Formel E

WEC-Start mit Ziel E-Lizenz: DTM-Champion Ayhancan Güven peilt Formel-E-Debüt in Saison 13 an

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Ayhancan-Güven-Porsche-Rookie-Test-Cockpit-Bird-view

Trotz seines Titelgewinns 2025 mit Manthey Racing wird Porsche-Werksfahrer Ayhancan Güven im kommenden Jahr nicht erneut in der DTM starten. Stattdessen wechselt der Türke für das Jahr 2026 zur Mannschaft des Porsche-Kundenteams in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC. Der Plan: Güven soll hier genügend FIA-Superlizenzpunkte sammeln, um zum Start der Gen4-Ära im zweiten Porsche-Werksteam in der Formel E antreten zu dürfen.

Ayhancan Güven hat bekannt gegeben, die DTM nach seinem Titelgewinn 2025 zu verlassen. Einen Tag später hat Manthey Racing den Türken als neuen Fahrer für sein GT3-Programm in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC auf dem Auto mit der Startnummer 91 bekannt gegeben. Hier gewann das Porsche-Kundenteam die vergangenen beiden Saisons jeweils den Titel.

 
 
 
 
 
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Der Hintergrund dieses Wechsels ist nach Informationen von e-Formel.de der Plan, Güven den Formel-E-Einstieg in Saison 13 zu ermöglichen. Porsche wird dann erstmals mit zwei Werksteams in der Elektrorennserie antreten und hat ganze vier Cockpits zu besetzen.

Lizenzbedingungen bislang nicht erfüllt

Problematisch jedoch: Um in der Formel E starten zu dürfen, muss ein Fahrer eine sogenannte E-Lizenz beantragen. Um diese zu bekommen, benötigt der Fahrer Superlizenz-Punkte der FIA. Diese werden überwiegend in Formelrennserien vergeben - Güven ist jedoch in seiner Karriere bislang nie Rennen in Formelfahrzeugen gefahren. Porsche muss sich hier also einen "Plan B" überlegen.

Laut Anhang L des International Sporting Codes der FIA sind 20 Superlizenzpunkte für die E-Lizenz notwendig. Ausnahmen wären der Besitz einer Formel-1-Superlizenz oder herausragende Leistungen in Einsitzer-Rennserien, in denen mindestens 20 Punkte pro Saison für den Meister vergeben werden: Formel 2, Formel 3, IndyCar oder Super Formula.

Alternativ ist der Erhalt der E-Lizenz auch mit 15 Punkten möglich, sobald der Fahrer mindestens 100 km in einem Formel-E-Fahrzeug der aktuellen Generation in einem Freien Training und/oder in einem offiziellen Test zurückgelegt hat. Diese Vorgabe erfüllt Güven, der beim offiziellen Rookie-Test im Juli in Berlin mit der zweitbesten Rundenzeit aller Fahrer überzeugte und am Vormittag 59 Runden sowie am Nachmittag 28 Runden fuhr. Auf der 2,374 km langen Strecke entspricht dies mehr als 206 Kilometern.

Durch seinen DTM-Titel 2025 konnte Güven bislang jedoch nur sechs Superlizenzpunkte sammeln. Der Vizemeistertitel in der Intercontinental GT Challenge 2024 hilft ihm hier nicht weiter, da diese nur aus vier Rennen bestand. Fünf Rennen sind laut FIA-Reglement mindestens notwendig, damit in einer Serie überhaupt Punkte für die Superlizenz vergeben werden.

9 Punkte fehlen: WEC-Einsatz für Güven alternativlos

Güven benötigt also bis zum Saisonstart der Formel E im kommenden Jahr dringend noch weitere neun Punkte. Hier kommt ins Spiel, dass es in der WEC deutlich mehr Zähler zu holen gibt als in nationalen GT3-Serien wie der DTM. Während er sich selbst im Falle des erneuten DTM-Titelgewinns nicht für die E-Lizenz qualifizieren würde, wäre dies in der WEC möglich. Hier müsste er mit Manthey Racing die LMGT3-Klasse auf einem der ersten beiden Plätze abschließen, um die neun fehlenden Punkte ergattern zu können. Das Punkteschema beträgt hier für die ersten Drei 12 - 10 - 7.

Außer der LMGT3-Option hätte es für Porsche nur zwei Alternativen gegeben: Güven hätte hierzu entweder in der Prototypen-Klasse der IMSA starten müssen - ein auch politisch schwieriges Unterfangen, da nach dem Porsche-Ausstieg aus der Hypercar-Klasse der WEC die dortigen Fahrer Julien Andlauer, Kevin Estre und Laurens Vanthoor bereits für die IMSA-Cockpits vorgesehen sind. Güven hat im Gegensatz zu diesen Piloten noch gar keine Rennerfahrung mit dem Porsche 963.

Die andere Möglichkeit: Güven in einer Formelserie unterbringen. Auch hier gilt jedoch, dass sich der Türke ohne jede Vorerfahrung gegen Fahrer durchsetzen müsste, die bereits mehrere Jahre Formelsport betreiben und daher in nahezu sämtlichen Bereichen - angefangen bei den Reifen, der Fahrzeugabstimmung bis zur Zusammenarbeit mit den Ingenieuren - im Vorteil wären. Die Erfolgsaussichten lägen nahezu bei null.

Anders sieht es in der WEC aus, wo sich drei Fahrer ein Auto teilen: Porsche könnte dem DTM-Champion hier zwei schnelle und erfahrene GT3-Teamkollegen geben, die gemeinsam mit dem Türken um Siege kämpfen können. Der provisorischen WEC-Meldeliste zufolge könnte der Amateurfahrer, den ein GT3-Team zwingend einsetzen muss, der Brite James Cottingham sein, der bislang für United Autosports einen McLaren pilotierte.

Ob es für Güven tatsächlich zur E-Lizenz reichen wird, sehen wir spätestens am 7. November 2026, wenn das WEC-Saisonfinale in Bahrain ausgetragen wird. Wenige Tage später sollen die ersten Vorsaisontestfahrten mit den Gen4-Boliden der Formel E stattfinden - möglicherweise dann mit Güven im zweiten Porsche-Werksteam.

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