Formel E

Zahlen, Daten, Fakten: Statistiken zur Formel E in Diriyya

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Neu auf e-Formel.de: Ein ausführlicher Statistik-Artikel, in dem du nach jedem E-Prix viele verschiedene Auswertungen findest, unter anderem auch unsere bekannte Performance-Analyse. Diesmal haben wir den Formel-E-Saisonstart in Saudi-Arabien genau unter die Lupe genommen.

Besonderheiten in Diriyya

Andre Lotterer feierte für Porsche bereits im ersten Rennen des Teams das erste Podium – das gelang seit dem allerersten Rennen der Formel E in Peking 2014 keinem neuen Team. Sollte sich nun jemand fragen, was mit Mercedes ist, da Vandoorne ja ebenfalls auf dem Podium stand, können wir eine Erklärung liefern: Da Mercedes den Startplatz von HWA übernommen hat, zählt der Veranstalter die Stuttgarter offiziell nicht als neues Team. Wer das anders sieht, darf Mercedes natürlich genauso feiern.

Porsche erzielte bei seinem Formel-E-Debüt 18 Punkte. Damit holte das Team in einem Rennen mehr Punkte als der Trulli-Rennstall in seiner gesamten Teamhistorie (Saison 2014/15).

Sam Bird ist seit seinem Sieg am Freitag der einzige Fahrer, der bislang in jeder Formel-E-Saison mindestens ein Rennen gewonnen hat. Da er all seine Rennen für Virgin bestritten hat, gilt diese Statistik natürlich auch für sein Team.

Alexander Sims holte saisonübergreifend nun bereits drei Pole-Positions in Folge. Das hat vorher noch niemand in der Elektrorennserie geschafft. Sebastien Buemi war mehrfach nah dran: Ihm gelang es dreimal, zwei Pole-Positions in Folge zu erreichen. Außer dem Schweizer holten Sam Bird, Nico Prost und Oliver Rowland zwei Pole-Positions nacheinander.

Mit Platz 6 ist Nyck de Vries der beste Formel-E-Debütant seit Scott Speed beim Miami E-Prix 2015. Der US-Amerikaner in Andretti-Diensten belegte damals bei seinem ersten E-Prix den zweiten Platz.

Qualifying-Vergleich

Wenn man die durchschnittlichen Rundenzeiten aller Teamkollegen während der Qualifikation miteinander vergleicht, ergibt sich folgendes Bild: Bei Jaguar (4,359 Sekunden), Dragon (3,232 Sekunden) und Nio (3,109 Sekunden) gibt es nach zwei Rennen jeweils einen klar schnelleren Fahrer. Eine gewichtige Rolle spielt hier natürlich, dass James Calado und Nico Müller am Freitag keine Runde mit 250 kW fuhren und so deutlich unter Wert geschlagen wurden. Bei Nio hat Oliver Turvey seinen Teamkollegen Ma Qing Hua hingegen klar im Griff.

Einen deutlichen Unterschied in der Performance gibt es auch bei Porsche (1,403 Sekunden), Venturi (0,989 Sekunden), Mahindra (0,864 Sekunden), Virgin (0,851 Sekunden), DS Techeetah (0,788 Sekunden) und Mercedes (0,768 Sekunden). Andre Lotterer, Edo Mortara, Jerome d'Ambrosio, Sam Bird, Jean-Eric Vergne und Stoffel Vandoorne distanzierten ihre jeweiligen Teamkollegen relativ deutlich. Eng hingegen war es bei BMW (0,309 Sekunden), Audi (0,123 Sekunden) und Nissan (0,048 Sekunden), wo Sims, Abt und Buemi nur mit relativ geringem Abstand vorn lagen. Hier muss jedoch erwähnt sein, dass jene Fahrer, die am Freitag in Gruppe 1 waren, große Nachteile hatten.

