Formel E

Zahlen, Daten, Fakten: Statistiken zur Formel E in Santiago

Tobias Wirtz

Tobias Wirtz

Nach dem Santiago E-Prix der Formel E am Samstag haben wir das Rennen genauer unter die Lupe genommen und einen ausführlichen Statistik-Artikel verfasst. Wir beleuchten viele verschiedene Aspekte, unter anderem auch unsere bekannte Performance-Analyse. Zahlen, Daten und Fakten zur Formel E in Chile.

Besonderheiten beim Santiago E-Prix

  • Maximilian Günther wurde mit 22 Jahren und 200 Tagen zum jüngsten Sieger der Formel-E-Geschichte. Er löst damit ausgerechnet seinen Konkurrenten im Kampf um den Sieg ab: Antonio Felix da Costa war bei seinem ersten Sieg in Buenos Aires 2015 genau 23 Jahre und 132 Tage alt. Der jüngste Fahrer auf einem Formel-E-Siegerpodest bleibt jedoch Daniel Abt, der beim Miami E-Prix 2015 genau 22 Jahre und 101 Tage alt war.
  • Apropos Abt: Maximilian Günther erzielte in Santiago den ersten Formel-E-Sieg eines deutschen Fahrers seit Abts Heimerfolg in Berlin 2018.
  • Mit seinen Bestzeiten im Gruppen-Qualifying und der Super-Pole wurde Mitch Evans zum ersten Fahrer in der elektrischen Rennserie, der vor dem Start eines E-Prix bereits vier Punkte erzielte.
  • Mit dem zweiten Platz wurde Antonio Felix da Costa nach seinem Teamkollegen Jean-Eric Vergne zum zweiten Fahrer in der Formel E, der für drei verschiedene Teams auf dem Siegerpodest stand. Beiden gelang dies jeweils mit Andretti und Techeetah; Vergne erzielte zusätzlich zwei Podien mit Virgin Racing, Felix da Costa eines mit Aguri.
  • Mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren und 83 Tagen gab es in Santiago das mit Abstand jüngste Formel-E-Podium der bisherigen Geschichte. Das bis dahin jüngste Podest kam mit 26 Jahren und 194 Tagen beim zweiten Rennen des Hongkong E-Prix 2017 zusammen. Auch damals stand Mitch Evans als Dritter auf dem Treppchen, jedoch gemeinsam mit Edoardo Mortara und Felix Rosenqvist. Das bislang älteste Formel-E-Podium gab es beim Paris E-Prix 2017 (Buemi, Lopez. Heidfeld). Das Durchschnittsalter damals: 34 Jahre und 79 Tage.
  • Mit einem Durchschnittsalter von 24 Jahren und 21 Tagen gab es beim Santiago E-Prix zudem die jüngste erste Startreihe in der Formel-E-Historie.
  • Bereits zum zweiten Mal in Folge standen Fahrer von sechs unterschiedlichen Teams mit Antrieben von sechs verschiedenen Herstellern in der Super-Pole. Vor dieser Saison passierte dies lediglich beim Swiss E-Prix 2019 in Bern, als Vergne (DS), Evans (Jaguar), Buemi (Nissan), Wehrlein (Mahindra), Günther (Dragon) und Bird (Virgin bzw. Audi) die Super-Pole erreichten.

Qualifying-Vergleich

Eine "saubere Weste" im Qualifying-Vergleich mit ihren Teamkollegen können Bird, Evans, Hartley und Turvey vorweisen. Alle vier führen nach drei E-Prix jeweils mit 3:0. Da es in dieser Saison noch keine Fahrerwechsel gab, steht es bei allen übrigen Teams 2:1.

DS Techeetah Felix da Costa  2 : 1  Vergne
Audi Sport ABT Schaeffler di Grassi  1 : 2  Abt
Envision Virgin Racing Bird  3 : 0  Frijns
Nissan e.dams Rowland  1 : 2  Buemi
BMW i Andretti Motorsport Sims  2 : 1  Günther
Mahindra Racing d'Ambrosio  2 : 1  Wehrlein
Panasonic Jaguar Racing Evans  3 : 0  Calado
ROKiT Venturi Racing Massa  1 : 2  Mortara
Mercedes-Benz EQ Formula E Team Vandoorne  1 : 2  de Vries
Geox Dragon Hartley  3 : 0  Müller
Nio 333 FE Team Turvey  3 : 0  Ma
TAG Heuer Porsche Formula E Team Jani  1 : 2  Lotterer

Qualifying-Positionen & Super-Pole

Die besten Fahrer im Qualifying in der bisherigen Saison sind Mortara, Buemi (durchschnittliche Position: je 6,33), Günther (6,67) und Evans (7,67). Diese Werte beziehen sich auf die Gruppenphase ohne Super-Pole. Auffällig ist, dass sich die Werte nach Diriyya deutlich verschlechtert haben. Grund: Die Top-Fahrer in Saudi-Arabien litten in Santiago darunter, dass sie in der ersten oder zweiten Qualifying-Gruppe antreten mussten (dazu später mehr). Das Mittelfeld in dieser Statistik ist sehr dicht gedrängt. Am Ende des Feldes liegen - schon etwas abgeschlagen - James Calado (21,33), Nico Müller (21,67) und Ma Qing Hua (22,33).

