Formel E

"World eX": DTM-Star Mike Rockenfeller stellt neue virtuelle Elektro-Rennserie vor

Timo Pape

Timo Pape

Le-Mans-Sieger und DTM-Champion Mike Rockenfeller und die RCCO E-Sport AG haben auf der SHIFT Convention im Rahmen der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin am Donnerstag eine neue virtuelle Rennserie vorgestellt. Die "RCCO World eX Championship" - kurz: World eX - ist eine E-Sport-Serie mit digitalen Elektrorennwagen, die auf gemischte Teams aus Rennfahrern und professionellen Simracern setzt.

Die neue Weltmeisterschaft auf Basis der Simulationssoftware rFactor 2 ist als Wettbewerbsplattform für die Automobilbranche sowie interessierte Teams und Unternehmen aus anderen Branchen gedacht. Insgesamt zehn Teams sollen jeweils einen möglichst namhaften Rennfahrer und einen versierten Simracer verpflichten, die zunächst in getrennten Klassen gegeneinander fahren, jedoch gemeinsam Punkte für ihr Team sammeln.

Beim Rennformat setzt die World eX auf Kurzweiligkeit: Alle Läufe werden als Sprintrennen ausgetragen, häufig auch in Kopf-an-Kopf-Duellen. Dabei orientierte sich der Veranstalter unter anderem am Rallycross-Sport und integrierte zudem eine "Super Power"-Funktion im Auto, die durch ein kurzfristiges Leistungsplus Überholmanöver vereinfachen soll.

Zunächst einmal will die Serie auf klassischen virtuellen Rennstrecken antreten, erklärte Mitbegründer Thomas Voigt am Dienstag während einer Pressekonferenz auf Nachfrage von 'e-Formel.de'. Später seien möglicherweise auch andere Kursarten oder gar eigens programmierte Strecken - etwa für das Saisonfinale - vorstellbar.

Neben der sportlichen Perspektive ist World eX als Kommunikationsplattform gedacht: So soll die neue RCCO-Rennserie den Rahmen für Informationen zu nachhaltiger Mobilität bilden. "Wir wollen Menschen zum Nachdenken anregen und dies gleichzeitig mit Spaß verknüpfen", sagt Rockenfeller, CEO und Mitbegründer der RCCO E-Sport AG.

"Wir müssen dafür sorgen, dass das Klima auf unserer Erde lebenswert bleibt. Das gelingt uns nur, wenn jeder von uns seinen Beitrag leistet und wir alle gemeinsam daran arbeiten", so der 36-Jährige aus Neuwied. "World eX wird zeigen, dass Nachhaltigkeit sehr unterhaltsam sein kann. Wir wollen das Bewusstsein für eine moderne, nachhaltige Mobilität schärfen. Und das mit Spaß beim Zuschauen und beim Fahren."

Virtuelles Auto mit mehr als 1.000 PS

Der Fahrzeug-Prototyp "eX ZERO" wurde von Rockenfeller gemeinsam mit erfahrenen Motorsport-Ingenieuren und Simulations-Spezialisten von Studio397 – bekannt für ihre Simulation rFactor - entwickelt. Herausgekommen ist dabei ein Elektro-Rennwagen mit 750 kW (rund 1.020 PS) und einem Gewicht von 1.000 kg. Angetrieben werden alle vier Räder. Die Themen Nachhaltigkeit und Serienrelevanz waren von Beginn an gesetzt. Das Kürzel "eX" im Meisterschaftsnamen steht demnach für "electric experimental prototypes".

Die technische Basis steht allen teilnehmenden Teams und Herstellern zur Verfügung, die sie ihren Anforderungen und Wünschen entsprechend applizieren können. Die Antriebstechnik der eX-Rennwagen ist den Teilnehmern freigestellt - solang sie elektrisch ist. Dabei kann es sich sowohl um ein elektrisches Brennstoffzellen-Fahrzeug (FCEV) als auch um einen Batterie-elektrischen Rennwagen (BEV) handeln. Größtes und schwerstes Bauteil des BEV ist die Batterie, deren Energiemenge auf das neue Veranstaltungsformat mit seiner kurzweiligen Rennaction ausgelegt ist.