Qualifying-Positionen & Super-Pole

Die Überflieger im Qualifying von Diriyya waren Bird (durchschnittliche Position: 4), Sims, d'Ambrosio (je 4,5), Mortara (6) und Vandoorne (7,5). Diese Werte beziehen sich auf die Gruppenphase ohne Super-Pole. Das Mittelfeld in dieser Statistik ist sehr dicht gedrängt. Am Ende des Feldes liegen Brendon Hartley (19), Neel Jani (19,5), Ma (21,5), James Calado und Nico Müller (je 23).

Jerome d'Ambrosio und Sam Bird schafften es bei beiden Qualifyings in die Super-Pole, acht weitere Piloten jeweils einmal. Besonders auffällig dabei: Kein einziger Pilot aus Qualifying-Gruppe 1 schaffte den Sprung, und auch nur zwei Fahrer aus Gruppe 4: Nyck de Vries am Freitag und Sebastien Buemi am Samstag. Aus den Gruppen 2 und 3 gab es jeweils fünf Super-Pole-Teilnehmer.

Positionsveränderungen im Rennen

Bei der Analyse der gewonnenen und verlorenen Plätze im Rennen schneiden naturgemäß die Fahrer am besten ab, die ein schwaches Qualifying hatten und sich im Rennen nach vorne arbeiten konnten. Besonders schwache Ergebnisse erhalten gewöhnlich die Fahrer, die nach einem guten Qualifying weit zurückgefallen oder gar ausgeschieden sind.

Der Gewinner am Freitag hieß James Calado, der nach seinem Unfall im Qualifying und dem Start vom letzten Platz acht Positionen gewann und im Ziel 16. wurde. Unmittelbar dahinter liegen die Piloten aus Qualifying-Gruppe 1, die wegen der schlechten Streckenverhältnisse benachteiligt waren: Antonio Felix da Costa und Robin Frijns gewannen jeweils sieben Plätze, Lucas di Grassi und Mitch Evans jeweils sechs. Am Ende der Statistik liegen nach ihren frühen Ausfällen Jean-Eric Vergne mit -11 und Sebastien Buemi mit -9. Ebenfalls neun Plätze verloren hat Max Günther nach seiner Durchfahrtsstrafe. davor liegt Pole-Sitter Alexander Sims mit -7.

Die Letzten werden die Ersten sein: Vergne gewann am Samstag die meisten Plätze, da er wegen eines Batteriewechsels von Startplatz 24 ins Rennen ging und am Rennende von diversen Strafen gegen Konkurrenten profitierte: 16 Positionen machte der zweimalige Formel-E-Champion gut - Bestwert des Wochenendes. Damit liegt er unmittelbar vor Calado, der abermals von Platz 21 bis auf Platz 7 vorfahren konnte. Insgesamt machte der Debütant in beiden Rennen demnach 22 Positionen gut.

Auch Rowland (11) und Hartley (10) gewannen zweistellig an Positionen, Abt und Vandoorne kamen auf jeweils acht Plätze. Wenig überraschend liegen d'Ambrosio (-19) und Bird (-15) am Ende des Feldes. Sie lieferten zwar ein gutes Qualifying ab, doch d'Ambrosio startete wegen eines technischen Problems gar nicht erst, während Bird nach einer Kollision früh ausfiel. Auch Evans (-12), Buemi (-10) und Frijns (-9) verloren deutlich an Positionen.

Durchschnittliche Position im Rennen

In den Rennen schnitt Vandoorne mit zwei dritten Plätzen und der daraus resultierenden Durchschnittsposition von 3,0 am besten ab. Dicht auf den Fersen waren ihm Oliver Rowland und Edoardo Mortara mit jeweils 4,5. Dahinter folgt der Samstagssieger Sims mit 5,5. Anschließend tut sich eine kleine Lücke zu di Grassi und Lotterer auf, die es auf 7,5 bzw. 8,0 brachten. Am Ende des Feldes: Buemi mit 17,5 vor Ma und Turvey (jeweils 19,5) und Müller (22,0).

