Formel E

Zahlen, Daten, Fakten: Statistiken zur Formel E in Marrakesch

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Nach dem spannenden Marrakesch E-Prix am Samstag haben wir das Formel-E-Rennen ganz genau unter die Lupe genommen und in einem ausführlichen Statistik-Artikel aufbereitet. Darin beleuchten wir unter anderem die statistischen Besonderheiten aus Marokko, Attack-Mode-Aktivierungen oder die Performance alle Fahrer und Teams.

Besonderheiten beim Marrakesch E-Prix

  • Antonio Felix da Costa hat am Samstag sein insgesamt drittes Formel-E-Rennen gewonnen. Er erzielte seine Siege mit drei verschiedenen Teams. Zuvor gewann der Portugiese in Buenos Aires 2015 für Aguri und in Diriyya 2018 für BMW. Wenn man es ganz genau nimmt, ging sein aktuelles Techeetah-Team allerdings aus Aguri hervor. Neben Felix da Costa gewann in der Formel-E-Geschichte lediglich Jerome d'Ambrosio für mehr als ein Team: Der Belgier stand für Dragon und für Mahindra ganz oben auf dem Podest.
  • Es gab in den ersten fünf Saisonrennen 2019/20 fünf unterschiedliche Sieger. Saisonübergreifend sind es bereits neun Rennen mit neun verschiedenen Siegern in Folge - die bislang längste Serie in der Formel E. Vorher lag der Rekord bei acht Siegen in Folge, die zudem alle in derselben Saison (2018/19) zustande kamen.
  • Antonio Felix da Costa stand zum dritten Mal in Folge auf dem Siegerpodest. Zuletzt war dies Sebastien Buemi bei den letzten drei Rennen von Saison 5 gelungen.
  • Mit dem dritten Platz für Jean-Eric Vergne haben in dieser Saison nun bereits zehn verschiedene Fahrer auf dem Siegerpodest gestanden.
  • Zum dritten Mal in seiner Formel-E-Karriere führt Felix da Costa die Gesamtwertung an. Die ersten beiden Male waren nach seinem Sieg beim Diriyya E-Prix 2018 und nach seinem dritten Platz beim Sanya E-Prix 2019.
  • In Marrakesch gab es das drittjüngste Formel-E-Podium aller Zeiten. Nur in Santiago 2020 (Max Günther, Felix da Costa und Mitch Evans) und beim zweiten Rennen in Hongkong 2017 (Edoardo Mortara, Felix Rosenqvist und Evans) war das Durchschnittsalter der drei Bestplatzierten niedriger gewesen.
  • Zum ersten Mal seit dem Swiss E-Prix 2019 gewann der Pole-Sitter das Rennen, und der Zweitplatzierte in der Startaufstellung wurde Zweiter.
  • Antonio Felix da Costa scheint die Pole-Position im Rennen Glück zu bringen: Beide Rennen, die er von Startplatz 1 aufnahm, gewann er auch.
  • Zum ersten Mal seit dem Marrakesch E-Prix im Vorjahr standen zwei Fahrer desselben Teams auf dem Podium.
  • Lucas di Grassi, Evans, Felix da Costa und Mortara erzielten beim fünften Saisonlauf zum vierten Mal ein Top-10-Ergebnis.
  • Mercedes blieb zum zweiten Mal in Folge ohne Punkte. Ein Schicksal, das sonst nur Dragon und Nio teilen.
  • Neuer Rekord in der Formel E: Erstmals sahen 23 Fahrer bei einem E-Prix die Zielflagge. Bis zum Ausfall von Alexander Sims in der letzten Runde waren sogar noch alle 24 Piloten im Rennen. Das letzte Rennen ohne Ausfall gab es in Berlin 2018, damals allerdings noch mit insgesamt 20 Fahrern.
  • Apropos Berlin 2018: Dies war das letzte Rennen vor dem Marrakesch E-Prix, bei dem es weder eine Safety-Car- noch eine Full-Course-Yellow-Phase gab. Erstmals seit 20 Rennen war bei einem E-Prix also durchgehend Vollstrom angesagt.
  • Marrakesch war somit das erste Rennen mit 45 Minuten zuzüglich einer Runde bei Renntempo. Die Zeitrennen wurden mit der fünften Saison parallel zum Debüt der Gen2-Fahrzeuge eingeführt.
  • Mitch Evans verpasste es im Qualifying um 0,268 Sekunden, seine gezeitete Runde rechtzeitig zu starten. Es war aber auch schon einmal knapper: Andre Lotterer war 2019 in Berlin um 0,164 Sekunden zu spät auf seine schnelle Runde gegangen.
  • Antonio Felix da Costa war der einzige Fahrer, der einen FANBOOST erhielt und am Ende Punkte erzielte. Alle übrigen vier Piloten mit dem Zusatzschub gingen leer aus.
  • Die beiden Mercedes-Piloten erhielten bislang zehn FANBOOSTs in fünf Rennen. Also immer.
  • Bei Mercedes ist man es ja gewohnt, aber für Mahindra war das Gefühl neu: Zum ersten mal in der Teamgeschichte erhielten beide Fahrer einen FANBOOST.
  • Für Jerome d'Ambrosio war es der erste FANBOOST nach 15 Rennen, genauer gesagt seit dem Santiago E-Prix 2019.
  • Pascal Wehrlein erhielt den dritten FANBOOST seiner Karriere, zwei davon waren in Marrakesch.
  • Antonio Felix da Costa und Stoffel Vandoorne erhielten ihren 18. FANBOOST in Folge.
  • Mit dem Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde unter den ersten Zehn erzielte Mitch Evans bereits beim vierten Rennen dieser Saison einen Zusatzpunkt.
  • Evans bekam zum zweiten Mal den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde, fuhr aber beide Male eigentlich nicht die absolut schnellste Runde des Rennens. Daniel Abt in Diriyya und Pascal Wehrlein in Marrakesch kamen allerdings beide nicht in die Top 10, weshalb Evans absahnte.
  • Der Jaguar-Pilot zeigte in Marrakesch die größte Aufholjagd der Formel-E-Geschichte (weitere Infos dazu siehe unten im Abschnitt "Positionsveränderungen im Rennen").

