Weniger Emissionen, Diesel an der Rennstrecke: Formel E veröffentlicht Nachhaltigkeitsbericht für Saison 2022
Tobias Bluhm
"Rennsport für eine bessere Zukunft" - Mit diesem Titel überschreibt die Formel E ihren Nachhaltigkeitsbericht für die Saison 2022. In dem am Donnerstag veröffentlichten Report präsentierte die Elektroserie neue Daten zu ihrem Einfluss auf das Klima und zu ihren Bestrebungen, sozial und wirtschaftlich nachhaltig zu handeln. Abermals konnte die Serie ihre Klimabilanz verbessern, bestätigte erstmals aber auch, Diesel für die Energiegewinnung an der Strecke zu nutzen.
Die Klimabilanz der Formel E wird seit der Saison 2014/15 von der Firma Quantis überwacht. In der Saison 2022 verursachte die Serie laut Zahlen des Unternehmens einen Ausstoß von 33.800 Tonnen CO2-äquivalenten Treibhausgasen, die mit dem Handel von Klimazertifikaten und weiteren Maßnahmen vollständig ausgeglichen wurden ("Netto-Null"). In der Vorsaison 2021 lag dieser Wert noch bei 19.600 Tonnen.
Die CO2e-Maßeinheit macht die Klimaauswirkungen verschiedener Emissionen miteinander vergleichbar, darunter Stickoxide, Wasserdampf, Schwefeldioxide oder Rußpartikel. Eine Tonne Methan ist beispielsweise rund 25-mal klimaschädlicher als eine Tonne CO2. Sie würde in der Formel-E-Statistik folglich rund 25 Tonnen CO2e entsprechen.
Im Vergleich: Die Emissionen der Formel E seit Saison 1
Weniger Emissionen pro Rennen als in Saison 5
Maßgeblich für die höheren Emissionswerte im Vergleich zum Vorjahr dürfte die größere Anzahl an Überseerennen sein. Fanden 2021 nur drei Veranstaltungen außerhalb Europas statt, gab es 2022 sechs Events außerhalb des "Heimat-Kontinents" vieler Teams. Bestärkt wird der Effekt der zusätzlichen Rennen durch die häufig kritisierten Reiserouten, wie etwa in der zweiten Jahreshälfte, als die Fahrzeuge binnen zwei Monaten von Berlin nach London verschifft wurden - mit Zwischenstationen in Indonesien, Marokko und den USA.
Für die Formel E sind die Werte aus ihrer achten Saison dennoch ein Erfolg: Bis 2030 will sie ihre Emissionen im Vergleich zu Saison 5 (2019/20) um 45 Prozent reduzieren. Damals verursachte die Serie im Schnitt 3.461 Tonnen CO2e pro Rennen. Im Vergleich dazu konnte sie diesen Wert im letzten Jahr um rund 25 Prozent reduzieren (2022: 2.112 t CO2e pro Rennen).
Abermals machte dabei die Fracht einen Großteil der Emissionen aus, allen voran der Lufttransport. Laut Angaben von Quantis sind 73 Prozent aller Emissionen auf den Transport der Fahrzeuge und des Boxengassenequipments zurückzuführen. Geschäftsreisen des Formel-E-Personals machten 13 Prozent der Emissionen aus, sieben Prozent die "Race Operations" (Infrastruktur, Streckenbau, Energie zum Laden der Fahrzeuge).
Fossile Brennstoffe deckten ein Drittel des Energiebedarfs
Erstmals gewährte die Formel E in einem Nachhaltigkeitsbericht auch einen Einblick in die Art und Weise, wie die Energie für ihre Rennen generiert wird. Insgesamt benötigte die Serie in ihrer Saison 3.384 MWh Energie für alle Prozesse auf und abseits der Strecke (199 MWh pro Rennen, inklusive Testtage). Der Großteil davon wurde aus nachhaltigen Quellen wie hydriertem Pflanzenöl gewonnen.
Rund ein Drittel des Energiebedarfs wurde jedoch durch fossile Brennstoffe wie Erdgas oder Diesel gedeckt. Dieser Bedarf lässt sich auf das Formel-E-Hauptquartier in London sowie auf die Rennen in Saudi-Arabien, Mexiko und Südkorea zurückführen. Es ist das erste Mal, dass die Formel E den Einsatz von Dieselgeneratoren an ausgewählten Rennstrecken offiziell bestätigt. Bei allen anderen Rennen wurden nachhaltige Energieträger verwendet. Eine vollständige Übersicht über den Energieverbrauch kannst du der Tabelle entnehmen.
Übersicht: Energieverbrauch der Formel-E-Saison 2022
Lauf | Ort | örtl. Stromnetz (MWh) | Erdgas (MWh) | hydr. Pflanzenöl (Liter) | B100-Biodiesel (Liter) | Diesel (Liter) | GESAMT (Liter) |
0 | Valencia | 4 | 9.200 | 9.200 | |||
1+2 | Diriyya | 8.000 | 80.000 | 23.000 | 111.000 | ||
3 | Mexiko-Stadt | 23.000 | 23.000 | ||||
4+5 | Rom | 12 | 18.000 | 18.000 | |||
6 | Monaco | 33 | 2.200 | 2.200 | |||
7+8 | Berlin | 44 | 8.000 | 8.000 | |||
9 | Jakarta | 32.000 | 32.000 | ||||
10 | Marrakesch | 12.200 | 12.200 | ||||
11+12 | New York City | 12 | 36.000 | 36.000 | |||
13+14 | London | 47 | - | ||||
15+16 | Seoul | 53.500 | 53.500 | ||||
- | London (HQ) | 300 | 248 | ||||
GESAMT | 451 | 248 | 125.600 (1.141 MWh) |
80.000 (797 MWh) |
99.500 (995 MWh) |
305.100 |
Fokus auch auf soziale & wirtschaftliche Nachhaltigkeit
Neben dem Blick auf die Ökologie, für die die Formel E in der abgelaufenen Saison abermals einige Auszeichnungen gewann, legte die Meisterschaft auch einen Fokus auf soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit. So wurden mehr als 600.000 Euro für philanthropische Zwecke und lokale Engagements ausgegeben. Bei der "FIA Girls on Track"-Initiative etwa nahmen 450 Mädchen an Workshops zum Motorsport teil.
"Mit dem doppelten Ziel, die Formel E zum Wohle der Menschen und unseres Planeten zu nutzen, haben wir neue Initiativen entwickelt", resümiert die Nachhaltigkeitsbeauftragte der Formel E, Julia Palle, das vergangene Jahr. "Ob wir uns auf Kinder, das Gemeinwesen, die Geschlechtervielfalt, den Umweltschutz oder die Entwicklung von Spitzentechnologien konzentrieren: Wir setzen uns dafür ein, die Auswirkungen des Klimawandels zu mindern und nachhaltigen Fortschritt für alle Menschen zu beschleunigen."
Den vollständigen Nachhaltigkeitsbericht kannst du dir auf der offiziellen Webseite der Formel E in englischer Sprache herunterladen.
1 Kommentare
Brandonthine ·
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