Rennrunden

16 Fahrer legten alle 64 Rennrunden in Diriyya zurück. Ma Qing Hua wurde am Freitag überrundet und liegt somit bei insgesamt 63 Runden in dieser Saison. Von den übrigen sieben Piloten fiel nur Nico Müller zweimal aus. Die anderen sechs Fahrer beendeten jeweils ein Rennen nicht. Müller ist zudem der einzige Formel-E-Neuling, der nicht alle 64 Runden bestritten hat – alle übrigen Debütanten gingen zweimal über die volle Distanz. Besonders spannend: Die sechs übrigen Fahrer neben Ma und Müller mit weniger als 64 Runden haben sogar alle schon mindestens zwei Formel-E-Rennen gewonnen!

Führungsrunden

Da sich Führungswechsel in Diriyya in einem überschaubaren Rahmen hielten, ist diese Statistik schnell abgehandelt. Am Freitag führte Pole-Sitter Sims 22 Runden lang, wurde dann von Vandoorne überholt, der seinerseits nach vier Runden von Bird geschnappt wurde. Am Samstag ist dies sogar noch überschaubarer: Der erneute Pole-Sitter Alexander Sims fuhr einen Start-Ziel-Sieg nach Hause. Somit hat Sims in insgesamt 52 der in dieser Saison zurückgelegten 64 Runden an der Spitze des Feldes gelegen, das entspricht 81,25 Prozent.

Attack-Mode: Große Unterschiede bei der Verwendung Freitag & Samstag

Bei einer Rundenzeit von etwa 1:13 Minuten konnten die Fahrer nach Aktivierung des Attack-Modes etwa 3,5 Runden mit 235 kW angreifen. Die Regularien für den Attack-Mode waren sowohl am Freitag als auch am Samstag die altbekannten: Wieder musste der Modus zweimal im Rennen aktiviert werden, die Zusatzleistung gab es dann für vier Minuten.

Dennoch sorgte er für unterschiedliche Strategien bei den Teams und Fahrern. Natürlich reagierten auch viele Piloten auf die Aktivierung eines Konkurrenten. So fuhren mehrere Fahrer eine Runde nach einem direkten Konkurrenten ebenfalls durch die Attack-Zone und sicherten sich den Zusatzboost, um ihre Position verteidigen zu können. Beim Rennen am Freitag nutzten maximal zehn Fahrer gleichzeitig den Attack-Mode, allerdings auch nur für eine einzige Runde. Überwiegend waren zwischen vier und acht Fahrer gleichzeitig mit 235 kW unterwegs.

Die unterschiedlichen Rennverläufe werden auch bei der Analyse des Attack-Modes deutlich: War am Freitag lediglich eine Tendenz zur Nutzung in der zweiten Rennhälfte zu erkennen, so sieht man in der Grafik zum Samstag deutlich, dass die meisten Fahrer das Ende der Safety-Car-Phase nutzten, um auf 235 kW umzuschalten. Die Positionierung der Attack-Zone in einer der letzten Kurven sorgte dafür, dass die Fahrer den Modus nach Beendigung des Safety-Cars, jedoch noch vor der Aufhebung des Überholverbotes aktivierten. Einige Fahrer, darunter Maximilian Günther, waren sich offensichtlich nicht bewusst, dass erst ab der Ziellinie wieder überholt werden durfte. Daher hagelte es nachträglich noch diverse Strafen.

Am Samstag nutzten bis zu 17 der zu diesem Zeitpunkt 22 im Rennen befindlichen Fahrer (Jerome d'Ambrosio war gar nicht gestartet und Sam Bird bereits ausgeschieden) gleichzeitig den Attack-Mode. Doch auch vor der Safety-Car-Phase hatten bereits zwölf Piloten gleichzeitig in den höheren Leistungsmodus geschaltet.

