Formel E

Formel E: Cassidy verliert nach "überfälliger" Nullnummer WM-Spitze, Evans trotz Podium in Jakarta enttäuscht - "Wie eine fahrende Straßensperre"

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Nick-Cassidy-Formula-E-Jakarta

Ein überraschendes Podium von Mitch Evans und ein siebter Platz des vormaligen WM-Führenden Nick Cassidy - mehr Zählbares war für Jaguar und Envision in Jakarta nicht zu holen. Beim Hitzerennen in Indonesien erlebten beide Teams einen Rückschlag im Titelrennen. Die Fahrer haben für die schwachen Resultate bereits eine Diagnose gefunden: Es fehlte ganz einfach am Renntempo.

"So ein Tag war überfällig", seufzte Nick Cassidy, während er sich in einem aufblasbaren Pool mit Eiswasser hinter der Garage abkühlte und sich den Fragen eines TV-Journalisten stellte. Der Neuseeländer war als WM-Spitzenreiter mit großen Erwartungen zum E-Prix nach Jakarta gereist. Doch die großen Hoffnungen wurden im Verlauf des Wochenendes zur ebenso großen Enttäuschung. Nachdem er am Vortag mit Position 7 immerhin ein paar Zähler gesammelt hatte, ging Cassidy im Sonntagsrennen von Indonesien nach einem Fremdkontakt leer aus.

"Uns lag die Strecke einfach nicht. Zwar haben wir zwischen den E-Prix gute Arbeit dabei geleistet, um die Daten zu analysieren. Aber dann habe ich im Qualifying einen Fahrfehler gemacht, der uns teuer zu stehen kam", bewertet er seinen Renntag im Fernseh-Weltsignal der Elektroserie. "Somit bin ich im 'Dschungel' (Mittelfeld) gelandet, fuhr mit passabler Pace irgendwie mit und habe dann noch einen Fehler gemacht."

Cassidy bleibt optimistisch: "Noch ist nichts verloren!"

Cassidy spielt dabei auf den Unfall mit Pascal Wehrlein an, der ihn in Rennrunde 19 aus dem Kampf um die Top 10 warf. Mit einem gewagten Manöver wollte er in Kurve 16 den Porsche-Fahrer überraschen, verschätzte sich jedoch beim Abstand nach vorn und beschädigte seinen Frontflügel am linken Hinterrad von Wehrlein. Nach einem Boxenstopp blieb ihm somit nur noch der Energiesparmodus und die Hoffnung, dass ihm ein Safety-Car wieder den Anschluss ans Feld bringen könnte. Doch dazu sollte es nicht kommen.

Cassidy beendete den E-Prix abgeschlagen auf dem 18. Platz. Ausgerechnet sein Unfallgegner, Pascal Wehrlein, übernahm somit die WM-Führung. Und auch Jake Dennis verdrängte den "Kiwi" - Cassidy ist nun Gesamtdritter. Davon will sich der 28-Jährige aber nicht verunsichern lassen. "Es sind nur sechs Punkte, die mich von der Spitze trennen. Bei den verbleibenden fünf Rennen sind noch über 125 Zähler zu vergeben - da ist noch nichts verloren!"

Jaguar kämpft mit Balance-Problemen & Teamkollegen-Unfall

Worte, die auch James Barclay Mut machen dürften. Der Formel-E-Teamchef von Envisions Antriebspartner Jaguar beobachtete am Samstag, wie sich seine Werksfahrer gegenseitig aus dem Rennen crashten - zum zweiten Mal in dieser Saison. Immerhin sonntags gab es für Barclay einen kleinen Grund zur Freude: Mitch Evans erreichte das Ziel auf Position 3 und sammelte 15 wichtige Punkte für die Gesamtwertung.

"Ehrlicherweise hatte ich gar nicht mit einem Podium gerechnet", gesteht Evans nach dem Sonntagsrennen. "Das Auto war nie im richtigen Balance-Fenster. In den Trainings haben wir alle möglichen Setups ausprobiert, es aber nie wirklich zum Laufen bekommen."

Vor einem Jahr konnte Evans den E-Prix in Indonesien noch gewinnen. Aber auch, wenn es 2023 nur für eine Handvoll Führungsrunden reichte, will der Neuseeländer das Sonntagsrennen als Erfolg verbuchen: "Dafür, dass wir dieses Wochenende schon fast als Testgelegenheit abgetan hätten, lief es im Qualifying ziemlich gut", sagt er.

Ineffizienz "ist ein kleines Mysterium"

"Im Rennen haben aber wahrscheinlich alle gesehen, dass ich nicht meine normale Pace hatte. Wir waren so ineffizient, dass ich am Ende wie eine fahrende Straßensperre für die anderen war. Das ist ein kleines Mysterium. Aber ich bin glücklich, nach einem so schwierigen Rennen auf dem Podium stehen zu können."

Gar nicht erst an den Start schaffte es am Rennsonntag sein Teamkollege Sam Bird. Der Brite hatte vor dem E-Prix in seinem Auto Platz genommen, als er ein technisches Problem bemerkte. Sein Fahrzeug wurde zurück in die Boxengasse geschoben, wo Jaguar hektisch versuchte, das Problem über eine Laptop-Verbindung zum Wagen zu lösen. Doch die Reaktivierungsversuche blieben erfolglos: Birds Jakarta-Sonntag war gelaufen, bevor er richtig begonnen hatte. Nach dem Unfall am Samstag wird er dieses Wochenende gewiss so schnell wie möglich vergessen wollen.

In der Teamwertung liegt Jaguar nun mit 171 Punkten auf Gesamtrang 3, 19 Zähler hinter dem eigenen Kundenteam Envision. An der Spitze des Tableaus hat Porsche einen Vorsprung von 22 Punkten. Für die Rennställe der Formel E beginnt nun die Analysearbeit, ehe es in drei Wochen zum Wiedersehen auf der Rennstrecke kommt: Der Portland E-Prix in den USA ist für den 24. Juni 2023 angesetzt.

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