Formel E

Wehrlein nach Formel-E-Crash aus Krankenhaus entlassen: Porsche identifiziert Elektronikproblem als Unfallursache

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Pascal-Wehrlein-walks-down-Pitlane

Das 1. Freie Training des Hyderabad E-Prix 2023 lief erst seit zwei Minuten, als Pascal Wehrlein mit hoher Geschwindigkeit in die äußere Streckenbegrenzung von Kurve 18 krachte. Obwohl sich der Deutsche kurz darauf aus eigener Kraft aus dem Wrack befreien konnte, wurde der er im Krankenhaus untersucht. Porsche zog die verbliebenen drei Fahrzeuge aus dem Training zurück. Ein erster Verdacht für die Unfallursache liegt bereits vor.

Einen unglücklicheren Start in sein erstes Wochenende als WM-Spitzenreiter hätte sich Pascal Wehrlein wohl selbst nicht ausmalen können. Kurz nach dem Beginn des 1. Freien Trainings verlor der Deutsche die Kontrolle über seinen von Porsche gebauten Rennwagen. Mit hoher Geschwindigkeit schlug er in die äußere Barriere der Rechtskurve 18 ein - ein einfacher Betonblock. Das Training wurde mit roten Flaggen unterbrochen, Wehrlein kurz darauf als Vorsichtsmaßnahme ins örtliche Krankenhaus gebracht.

Inzwischen ist er wieder aus dem Krankenhaus entlassen und gilt als "fit" für eine Rennteilnahme. Noch am Teamfunk äußerte der Deutsche einen ersten Verdacht, der Porsches Analysen geleitet haben dürfte: "Das Strompedal blieb offen", sagte der 28-Jährige schnaufend. Porsche traf deswegen eine für den Rest des Rennwochenendes potenziell wegweisende Entscheidung: Weder Wehrleins Teamkollege Antonio Felix da Costa noch die Fahrer des Porsche-Kundenteams Andretti sollten das Training fortsetzen. Jake Dennis, der nach Wehrleins Crash immerhin eine Installationsrunde gefahren war, wurde ebenfalls zurück an die Garage gerufen.

Wehrleins Eindruck könnte ein Elektronikproblem im Antriebsstrang des 99X Electric nahelegen. Diese Information gab am Freitagnachmittag auch Sean McGill, der Renningenieur von Jake Dennis (Andretti), seinem Fahrer weiter: "Es betrifft alle Porsche-Antriebsstränge, Kumpel", sagte er am Teamfunk, den alle Fans über die offizielle Formel-E-App mithören können. "Wir vermuten, dass eine CAN-Verknüpfung nicht korrekt war. Dadurch könnte der Antriebsstrang in einen Fehlermodus gewechselt sein."

Fehlerhafte Verknüpfungen in der Fahrzeugelektronik?

Für jenen CAN-Bus - eine Steuerleitung für diverse elektronische Funktionen und Geräte - hatte die FIA erst am Montag neue Parameter festgelegt. Mit ihnen sollte unter anderem das LED-System der Gen3-Fahrzeuge mit der Autoelektronik verknüpft werden (wir berichteten). Somit könnte künftig eine Steuerung der LEDs in Abhängigkeit vom Leistungsmodus denkbar sein - etwa ein magentafarbenes Blinken im Attack-Mode, wie es schon bei den alten Gen2-Autos üblich war.

Der zunächst unbestätigte Verdacht von Andretti, dass durch die neuen LED-Funktionen eine falsche Verknüpfung gesetzt worden sei, könnte eine Fehlinterpretation von Fahrzeugdaten durch das Steuergerät zur Folge haben. Inzwischen bestätigte die Porsche, dass es sich um eine "Fehlfunktion der Auto-Kontrolleinheit" handelte. Eine Stellungnahme zu den weiteren Hintergründen des Wehrlein-Unfalls steht noch aus.

Auch FIA äußert großes Interesse am Unfall

Das Porsche-Team aus Weissach erhielt unmittelbar nach dem Ende des 1. Freien Trainings Zugang zum Auto und arbeitete am Freitag mit Hochdruck an der Identifikation der genauen Unfallursache. In der "Pitlane Show" auf dem YouTube-Kanal der Formel E war nach dem Training zu sehen, wie sich außerdem die für die Formel E zuständige Technische Delegierte der FIA, Alessandra Ciliberti, ein Bild vom Auto machte. Das Interesse an der Ursache des Wehrlein-Unfalls ist also groß. Auch Porsche erklärt: "Wir werden den Auslöser nach dem Wochenende in enger Absprache mit der FIA nach dem Wochenende suchen."

Am Freitagnachmittag deutscher Zeit begann in der Porsche-Garage zudem die Reparatur des schwer beschädigten Wagens von Wehrlein. Der Start ins 2. Freie Training ist in der Nacht auf Samstag für 3:40 Uhr deutscher Zeit geplant. Ob Porsche seinen Fahrern bis dahin wieder eine "Starterlaubnis" gibt, bleibt abzuwarten.

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