Formel E

"Wie er mit Druck umgeht, ist essenziell": Pascal Wehrleins Weg zum Formel-E-Weltmeister

Svenja König

Es war bei den Testfahrten im Herbst 2018 als der 23-Jährige Pascal Wehrlein erstmals das Fahrerlager der Formel E betrat - damals im Rennenazug von Mahindra. Heute ist er der erste deutsche Weltmeister im Formelsport seit Nico Rosberg, den er sich vor allem durch seine Nervenstärke im Titelkampf gesichert hat.

Mit 20 Jahren krönte er sich zum jüngsten DTM-Champion. Pascal Wehrlein war schon immer eines der größten deutschen Motorsporttalente. Von der Tourenwagenserie ging es früh in die Formel 1 - erst zu Manor und nach deren Insolvenz für eine Saison zu Sauber. Mit dabei immer der Druck sich beweisen zu müssen, da damalige Talente wie Charles Leclerc nur auf ihr Cockpit warteten. Nicht selten sah man es unter der Oberfläche des Deutschen brodeln, der es immerhin zweimal im Sauber in die Top 10 schaffte.

"Am meisten stolz bin ich darauf, es als Profirennfahrer geschafft zu haben und mein Geld damit zu verdienen. Denn in den Nachwuchsserien war es nicht immer leicht für uns", sagte er in Monaco bei e-Formel.de. Doch es sollte zunächst nicht einfacher werden für den Deutschen. Nach seinem Formel-1-Aus kehrte er 2018 mit Mercedes zurück in die DTM, bis sich Mercedes sich aus dieser verabschiedete. Nachdem er sich mit HWA nicht über ein Formel-E-Engagement einigen konnte, löste er seinen Vertrag als Werksfahrer auf und fuhr mit Mahindra in der Formel E - wo er wie eine Rakete einschlagen sollte.

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Laudenbach: "Einer der talentiertesten Rennfahrer, den du bekommen kannst"

Beim Saisonstart musste er sich von Felix Rosenqvist ersetzen lassen - vermutlich aufgrund eines komplexen Vertrags mit HWA. Doch schon bei seinem zweiten Rennen stand er in Santiago auf dem Podium. Platz 2 hinter Sam Bird. Drei Wochen später in Mexiko fuhr er auf die Pole und hätte fast seinen ersten Rennsieg geholt - wäre ihm nicht in der letzten Kurve der Strom ausgegangen.

"Als wir ihn geholt haben, war ich sicher, dass er einer der talentiertesten Rennfahrer ist, denn du bekommen kannst", sagt Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach bei den Kolleg:innen von The Race. "Wenn man sich seinen Fahrstil angeschaut hat, war und ist der enorm präzise und sauber. Auch wenn er hier und da noch zu wachsen und zu reifen hatte."

"Noch kein alter Hase, aber auch kein Rookie mehr"

In den Titelkampf konnte er gemeinsam Porsche aber erst mit Beginn der Gen3-Ära eingreifen. Dafür hatten die Stuttgarter einen enorm effizienten Antriebsstrang gebaut mit dem sie gemeinsam mit Kundenteam Andretti die drei Rennen in Mexiko und Diriyah gewinnen konnten. Böse Stimmen meinten schon da, dass Pascal Wehrlein und Jake Dennis sich nur gegenseitig würden schlagen können. Und tatsächlich sind sie auch die zwei Fahrer, die sich die Fahrertitel der Gen3-'Ära sicherten. Eine Kaffeefahrt war es für beide jedoch nicht.

Wehrlein beendete die neunte Formel-E-Saison mit 80 Punkten Rückstand auf Dennis. Hauptgrund dafür war die Qualifying-Performance des Teams. Nicht eine Pole Position holte das deutsche Team - durchschnittlich Startplatz 9,6 für Pascal Wehrlein. Ein Thema, was das Team in der Saisonpause anging und sich für diese Saison komplett neu aufstellte: In dieser Saison ist Wehrlein mit Startplatz 5,3 der durchschnittlich beste Qualifyer. Dreimal stand er auf der Pole. 

 
 
 
 
 
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Lebenstraum mit einem WM-Titel vergoldet

Doch in dieser Saison sprachen auch die Konstanz für ihn: Er beendete bis auf zwei Rennen alle Läufe in den Punkten. Die zwei Ausfälle folgten auf Kollisionen mit Vergne und Bird. Auf der Zielgerade konnte er im Meisterschaftskampf noch mal entscheidend zulegen: Während Cassidy in den letzten vier Rennen acht Punkte sammelte, sammelte Wehrlein 58. Möglicherweise entscheidend: sein Sieg im Samstagsrennen von London, als er Evans auf der Strecke überholte und so die Gesamtführung in der Weltmeisterschaft übernahm.

Diese Nervenstärke hat er sich in den letzten Jahren erarbeitet: "Er ist heute eine andere Persönlichkeit und ein kompletterer Rennfahrer. Er ist viel mehr auf den Punkt, als noch vor ein paar Jahren und das ist toll zu sehen", sagt Laudenbach bei 'The Race'. "Wie er mit Druck umgeht, ist essenziell", stimmt Modlinger bei ServusTV vor dem Rennen zu. Eine Energiequelle ist ohne Zweifel auch die Familie mit der er sich in der Schweiz ein Zuhause aufgebaut hast. "Für mich ist es das Größte, wenn ich im Beisein meiner Familie gewinne. Wenn sie an der Strecke sind, pusht mich das immer noch ein bisschen mehr", sagt er nach dem London E-Prix. Kein Wunder, dass „Soleya, Daddy ist Weltmeister!“ seine ersten Worte am Teamfunk nach der Zielüberfahrt von Rennen 2 waren.

Damit ist er nach Nico Rosberg der erste deutsche Weltmeister im Formelsport. Mit ihm haben nun alle ehemaligen Formel-1-Fahrer, die in dieser Saison in der Formel E an den Start gegangen sind, den Fahrertitel gewonnen. Die weiteren sechs EX-F1-Piloten sind Lucas di Grassi, Sebastien Buemi, Stoffel Vandoorne, Jean-Eric Vergne, Sebastien Buemi und Nyck de Vries.

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