Formel E

Wehrlein setzt auf Erfahrung: "Würde Mexiko-Rennen heute wahrscheinlich gewinnen"

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Pascal Wehrlein blickt mit gemischten Gefühlen auf seine Zeit in der Formel 1 zurück. Nachdem er 2015 den DTM-Titel gewann, fehlte dem Deutschen in der "Königsklasse" zumeist das nötige Material, um mit der Spitze mithalten zu können. Nach einer Saison bei Mahindra verschreibt sich Wehrlein nun voll und ganz der Formel E - und macht eine Kampfansage an die Konkurrenz.

Wehrlein beendete sein erstes Jahr in der Elektroserie auf Platz 12 in der Fahrerwertung. Mehrmals stand er in der Saison 2018/19 kurz vor einer Podiumsplatzierung, die ihm - mit Ausnahme des Santiago E-Prix, als er Platz 2 erreichte - häufig nur knapp verwehrt blieb. "Wir sind gut in das Jahr gestartet, hatten in der zweiten Hälfte der Saison aber einfach nicht die Pace", wiederholt Wehrlein das Mahindra-Mantra aus der Sommerpause bei 'Inside Electric'.

In den Wochen zwischen dem New-York-Saisonfinale und dem Auftaktrennen der laufenden Saison in Diriyya ging Wehrleins Team hart mit sich selbst ins Gericht. Die nur mittelmäßigen Ergebnisse veranlassten Teamboss Dilbagh Gill im Sommer sogar dazu, die Kooperation mit Campos Racing aufzukündigen.

"Ich habe nach New York eine Pause gebraucht", erläutert Wehrlein. "Dann habe ich mich aber relativ schnell entschieden, meinen Vertrag zu verlängern. Ich bin noch nicht ansatzweise bei 100 Prozent meines Potenzials. Ich habe jetzt deutlich mehr Erfahrung, gerade in Sachen Energiemanagement bin ich besser. Wenn ich heute noch einmal das Mexiko-Rennen fahren müsste, würde ich wahrscheinlich gewinnen."

Keine F1-Rückkehr geplant

Der 25-Jährige spielt dabei auf den Mexico City E-Prix an, in dem er über mehrere Runden gegen Lucas di Grassi (Audi) kämpfte und erst wenige Meter vor der Ziellinie die Führung verlor, da er seine Energie aufgebraucht hatte. Eine Strafe für ein Abkürzen der Strecke spülte Wehrlein letztlich auf Rang 6 zurück.

Eine Rückkehr in die Formel 1, in der er 2016 und 2017 fuhr, kommt für Wehrlein indes nicht mehr infrage: "Ich hatte dort eine gute Zeit, aber es waren nicht meine liebsten Jahre. Ich bin in der Formel 1 für Teams gefahren, die oft nicht die Performance hatten, um in die Punkteränge zu fahren. Das Gefühl, ein F1-Auto zu fahren, ist natürlich toll. Aber Platz 10 bringt einem nicht die Genugtuung, die einem ein Sieg bringt."

"Bei Sauber bin ich mit dem Motor aus dem Vorjahr gefahren. Das war am Anfang noch okay, aber als wir am Ende der Saison auf den Geraden 20 km/h langsamer als die Konkurrenz waren, hat es keinen Spaß mehr gemacht. Aber so läuft es halt manchmal, Ich bereue nichts. Es war eine gute Zeit, aber ich möchte konkurrenzfähig sein."

Formel-E-Ziel bleibt der Titelgewinn

Wehrlein eröffnete im letzten Jahr mit der Formel E ein neues Kapitel seiner Karriere. Gemeinsam mit dem erfahrenen Belgier Jerome d'Ambrosio erreichte er in der Saison 2018/19 für Mahindra den sechsten Platz in der Teamwertung. Dank einem neunten Rang beim Saisonauftakt von d'Ambrosio ist Mahindra nach den ersten zwei Läufen der neuen Saison Gesamtzehnter.

"Jerome und ich haben eine sehr gute Beziehung zueinander. Ich bin sehr froh, ihn als Teamkollegen zu haben", so Wehrlein. "Er hat mir viel beigebracht, besonders zu Beginn, als ich neu in der Meisterschaft war. Wir teilen unsere Fahrzeugdaten miteinander, aber man lernt natürlich nur dazu, wenn man seine eigenen Erfahrungen sammelt."

"Ich kenne jetzt die Strecken und weiß, was mich erwartet. So kann ich schneller mit der Setup-Arbeit beginnen und das Auto verbessern. Das ist wichtig, denn in der Formel E wollen alle gewinnen. Das ist auch mein Ziel: Nach dem DTM-Titel und zwei Jahren als Hinterbänkler in der Formel 1 will ich mich jetzt in eine Position bringen, um wieder Rennen und Meisterschaften zu gewinnen", sagt Wehrlein.

Konstanz als Schlüssel zum Erfolg

Das Einzige, was Mahindra derzeit noch fehle, sei die Konstanz. Das Team müsse dem Trend des vergangenen Jahres entgegensteuern: "Wir sind gut gestartet, aber weil die anderen nicht schlafen, haben sie im Verlauf der Saison größere Fortschritte als wir gemacht."

Die nächste Gelegenheit für den indischen Rennstall und Pascal Wehrlein sich zu beweisen, bildet der Santiago E-Prix in Chile. Dort startet die Formel E kurz nach dem Jahreswechsel am 18. Januar 2020 in das dritte Rennen der laufenden Saison.

Foto: Lou Johnson / Spacesuit Media

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