Formel E

Zahlen, Daten, Fakten: Statistiken zu den Berlin-Rennen 5 & 6 der Formel E

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Die Formel-E-Saison 2019/20 ist mit drei abwechslungsreichen "Double-Headern" in Berlin zu Ende gegangen. Auch nach den letzten beiden Rennen haben wir das Geschehen in Tempelhof ganz genau unter die Lupe genommen und in einem ausführlichen Statistik-Artikel aufbereitet. Darin beleuchten wir unter anderem die statistischen Besonderheiten auf dem neuen Streckenlayout, Attack-Mode-Aktivierungen und die Performance aller Fahrer und Teams.

Besonderheiten beim Berlin E-Prix

  • In den beiden letzten Berlin-Rennen gab es identische Renndistanzen, beide Rennen gingen jeweils über 36 Runden. Zuvor hatte es in vier Runden vier unterschiedliche Rundenanzahlen gegeben.
  • Der Grund dafür: In den Läufen 5 und 6 gab es weder ein Safety-Car noch eine Full-Course-Yellow-Phase - zum ersten Mal seit dem Marrakesch E-Prix im Februar.
  • Am Mittwoch lagen zum ersten Mal in der Geschichte der Formel E alle qualifizierten Fahrer einer Qualifying-Gruppe innerhalb von einer Tausendstelsekunde. Es fuhren jedoch auch nur Mitch Evans und Maximilian Günther eine gezeitete Runde - die übrigen vier Piloten verpassten die grüne Ampel.
  • Neuer Bestwert: In der abgelaufenen Saison haben 22 verschiedene Fahrer an der Super-Pole teilgenommen. Der alte Rekord lag bei 20 Teilnehmern in Saison 5.
  • Sebastien Buemi ist dabei eindeutig der König der Super-Pole: Der Nissan-Pilot stand achtmal in dieser Saison im Shoot-out, der über die Pole-Position entscheidet.
  • Damit kommt der Schweizer auf 19 Super-Pole-Teilnahmen seit Einführung der Gen2-Boliden. Hier liegt er einsam an der Spitze der Statistik der letzten 24 Rennen.
  • Oliver Turvey, Neel Jani und Tom Blomqvist waren die einzigen Fahrer, die in dieser Saison nur einmal in die Super-Pole einzogen. Alle übrigen 19 Fahrer schafften es mindestens zweimal.
  • Oliver Rowland und Stoffel Vandoorne sicherten sich ihre ersten Siege in der Formel E.
  • Vandoorne und Nyck de Vries erzielten am Sonntag den zweiten Doppelsieg in dieser Saison. Gleichzeitig war es der erste Sieg überhaupt für das Mercedes-Werksteam.
  • Mercedes ist nach DS Techeetah und Audi erst das dritte Team, das einen Doppelsieg in der Formel E erzielt hat.
  • Mit Günther, Vergne, Rowland und Vandoorne hat in den letzten vier Saisonrennen immer der Neuntplatzierte der Gesamtwertung das Rennen gewonnen und sich damit auf Platz 2 verbessert.
  • Rene Rast erzielte am Mittwoch in seinem sechsten Formel-E-Rennen sein erstes Podium in der Formel E. Rekordverdächtig ist das jedoch nicht: Nach der ersten Formel-E-Saison gelang dies Felix Rosenqvist und Pascal Wehrlein schon in ihrem jeweils zweiten Rennen.
  • Auch Nyck de Vries erzielte am Donnerstag sein erstes Formel-E-Podium. Damit haben in der abgelaufenen Saison insgesamt 14 Fahrer von acht Teams auf dem Siegerpodest gestanden.
  • Keine Pokale für die Inder: Zum ersten Mal seit Saison 1 erzielte Mahindra Racing dieses Jahr kein Podiumsergebnis.
  • Die beiden Mercedes-Piloten erhielten 20 FANBOOSTS in elf Rennen. Lediglich in Marrakesch und im ersten Rennen von Berlin ging Nyck de Vries leer aus. Den Rekord von Audi in Saison 4 (21 FANBOOSTS) konnten sie jedoch nicht knacken - dafür hatte die verkürzte Saison zu wenige Rennen.
  • Nachdem Daniel Abt in den ersten fünf Rennen der Saison, als er noch für Audi startete, nur einen einzigen FANBOOST holte, erhielt er in Berlin für Nio sechs FANBOOSTS in Folge.
  • Abt hat in Berlin insgesamt zehn FANBOOSTS erhalten - mehr als jeder andere Fahrer in einer einzigen Stadt. Auf Platz 2 liegen Antonio Felix da Costa und Stoffel Vandoorne mit je sieben FANBOOSTS, ebenfalls in Berlin.
  • Lucas di Grassi ist als einziger Pilot in jedem einzelnen Rennen der Saison vor seinem Startplatz ins Ziel gekommen.
  • Berlin ist ein gutes Pflaster für di Grassi: Der Brasilianer erzielte hier schon zehnmal Punkte - so oft wie kein anderer Pilot in nur einer Stadt. Ohne seine Disqualifikation beim Berlin E-Prix 2015 - nachdem er als Erster über die Ziellinie gefahren war - wären es sogar elf Punkteergebnisse in der Bundeshauptstadt.
  • Nissan e.dams und Audi Sport ABT Schaeffler haben in elf Rennen der Saison zehnmal Punkte erzielt, unter anderem in allen sechs Berlin-Rennen. Das schaffte sonst kein Team.
  • Nio ist das erste Team in der Formel-E-Geschichte, das eine Saison komplett ohne Punkte beendet.
  • Zum ersten Mal seit dem Einstieg als offizieller Hersteller blieb BMW bei drei Rennen in Folge ohne Punkte.
  • Saisonübergreifend blieb Oliver Turvey zwölf Rennen punktlos. Er ist damit nur noch ein Rennen vom Negativrekord seines früheren Teamkollegen Tom Dillmann entfernt, der von den Rennen in New York City 2018 bis zu jenen an selber Stelle 2019 ganze 13 Rennen am Stück ohne Punkte blieb.
  • Platz 5 am Mittwoch bedeutete für Alex Lynn das beste Ergebnis in seiner Formel-E-Karriere.
  • Neel Jani erzielte am Mittwoch seine ersten Punkte in der Formel E.
  • Zuvor hatte der Schweizer seine erste Super-Pole in der Elektrorennserie erreicht - genau wie Tom Blomqvist.
  • Wenn Maximilian Günther in dieser Saison Punkte erzielte, stand er auch auf einer der beiden obersten Stufen des Podiums. Die Plätze 3 bis 10 kamen in Günthers Saison nicht vor.