Kein einziger Pilot schaffte es bei drei Qualifyings dieser Saison immer in die Super-Pole. Buemi, d'Ambrosio, Evans und Sims stehen bei zwei Teilnahmen, zehn weitere Piloten bei einer. Besonders auffällig in Santiago: Kein einziger Fahrer aus den Qualifying-Gruppen 1 und 2 schaffte den Sprung in den Shoot-out, dafür jeweils drei Fahrer aus den Gruppen 3 und 4. Damit ist die Gruppe 3 mit acht der bisherigen 18 Super-Pole-Teilnehmer die rechnerisch erfolgreichste.

Positionsveränderungen im Rennen

Bei der Analyse der gewonnenen und verlorenen Plätze im Rennen schneiden naturgemäß die Fahrer am besten ab, die ein schwaches Qualifying hatten und sich im Rennen nach vorne arbeiten konnten. Besonders schwache Ergebnisse erhalten gewöhnlich die Fahrer, die nach einem guten Qualifying weit zurückgefallen oder gar ausgeschieden sind.

Der Gewinner dieser Wertung in Santiago hieß Lucas di Grassi, der nach seinem Fahrfehler im Qualifying und dem Start vom 22. Platz insgesamt 15 Positionen gewann und am Ende Siebter wurde. Dahinter liegen Calado (10), Ma, Felix da Costa (je 8) und Müller (7). Am Ende der Statistik liegen nach ihren Ausfällen Mortara mit -14, Jani mit -11, Lotterer mit -10 und Vergne mit -9.

Im Gesamtergebnis der bisherigen Saison führt Calado, der seine schwache Qualifying-Performance bislang immer mit guten Positionen im Rennen ausgleichen konnte. Ganze 32 Positionen machte er in den ersten drei Rennen gut. Dahinter folgen di Grassi (22) und Rowland (21), die beide ebenfalls in den Rennen deutlich stärker waren als im Qualifying.

Am Ende der Statistik steht Buemi, der in dieser Saison bislang 26 Positionen verloren hat. Nach jeweils gutem Qualifying hatte er kein Glück in den Rennen, sodass er immer noch auf seinen ersten Punkt wartet. Auch d'Ambrosio (-20) und Turvey (-18) haben hohe Verluste zu beklagen. Bei d'Ambrosio lag dies überwiegend am technischen Defekt, der im zweiten Diriyya-Rennen seinen Start von Platz 5 verhinderte: 19 Positionen verlor er alleine hier. Bei Turvey spielte eine Rolle, dass er den Vorteil der besseren Streckenbedingungen in der letzten Qualifying-Gruppe nutzte, um Startplätze zu erzielen, die deutlich über den eigentlichen Möglichkeiten seines Nio lagen. Im Rennen, wenn die Bedingungen für alle gleich waren, verlor er hingegen massiv an Boden.

Durchschnittliche Position im Rennen

In den Rennen schnitt Vandoorne mit eine Durchschnittsposition von 4,0 bislang am besten ab. Auf dem zweiten Platz liegt di Grassi, der jedoch bereits einen Schnitt von 7,33 hat. Es folgen Rowland und Felix da Costa mit jeweils 8,67, de Vries mit 9,0 und das deutsche Duo Günther und Wehrlein mit 10,0. Am Ende des Feldes: Jani mit 17,67 vor Ma (18,33) und Müller (18,67).

Rennrunden

Nur zehn der 24 Fahrer legten alle 104 Rennrunden der bisherigen Saison zurück. Ma Qing Hua wurde bereits zum zweiten Mal in dieser Saison ohne ein technisches Problem überrundet und liegt somit bei insgesamt 102 Runden in dieser Saison, obwohl er nicht ausfiel. Die wenigsten Runden in dieser Saison schafften Sims, Müller (je 68) und Jani (66). Bei Letzterem wird jedoch deutlich, wie groß der Einfluss eines einzigen Rennens in dieser Statistik sein kann: In Diriyya bestritt er noch alle 64 Runden.

Führungsrunden

Drei neue Namen kamen in Santiago in der Führungsrunden-Statistik dieser Saison hinzu: Günther (19), Evans (18) und Felix da Costa durften zum ersten Mal in Saison 6 das gesamte Feld anführend, womit nun bereits sechs der 24 Fahrer Führungskilometer gesammelt haben, also ein Viertel des Feldes.

Insgesamt führt weiterhin Alexander Sims in dieser Statistik: 52 der bislang 104 Runden lag der Brite an der Spitze, was genau 50 Prozent entspricht. Günther ist nun Zweiter, womit es BMW auf 68,3 Prozent aller Führungsrunden bringt - natürlich ebenfalls Bestwert aller Teams.