Qualifying-Vergleich

Eine "weiße Weste" im Qualifying-Vergleich mit seinem Teamkollegen kann nach dem Marrakesch E-Prix nur noch Bird vorweisen - und das auch nur deshalb, weil Robin Frijns wegen zu hoher Leistungsabgabe seiner Batterie eine Strafe erhielt. So steht es nach fünf Saisonläufen:

DS Techeetah Felix da Costa  3 : 2  Vergne
Audi Sport ABT Schaeffler di Grassi  3 : 2  Abt
Envision Virgin Racing Bird  5 : 0  Frijns
Nissan e.dams Rowland  1 : 4  Buemi
BMW i Andretti Motorsport Sims  2 : 3  Günther
Mahindra Racing d'Ambrosio  3 : 2  Wehrlein
Panasonic Jaguar Racing Evans  4 : 1  Calado
ROKiT Venturi Racing Massa  1 : 4  Mortara
Mercedes-Benz EQ Formula E Team Vandoorne  1 : 4  de Vries
Geox Dragon Hartley  4 : 1  Müller
Nio 333 FE Team Turvey  4 : 1  Ma
TAG Heuer Porsche Formula E Team Jani  1 : 4  Lotterer

Qualifying-Positionen & Super-Pole

Die besten Fahrer im Qualifying in der bisherigen Saison sind Sebastien Buemi (durchschnittliche Position: 6,0), Mortara (6,8) und Lotterer (7,2). Diese Werte beziehen sich auf die Gruppenphase ohne Super-Pole. Am Ende des Feldes liegen Nico Müller (17,8), James Calado (18,6), und Ma Qing Hua (22,0).

Kein einziger Pilot schaffte es in dieser Saison bei allen fünf Qualifyings in die Super-Pole. Buemi steht aktuell bei vier Teilnahmen, Mitch Evans und Nyck de Vries kommen jeweils auf drei. In Marrakesch nahmen nur Fahrer an der Super-Pole teil, die dies vorher in der Saison schon mindestens einmal geschafft hatten.

Besonders auffällig in Marrakesch: Kein einziger Fahrer aus Qualifying-Gruppe 4 schaffte den Sprung in den Shoot-out, dafür mit Felix da Costa zum zweiten Mal in dieser Saison ein Fahrer aus Gruppe 1. Damit bleibt die Gruppe 2 mit 13 der bisherigen 30 Super-Pole-Teilnehmer (43,33 Prozent) die rechnerisch erfolgreichste.

Durchschnittliche Position im Rennen

In den Rennen schnitt Felix da Costa dank seiner dritten Podiumsplatzierung mit einer Durchschnittsposition von 5,8 bislang am besten ab. Auf dem zweiten Platz lieg di Grassi mit 7,0 vor Evans, der einen Schnitt von 7,6 hat. Es folgen Rowland und Vandoorne mit 8,4 und Günther mit 8,6. Am Ende des Feldes: Jani mit 17,0 vor Ma (19,2) und Müller (19,6).