Qualifying-Vergleich

So stand es teamintern am Saisonende.

DS Techeetah Felix da Costa  7 : 4  Vergne
Audi Sport ABT Schaeffler di Grassi  2 : 4  Rast
Envision Virgin Racing Bird  6 : 5  Frijns
Nissan e.dams Rowland  4 : 7  Buemi
BMW i Andretti Motorsport Sims  5 : 6  Günther
Mahindra Racing d'Ambrosio  2 : 4  Lynn
Panasonic Jaguar Racing Evans  0 : 2  Blomqvist
ROKiT Venturi Racing Massa  5 : 6  Mortara
Mercedes-Benz EQ Formula E Team Vandoorne  4 : 7  de Vries
Geox Dragon Sette Camara  3 : 3  Müller
Nio 333 FE Team Turvey  5 : 1  Abt
TAG Heuer Porsche Formula E Team Jani  3 : 8  Lotterer

Qualifying-Positionen & Super-Pole

Die besten Fahrer im Qualifying in der sechsten Saison waren Alex Lynn (durchschnittliche Position: 5,7), Sebastien Buemi (7,0) und Nyck de Vries (7,6). Diese Werte beziehen sich auf die Gruppenphase ohne Super-Pole. Am Ende des Feldes liegen James Calado (19,0), Daniel Abt (19,2) und Ma Qing Hua (22,0).

Buemi nahm achtmal an der Super-Pole teil, de Vries kommt auf sieben, Felix da Costa auf fünf Teilnahmen.

Sehr auffällig in Berlin: Kein einziger Fahrer schaffte es auf dem neuen Layout aus Gruppe 1 in die Super-Pole. Damit bleibt die Gruppe 2 mit 28 der 66 Super-Pole-Teilnehmer die rechnerisch erfolgreichste (42,42 Prozent). Gruppe 1 ist hingegen die erfolgloseste - nur sechsmal schaffte es ein Fahrer in die Super-Pole. Neben Antonio Felix da Costa (5) gelang dies nur noch Sam Bird in Mexiko.

Durchschnittliche Position im Rennen

In den Rennen schnitt Felix da Costa mit einer Durchschnittsposition von 6,2 mit Abstand am besten ab. Auf dem zweiten Platz liegt di Grassi mit 7,9 vor Buemi, der einen Schnitt von 8,3 hat. Es folgen Vandoorne (8,7) und Evans mit 8,8. Am Ende des Feldes: Turvey mit 17,8 vor Müller (18,5), Ma (19,2) und Sette Camara (19,8).

Positionsveränderungen im Rennen

Bei der Analyse der gewonnenen und verlorenen Plätze im Rennen schneiden naturgemäß die Fahrer am besten ab, die ein schwaches Qualifying hatten und sich im Rennen nach vorn arbeiten konnten. Besonders schwache Ergebnisse erhalten gewöhnlich die Fahrer, die nach einem guten Qualifying weit zurückgefallen oder gar ausgeschieden sind.

Der Gewinner dieser Wertung beim dritten "Double-Header" in Berlin ist Jean-Eric Vergne mit insgesamt 20 Position. Er schob sich einmal um sechs und einmal um 14 Positionen nach vorn. Dahinter liegen Mitch Evans mit 18 und Buemi mit elf Plätzen. Am Ende der Statistik rangiert Robin Frijns mit -18, davor Sette Camara (-16) und Turvey (-15).