Performance-Analyse: Doppelsieg für Virgin

Auch beim Diriyya E-Prix haben wir wieder die offiziellen FIA-Daten analysiert, um einen Eindruck von der Performance der einzelnen Teams und Fahrer zu erhalten.

Gewinner in unserem Performance-Rating ist Sam Bird, der es über alle Sessions zusammen auf 99,37 Prozent brachte. Den zweiten Platz belegte sein Teamkollege Robin Frijns mit 99,12 Prozent vor BMW-Pilot Alexander Sims, der 99,05 Prozent erreichte. Die besten Schweizer sind Sebastien Buemi und Edo Mortara (beide 98,96) auf den Plätzen 5 und 6. Bester Deutscher ist Daniel Abt auf Rang 9 mit 98,83 Prozent, unmittelbar vor Andre Lotterer, der 98,81 Prozent erzielte. Dahinter auf Platz 11 liegt mit Stoffel Vandoorne (98,79) der beste Fahrer des Mercedes-Teams, bevor mit Maximilian Günther (98,68) und Pascal Wehrlein (98,65) die beiden übrigen Deutschen kommen. Alle liegen aber noch vor Audi-Pilot Lucas di Grassi (P14, 98,64) und Jean-Eric Vergne (P16, 98,58).

Recht schwach schnitten die beiden anderen Schweizer Nico Müller (97,75) und Neel Jani (97,27) ab, die auf den Positionen 20 und 21 landeten. Dahinter folgten nur noch Brendon Hartley (97,03), James Calado (96,87) und Ma Qing Hua (94,75).

Umgerechnet in Meter ergibt das auf eine Runde (2,494 km) folgendes Bild: Bird hat mit 6,33 Metern mehr als eine Fahrzeuglänge Vorsprung auf Frijns, der seinerseits 1,85 Meter vor Sims liegt. Dann sind es 1,44 Meter bis zu Antonio Felix da Costa, bevor es eng wird: 63 Zentimeter weiter hinten folgt Buemi, der jedoch nur 11 Zentimeter vor Mortara liegt. Rowland hat ebenfalls nur 79 Zentimeter Rückstand. Ma hat am Ende des Feldes bereits fast 53 Meter Rückstand - auf den Vorletzten! Zu Bird fehlen ihm mehr als 115 Meter pro Umlauf.

Gesamtführendes Team nur im Mittelfeld

Bei den Teams gewinnt Virgin mit 99,64 Prozent. Dahinter folgen mit DS Techeetah (99,51) und Nissan (99,28) zwei Teams, die ihre Performance nicht in Ergebnisse umsetzen konnten. Audi liegt mit 99,22 Prozent auf Platz 4, dann folgen Mahindra (99,12), BMW (99,11) und Venturi (99,06). Erst auf Platz 8 kommt Mercedes: Die Schwaben bringen es auf lediglich 98,94 Prozent. Dennoch verlassen die "Silberpfeile" Diriyya als Gesamtführende. Die weiteren Positionen: Porsche (98,81), Jaguar (98,62), Dragon (97,94) und Nio (97,90).

Auf eine Runde des 2.494 Meter langen Kurses liegt Virgin durchschnittlich 3,52 Meter vor DS Techeetah, Nissan folgt mit 5,87 Metern Rückstand auf das Meisterteam. Audi liegt 1,40 Meter zurück. Nach 2,36 Metern folgt Mahindra, BMW hat aber nur 16 Zentimeter Rückstand auf die Inder. Venturi fehlen weitere 1,41 Meter, Mercedes nochmals 2,92 Meter. 3,38 Meter dahinter kommt Porsche, 4,53 Meter dahinter wiederum Jaguar. Dragon hat mit 16,96 Metern einen verhältnismäßig großen Rückstand, liegt aber noch rund 1,10 Meter vor dem Schlusslicht Nio.

Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media

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