Positionsveränderungen im Rennen

Bei der Analyse der gewonnenen und verlorenen Plätze im Rennen schneiden naturgemäß die Fahrer am besten ab, die ein schwaches Qualifying hatten und sich im Rennen nach vorn arbeiten konnten. Besonders schwache Ergebnisse erhalten gewöhnlich die Fahrer, die nach einem guten Qualifying weit zurückgefallen oder gar ausgeschieden sind.

Der Gewinner dieser Wertung in Marrakesch ist ganz klar Evans, der nach dem Start vom 24. Platz insgesamt 18 Positionen gewann und am Ende Sechster wurde. Das ist neuer Rekord in der Elektrorennserie. Dahinter liegen Robin Frijns mit zehn und Vergne mit acht Positionen. Am Ende der Statistik liegt nach seinem Ausfall Sims mit -16, deutlich hinter de Vries, Hartley und Wehrlein mit jeweils -7 Plätzen. Während de Vries durch eine Strafe zurückgeworfen wurde, erlitt Wehrlein einen Reifenschaden und fiel durch den Boxenstopp weit zurück. Hartley hatte nach recht gutem Qualifying einfach nicht die Pace, um im Mittelfeld mitzuhalten.

Im Gesamtergebnis der bisherigen Saison führt weiter di Grassi, der ganze 37 Positionen in den ersten fünf Rennen gutmachen konnte. Dahinter folgt Oliver Rowland (26) vor Calado (20), die beide ebenfalls in den Rennen deutlich stärker waren als im Qualifying.

Am Ende der Statistik steht weiterhin Lotterer, der in dieser Saison bislang 33 Positionen verloren hat. Auch Buemi (-23) und Sims (-17) haben hohe Verluste zu beklagen. Hier wird jedoch deutlich, wie stark ein Rennen und vor allem ein Ausfall die Statistik beeinflussen kann: Sims lag nach dem Mexico City E-Prix noch mit einem Wert von -1 im Mittelfeld.

Rennrunden

In dieser Statistik tat sich wenig, da es nur einen Ausfall gab: Sieben der 24 Fahrer legten bislang alle 174 Rennrunden der sechsten Saison zurück. Ma Qing Hua wurde bereits zum vierten Mal in dieser Saison überrundet. Die wenigsten Runden in dieser Saison schaffte bislang Müller, der nur 104 Umläufe drehte - knapp 60 Prozent aller Runden. Das zuverlässigste Team ist bis dato Jaguar: Beide Piloten gingen jeweils fünfmal über die volle Distanz und haben somit noch keine Runde verpasst.

Führungsrunden

Auch kam in Marrakesch kein neuer Name in der Führungsrunden-Statistik dieser Saison dazu. Es bleibt bei sechs Fahrern, die bislang ein Rennen angeführt haben - alle bis auf Vandoorne haben auch bereits ein Rennen gewonnen.

Evans behielt die Spitzenposition in dieser Statistik: 54 der bislang 174 Runden lag der Neuseeländer in Führung. Alexander Sims kommt auf 52 Führungsrunden, Felix da Costa auf nun 33, Günther auf 23, Bird auf acht und Vandoorne auf vier Umläufe.

Attack-Mode: Große Unterschiede bei der Verwendung

Die Regularien für den Attack-Mode waren beim Marrakesch E-Prix wieder die altbekannten: Der Modus musste zweimal im Rennen aktiviert werden, die Zusatzleistung gab es dann für jeweils vier Minuten. Bei einer Rundenzeit von rund 1:20 Minuten konnten die Fahrer nach Aktivierung des Attack-Mode ziemlich genau drei Runden lang mit 235 kW angreifen oder verteidigen.

Erneut reagierten in Marokko viele Piloten auf die Aktivierung eines Konkurrenten. So fuhren mehrere Fahrer jeweils eine Runde nach ihrem Hintermann ebenfalls durch die Attack-Zone und sicherten sich den Zusatzboost, um ihre Position verteidigen zu können. Die Positionierung an der Außenseite von Kurve 3 sorgte dafür, dass der Attack-Mode ohne Kollisionsgefahr aktiviert werden konnte. Der Zeitverlust lag bei rund einer Sekunde.