Im Gesamtergebnis der bisherigen Saison gewinnt souverän Lucas di Grassi, der ganze 66 Positionen in den elf Rennen der Saison gutmachen konnte und dadurch in jedem Rennen vor seiner Startposition ins Ziel kam. Dahinter folgt Evans (44) vor Oliver Rowland (36), die sich beide ebenfalls in den Rennen deutlich stärker präsentiert haben als im Qualifying. Am Ende der Statistik steht weiterhin Frijns, der in dieser Saison 42 Positionen verloren hat. Auch Massa (-38), d'Ambrosio (-33), de Vries und Günther (je -31) haben hohe Verluste zu beklagen.

Rennrunden

Nur drei der 24 Fahrer legten alle 392 Rennrunden der sechsten Saison zurück: di Grassi, Evans und Turvey. Die wenigsten Runden gehen auf das Konto von Blomqvist, der es auf 72 Touren brachte. Mehr konnte der Brite in seinen beiden Rennen aber auch nicht erzielen. Bei den Fahrern, die alle Rennen bestritten haben, liegt Robin Frijns ganz hinten: Nach fünf Ausfällen, davon einer in Berlin sogar noch vor dem Rennstart, kommt der Virgin-Pilot auf nur 311 Runden.

Führungsrunden

Mit seinem Start-Ziel-Sieg am Mittwoch taucht nun auch Oliver Rowland in der Führungsrunden-Statistik auf. Es haben somit in der abgelaufenen Saison acht Fahrer ein Rennen angeführt. Alle haben auch mindestens ein Rennen gewonnen.

Felix da Costa gewann auch in dieser Statistik: 123 der 392 Runden lag der Portugiese in Führung. Mitch Evans schaffte 54 Führungsrunden, Alexander Sims 52, knapp vor Vergne (51). Vandoorne brachte es auf 40, Rowland auf 36, Günther auf 28 und Sam Bird, Sieger des Saisonauftaktes, auf acht Umläufe.

Attack-Mode: Erneut große Unterschiede zwischen beiden Rennen

Die Regularien für den Attack-Mode waren auch bei den Berlin-Rennen 5 und 6 wieder die altbekannten: Der Modus musste zweimal im Rennen aktiviert werden, die Zusatzleistung gab es dann für jeweils vier Minuten. Bei einer Rundenzeit von gut 1:17 Minuten konnten die Fahrer nach Aktivierung des Attack-Mode ziemlich genau drei Runden lang mit 235 kW angreifen oder verteidigen.

Performance-Analyse: Max Günther Sieger im Saisonfinale

Gewinner in unserem Performance-Rating ist dieses Mal Max Günther, der es auf 99,67 Prozent brachte. Der BMW-Pilot gewann zwei der drei Freien Trainings, auch wenn seine Pace im Qualifying (bedingt durch Gruppe 1) deutlich dahinter zurückblieb. Den zweiten Platz belegt Lucas di Grassi mit 99,63 Prozent knapp vor Sebastien Buemi (99,62). Nyck de Vries im Mercedes ist auf Platz 4 vor Rene Rast und Felix da Costa. Andre Lotterer im Porsche belegt nur Platz 17, Daniel Abt ist 24. und Letzter.

Umgerechnet in Meter ergäbe dies auf eine Runde (2,505 km) gesehen folgendes Bild: Günther läge 1,05 Meter vor di Grassi, der seinerseits 28 Zentimeter vor Buemi wäre. Äußerst knapp geht es im Mittelfeld zu: Robin Frijns und Oliver Rowland trennen auf den Positionen 9 und 10 weniger als zwei Zentimeter. Turvey liegt am Ende des Feldes schon mehr als 3,5 Meter hinter Blomqvist, Abt hat weitere sieben Meter Rückstand. Auf Günther fehlen ihm mehr als 28 Meter.

Teamwertung: Audi knapp vor Nissan und BMW

Bei den Teams gewinnt Audi die Performance-Analyse mit 99,75 Prozent. Dahinter folgt Nissan (99,70 Prozent) vor BMW mit 99,69 Prozent. Am Ende des Feldes rangiert wenig überraschend erneut Nio.

Auf eine Runde des 2.505 Meter langen Kurses gerechnet ergibt sich ein folgendes Bild: Audi läge durchschnittlich 1,20 Meter vor Nissan, BMW folgte aber nur 23 Zentimeter später. Ganz eng ist es zwischen DS Techeetah und Dragon: Nur rund neun Zentimeter trennen den Underdog, der es gerade mal auf zwei Punkte in dieser Saison brachte, vom Meisterteam. Abgeschlagen am Ende des Feldes liegt Nio. Den Chinesen fehlten fast neun Meter zu Porsche auf Platz 11 und 22 Meter auf Audi an der Spitze des Feldes.

Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media

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