"Wusste nicht, ob meine Energie reicht" - Rene Rast schenkt McLaren erstes Podium in der Formel E
Timo Pape
Rene Rast bescherte seinem neuen Formel-E-Team McLaren im Samstagsrennen des Diriyya E-Prix in Saudi-Arabien das erste Podium seiner noch jungen Geschichte. Als Dritter erwehrte er sich bis zuletzt den Angriffen von Sam Bird und holte den dritten Pokal seiner Formel-E-Karriere. Nach dem Rennen sprach der 36-jährige Deutsche über sein zunächst schwieriges Elektro-Comeback, seine Gefühle und darüber, wie das Safety-Car sein Glück beeinflusst hat.
"Ich bin überwältigt", zeigte sich Rast kurz nach Rennschluss ausgelassen im TV-Weltsignal und fügte später bei 'ProSieben' an: "Mit dem Ergebnis hätte ich nicht gerechnet. Am Donnerstag (im 1. Freien Training) hatte ich überhaupt keine Pace. Dann haben wir eine riesige Lernkurve hingelegt und das Rennen heute perfekt umgesetzt. Jetzt hier auf dem Podium zu stehen, fühlt sich wie ein Sieg an. Erst die Pole-Position (von Teamkollege Jake Hughes), dann das Podium - wir können echt zufrieden sein mit dem Tag."
"Ich bin einfach sehr glücklich", so Rast weiter, "vor allem, wenn man sich anschaut, wo vor allem ich in Mexiko war (Ausfall). Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um das Auto zu verstehen und zu checken, was ich zu tun habe. Doch letztlich hat es geklickt. Das ist mir schon oft in meiner Karriere passiert, dass ich zu Beginn recht lange brauchte, um reinzukommen. Normalerweise bin ich gegen Ende einer Saison immer am stärksten. Hoffen wir mal, dass wir dieses Momentum aufrechterhalten können und noch besser werden."
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Schon in der Qualifikation zum dritten Saisonlauf konnte Rast mit Startplatz 3 glänzen. Im Rennen ging es zunächst eher nach hinten für den gebürtigen Mindener. Durch eine clevere Attack-Mode-Nutzung kam er zwischenzeitlich jedoch sogar auf Platz 1 vor, hatte allerdings einen Energienachteil gegen die Konkurrenten um sich herum. Gegen die Porsche-Autos von Pascal Wehrlein und Jake Dennis hatte er keine Chance. In den letzten Runden sah er sich zahlreichen Angriffen von Sam Bird ausgesetzt, konnte den Jaguar aber mit aller Macht bis zum Rennende hinter sich halten.
"Das Safety-Car hat plötzlich alles verändert"
"Eigentlich war ich vor der Safety-Car-Phase nicht wirklich in der Lage, gegen ihn zu kämpfen. Dann hat das Safety-Car plötzlich alles verändert, und ich dachte mir: Vielleicht haben wir ja eine Chance auf das Podium. Also habe ich angefangen, gegen ihn zu kämpfen. Es war nicht einfach am Schluss, mich gegen Sam zu verteidigen, denn er hatte extrem viel mehr Energie. Natürlich hatten wir ein bisschen Glück mit dem Safety-Car, aber das gehört auch dazu. Am Ende ist der Plan aufgegangen."
Rast verrät interessante Details, wie ihm die Neutralisierung in die Karten spielte: "Dadurch, dass das Rennen mit dem Safety-Car ein bisschen länger wurde, hatten wir zum Ende hin (in Relation) immer mehr Energie zur Verfügung. Unsere Lift-off-Punkte, also da, wo wir vom Gas gegangen sind, wurden immer später. Zum Schluss hatten wir fast ein Vollgas-Rennen, und so war es für ihn dann schwierig, mich noch zu überholen."
"Trotzdem wusste ich bis zur letzten Kurve nicht, ob meine Energie reicht", gibt Rast zu. "Ich hatte schon die erste rote Warnung auf der langen Gegengeraden. Daher war ich mir nicht sicher, ob ich nicht vorher noch ausrollen würde. Aber es hat alles geklappt."
Pole-Sitter Hughes lässt sich als Fünfter ins Ziel schieben
Gerade so geklappt hat es auch für Jake Hughes, wenngleich Rasts Teamkollege tatsächlich in der letzten Kurve der Strom ausging. Sein Fahrzeug rollte nur noch aus, doch dann wurde er kurioserweise von Mitch Evans angeschoben, der direkt hinter ihm war und auf das Heck des McLaren auffuhr. Sebastien Buemi zog nach rechts, um den beiden auszuweichen, und kam dadurch sogar noch vor Evans über den Zielstrich. Nicht aber vor Hughes, der ohne Energie und mit 78 Tausendstelsekunden Vorsprung noch Fünfter wurde!
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"Es war ein erfolgreicher Tag für mich und McLaren", findet Hughes. "Wir haben in unserem dritten Rennen die erste Pole-Position erreicht. Wir waren mit der Erwartung ins Rennen gegangen, dass wir uns zwar nicht mit den Porsche-Autos messen können, aber unser Ziel war, an einem guten Tag gegen die Jaguar-Fahrzeuge zu kämpfen. Am Ende konnten wir sogar beide McLaren-Autos vor je einem Jaguar platzieren. Ich freue mich schon sehr darauf, in ein paar Wochen nach Hyderabad zu fahren."
Hear from the pole-sitter himself, @JakeHughesRace! ?? pic.twitter.com/YjYksHQDol
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"Ein phänomenales Ergebnis, ich könnte nicht stolzer sein auf das Team", lobt McLaren-Teamchef Ian James. "Heute haben wir einen großen Kampf gesehen, der einmal mehr unterstreicht, wie unterhaltsam die Formel E bis zur letzten Minute sein kann. Dass sowohl das Team als auch die Fahrer diesem Druck standgehalten haben, zeugt von ihrem starken Charakter."
Nach einem durchwachsenen Saisonstart in Mexiko gibt sich der Brite durchweg optimistisch: "Ich habe das Gefühl, dass es klick gemacht hat, was mir wirklich Hoffnung für die Zukunft gibt. Ich freue mich für natürlich Rene, aber auch für Jake - seine Pole heute war wirklich herausragend." Hughes hatte McLaren am Nachmittag bereits die erste Pole-Position in der Formel E gesichert, Rast besorgte schließlich den ersten Pokal.
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