gehandelt habe, der in dieser Saison als Logistiker für das Team tätig ist und daher in Rom einen lilafarbenen Pass trug. Da er hauptberuflich jedoch IT-Spezialist ist, bereitete er am Rennwochenende einen WLAN-Router für einen Filmtag vor, den das Team für die Woche nach dem Rom-Rennen in Calafat geplant hatte.

Obwohl der WLAN-Router gar nicht in Rom zum Einsatz kommen sollte, wurde das Team bestraft, unter anderem deshalb, da Mercedes dies nicht nachweisen konnte. Die Aussage von Ian James kannst du auch in der hier eingebundenen Episode 245 unseres Podcasts "ePod" hören. Sie beginnt bei Minute 38.

Aber warum gibt es unterschiedliche Pässe, und welche Bedeutung haben diese in der Formel E? Wie viele bekommen die Teams jeweils zur Verfügung gestellt? Paragraf 14 des Sportlichen Reglements der Formel E besagt, dass nur Pässe, die mit Zustimmung des Automobil-Weltverbandes FIA vom Veranstalter der Meisterschaft ausgestellt wurden, verwendet werden dürfen. Ein Ausweis darf dabei immer nur von der Person verwendet werden, für die sie ausgestellt wurde.

Um die Kosten und die anreisebedingte Umweltbelastung zu begrenzen sowie im Zuge der Pandemie auch die Anzahl von Menschen im Paddock zu verringern, ist genau festgelegt, wie viele Personen jedes Team vor Ort haben darf, und wie viele davon welche Aufgaben übernehmen dürfen. Dies ist in Anhang 7 zum Sportlichen Reglement definiert.

17 Mitarbeiter:innen eines jeden Teams sowie die maximal drei Piloten des Teams erhalten einen gelben Pass für operatives Personal. Diese Farbe ist jedoch auch für den Teamchef und die IT-Mitarbeiter:innen des Teams obligatorisch. Der gelbe Pass erlaubt dem/der Träger:in, alles zu tun: Er/Sie darf sowohl am Fahrzeug in der Garage als auch an Teilen des Autos hinter der Garage arbeiten.

Außerdem ist es ihm/ihr erlaubt, im "Technischen Bereich" der Box an Laptops sowohl mit technischen als auch mit nicht-technischen Daten zu arbeiten. Er/Sie darf zudem grundsätzlich den Arbeitsbereich vor der Box, die Boxengasse sowie die Startaufstellung betreten. Um bei der Arbeit nicht zu behindern, tragen die Mitarbeiter:innen die Pässe im Paddock nicht um den Hals, sondern erhalten gelbe Armbinden, die sie jederzeit sichtbar am Oberarm tragen müssen.

Vier Mitarbeiter:innen des Managements und/oder des Herstellers sowie ein:e Pressesprecher:in erhalten einen roten Pass. Dieser befähigt zu allem, was auch die Mitarbeiter:innen mit dem gelben Pass dürfen - mit Ausnahme von Arbeiten am Fahrzeug sowie an Fahrzeugteilen hinter der Box.

Die nächste Abstufung ist der lilafarbene Pass, von dem die Teams ebenfalls vier Stück erhalten. Die hierfür infrage kommenden Mitarbeiter:innen müssen aus den Bereichen Logistik, PR, medizinisches Personal oder Fahrerbetreuung kommen. Im Vergleich zu Träger:innen eines roten Passes ist es ihnen verboten, im "Technischen Bereich" der Box mit einem Laptop an technischen Daten zu arbeiten. Auch dürfen sie nicht während einer Session die Boxengasse betreten. Der Zutritt zur Startaufstellung ist mit einem zusätzlichen Grid-Sticker erlaubt, von denen es jedoch nur eine geringe Anzahl gibt.

Die niedrigste Stufe haben Gäste und Sponsoren eines Teams mit einem blauen Pass. Ihr Zutritt beschränkt sich auf den hinteren Bereich der Box, wo sie sich während einer Session (Training, Qualifying und Rennen) in einem separaten Zuschauer:innen-Bereich aufhalten müssen. Jedes Team darf acht solcher Pässe vergeben. Zusätzlich gibt es zwei weitere für Gäste der Fahrer, etwa deren Familie. Auch hier ist der Zutritt zur Startaufstellung nur mit einem zusätzlichen Grid-Sticker gestattet. Ein zusätzlicher blauer Pass wird den Teams zugewiesen, die das Auspacken der Fahrzeuge am Installationstag nicht outsourcen.

Zu guter Letzt darf die FIA auf Anfrage Gästen von Herstellern einen dunkelblauen Pass ausstellen. Diese haben die gleichen Berechtigungen wie Träger:innen von blauen Pässen, dürfen aber zusätzlich immer die Startaufstellung betreten, ohne einen zusätzlichen Grid-Sticker zu besitzen.

Das Pass-System der Formel-E-Weltmeisterschaft 2022 im Überblick

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