Besonders auffällig: Kaum jemand nutzte den Attack-Mode im ersten Renndrittel. Die erste Aktivierung geschah erst in Runde 8. Freigegeben wird der Attack-Mode immer bereits in Runde 3.

Die höchsten Ausschläge in der unten stehenden Attack-Mode-Grafik: In den Runden 23 und 24 von 34 nutzten gleichzeitig 14 Fahrer den Attack-Mode. In den Runden 13 und 14 waren es 13 Piloten parallel, also mehr als die Hälfte des gesamten Feldes. Zur Rennhalbzeit bricht die Kurve deutlich ein, weil zeitweise nur sechs Fahrer gleichzeitig mit 235 kW unterwegs waren.

Performance-Analyse: Mitch Evans gewinnt in Marrakesch

Gewinner in unserem Performance-Rating ist diesmal Mitch Evans, der es auf 99,76 Prozent brachte. Evans gewann das 2. Freie Training und war zudem im Rennen sehr schnell unterwegs, erhielt er doch den Bonuspunkt für die schnellste Rennrunde unter den Top 10. Im Qualifying fuhr er zu spät über die Zeitnahmelinie und verpasste es so, eine Zeit zu setzen. Mit der ungültigen Rundenzeit, die er anschließend erzielte, wäre sein Ergebnis sogar noch besser gewesen.

Den zweiten Platz belegte Rennsieger Antonio Felix da Costa mit 99,66 Prozent vor Mahindra-Pilot Pascal Wehrlein (99,65 Prozent). Es folgte Maximilian Günther mit 99,54 Prozent vor Robin Frijns (99,38) und Andre Lotterer, der es auf 99,31 Prozent brachte. Nyck de Vries (99,22) ist auf Platz 7 bester Mercedes-Fahrer, unmittelbar vor Edoardo Mortara (99,21). Nico Müller (Platz 14; 98,93 Prozent) und Daniel Abt (Platz 15; 98,90 Prozent) sind nur im Mittelfeld zu finden. Am Ende des Feldes: Felipe Massa auf Platz 22 mit 98,44 Prozent, Porsche-Pilot Neel Jani (97,97 Prozent) und wieder einmal Ma Qing Hua mit nur 96,64 Prozent.

Umgerechnet in Meter ergäbe dies auf eine Runde (2,971 km) gesehen folgendes Bild: Evans läge 2,78 Meter vor Felix da Costa, der seinerseits 52 Zentimeter vor Wehrlein wäre. Günther fehlten dann schon 3,26 Meter, Frijns weitere 4,50 Meter. Am Ende des Feldes gäbe es noch deutlich größere Lücken: Massa läge 14 Meter, also fast drei Fahrzeuglängen, vor Jani. Ma hätte am Ende des Feldes mehr als 39 Meter Rückstand auf den Schweizer, zu Evans würden ihm sogar mehr als 92 Meter pro Umlauf fehlen.

Teamwertung: Mahindra gewinnt, bleibt aber punktlos

Bei den Teams gewinnt Mahindra die Performance-Analyse mit 99,76 Prozent. Dahinter folgt DS Techeetah mit 99,73 Prozent und Jaguar mit 99,70 Prozent. Dann kommt BMW (99,54) vor Virgin (99,38) und Porsche (99,31). Eng beieinander liegen anschließend Mercedes und Venturi, die es auf 99,22 bzw. 99,21 Prozent brachten. Audi erzielte 99,17 Prozent, Nissan 99,15 und Dragon 99,10. Deutlich abgeschlagen mit der "roten Laterne": Nio mit 98,45 Prozent.

Auf eine Runde des 2.971 Meter langen Kurses gerechnet ergibt sich ein engeres Bild als bei den Fahrern: Mahindra läge durchschnittlich 84 Zentimeter Meter vor DS Techeetah, die wiederum 76 Zentimeter vor Jaguar kämen. BMW hätte 5,08 Meter Rückstand, läge jedoch 4,50 Meter vor Virgin. Porsche würde weitere 2,24 Meter dahinter folgen, Mercedes nach 2,66 Metern, aber nur 16 Zentimeter vor seinem Kundenteam Venturi. Nach 1,22 Metern käme Audi. Nissan hätte wiederum nur 57 Zentimeter Rückstand. Dragon fehlten dann nochmals 1,50 Meter. Schlusslicht Nio hätte mit 19,32 Metern vier zusätzliche Fahrzeuglängen Rückstand und läge somit insgesamt 39 Meter hinter der Spitze.

Foto: Peter Minnig / Spacesuit Media

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