Für alle Teilnehmer einheitlich vorgeschrieben sind Reifen, deren Karkasse aus leichtgewichtigem Material besteht und die auf ultraleichte Felgen aufgezogen sind. Die Scheiben der mechanischen Bremse bestehen aus Carbon und unterstützen die Bremsleistung der E-Maschinen, die beim Verzögern Energie zurückgewinnen - Rekuperation spielt auch in der World eX eine wichtige Rolle.

VW ID.3, Porsche Taycan oder Tesla Model 3 willkommen

"Die Rennwagen sind 'Sustainable Beasts' mit 1.000 elektrischen PS und selbst für Profis extrem anspruchsvoll", meint Rockenfeller. "Für die Rahmenbedingungen haben wir uns sämtliche Fahrzeugkonzepte und Rennserien angeschaut." So sei der aerodynamische Abtrieb mit dem von GTE-Sportwagen vergleichbar. "Wichtig ist die passende Balance von Abtrieb und Bremsweg. Und mit einer etwas weicheren Abstimmung sowie größeren Bodenfreiheit erhöhen wir den mechanischen Grip. Das macht Überholmanöver einfacher."

"Für den Anfang haben wir ein komplettes Auto entwickelt, das von allen Teams eingesetzt werden kann", erklärt Rockenfeller das Konzept. "Wir gehen da einen ähnlichen Weg wie die Formel E in ihren Anfängen. Aber Hersteller und Partner können auch eigene Fahrzeuge entwickeln und an den Start bringen. Ihre Entwürfe und Designs werden auf die von uns entwickelte Fahrzeugcharakteristik abgestimmt. Das ermöglicht markenspezifische Kommunikation bei gleichzeitiger Chancengleichheit. Wichtig ist dabei, dass wir keine Fantasieprodukte wollen. Unsere Autos sollen einen engen Bezug zur Serie haben. Das kann zum Beispiel ein 'Super-ID.3' sein, aber auch eine Rennversion des Porsche Taycan oder Tesla Model 3."

Erste Testrennen für November 2020 angesetzt

Die ersten Testrennen sollen in gut zwei Monaten im November stattfinden. Einen konkreten Starttermin für die World eX gibt es bislang jedoch nicht. Voraussichtlich wird die Serie im Frühjahr 2021 anrollen. "Nach der grundsätzlichen Entwicklungsarbeit gehen wir jetzt in die nächste Phase mit Rennsimulationen und Feinschliff für den eX ZERO", erklärt Rockenfeller. Gemeinsam mit den Teams, den Herstellern und Technologiepartnern werden wir das Konzept kontinuierlich weiterentwickeln und dabei jeweils die neuesten Technologien aus der realen Welt einsetzen."

Die Daten, die während der Entwicklung und im Rennbetrieb gesammelt werden, will die Serie sowohl den Teams als auch den Fahrern für ihr Setup zur Verfügung stellen. Auch Fans sollen diesbezüglich Einblicke erhalten. Inwieweit die Zuschauer in den virtuellen Wettbewerb einbezogen werden oder womöglich sogar selbst mitfahren können, ist noch unklar.

Für all diejenigen, die sich selbst ein Bild vom World-eX-Konzept machen wollen: Auf der SHIFT Convention im Rahmen der IFA in Berlin haben anwesende Fachbesucher in diesen Tagen die Möglichkeit, den virtuellen Rennwagen selbst zu testen und sich mit Rennfahrer Rockenfeller zu messen. Der Simulator auf dem Stand der RCCO E-Sport AG wurde von Phoenix Racing entwickelt, Rockenfellers aktuellem Rennteam in der DTM.

Fotos: RCCO E-Sports AG

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