Attack-Mode: Große Unterschiede bei der Verwendung

Die Regularien für den Attack-Mode waren beim Santiago E-Prix erneut die altbekannten: Wieder musste der Modus zweimal im Rennen aktiviert werden, die Zusatzleistung gab es dann für vier Minuten. Bei einer Rundenzeit von gut 1:08 Minuten konnten die Fahrer nach Aktivierung des Attack-Mode knappe vier Runden mit 235 kW angreifen.

Wie bereits in Diriyya reagierten auch in Santiago viele Piloten auf die Aktivierung eines Konkurrenten. So fuhren mehrere Fahrer eine Runde nach einem direkten Konkurrenten ebenfalls durch die Attack-Zone und sicherten sich den Zusatzboost, um ihre Position verteidigen zu können.

Was diesmal jedoch auffällig war und sich deutlich von Diriyya unterschied: Sämtliche Aktivierungen fanden in den ersten beiden Renndritteln statt, bis auf wenige Ausnahmen sogar in der ersten Rennhälfte. Der Grund hierfür waren sicherlich die Batterie-Temperaturen. Fast alle Fahrer hatten bei den heißen Außentemperaturen von deutlich über 30 Grad Celsius in den letzten Runden des Rennens mit Problemen zu kämpfen. Letztendlich wurde dadurch auch der Kampf um den Sieg zugunsten von Günther entschieden.

Die höchsten Ausschläge in der Attack-Mode-Grafik: In Runde 11 von 40 nutzten gleichzeitig 13 Fahrer den Attack-Mode, in den Runden 10 und 17 waren es zwölf Piloten. In Runde 28 waren bereits die letzten beiden Fahrer mit 235 kW unterwegs.

Performance-Analyse: Rowland Überraschungssieger

Gewinner in unserem Performance-Rating ist Oliver Rowland, der es auf das optimale Ergebnis von 100 Prozent brachte. Dies mag auf den ersten Blick überraschen, denn Rowland wurde mit vier Runden Rückstand Letzter und war zu keiner Zeit in einer aussichtsreichen Position. Er fuhr jedoch die mit Abstand schnellste Rennrunde und stellte im 2. Freie Training den Streckenrekord auf. Im Qualifying verunfallte er auf seiner schnellen Runde (nach Bestzeit in Sektor 1) und wurde im Anschluss wegen notwendiger Reparaturarbeiten sogar disqualifiziert - diese Session konnte daher nicht mit eingerechnet werden.

Den zweiten Platz belegte Felipe Massa mit 99,37 Prozent vor Audi-Pilot Lucas di Grassi, der seinerseits 99,28 Prozent erreichte. Bester Deutscher war Maximilian Günther auf Rang 6 mit 99,13 Prozent, unmittelbar vor dem besten Schweizer Edoardo Mortara (99,03). Sebastien Buemi belegte mit 98,96 Prozent Rang 9, Pascal Wehrlein mit 98,87 hinter Stoffel Vandoorne Rang 11. Auf Platz 13 liegt mit Andre Lotterer (98,77) der nächste Deutsche, Daniel Abt schafft es mit 98,57 Prozent nur auf den 16. Rang.

Recht schwach schnitten die beiden anderen Schweizer Nico Müller (98,37) und Neel Jani (98,15) ab, die auf den Positionen 18 und 23 landeten. Langsamer war nur noch Ma Qing Hua (96,48).

Umgerechnet in Meter ergäbe das auf eine Runde (2,287 km) gesehen folgendes Bild: Rowland hätte mit 14,30 Metern fast drei Fahrzeuglängen Vorsprung auf Massa, der seinerseits 2,20 Meter vor di Grassi läge. Dann wären es 61 Zentimeter bis zu Bird, bevor nach 1,81 Meter Antonio Felix da Costa folgte. Dieser läge 88 Zentimeter vor Günther, der wiederum 2,30 Meter Vorsprung auf Mortara hätte. Ma hätte am Ende des Feldes bereits mehr als 38 Meter Rückstand - auf den Vorletzten! Zu Rowland würden ihm mehr als 80 Meter pro Umlauf fehlen.

Teamwertung: Die 3 besten Teams ohne Podium

Bei den Teams gewinnt Nissan die Performance-Analyse mit 99,77 Prozent. Dahinter folgen mit Venturi (99,37) und Virgin (99,25) zwei Kundenteams noch deutlich vor ihren jeweiligen Werkteams. Den vierten Platz belegt DS Techeetah (99,17), bevor dicht dahinter BMW (99,13), Jaguar (99,12) und Audi (99,11) folgen. Zu Mercedes ist die Lücke etwas größer - die Stuttgarter kommen auf 98,94 Prozent, knapp vor Mahindra (98,93). Die weiteren Positionen: Porsche (98,83), Nio (98,59) und Dragon (98,49).

Auf eine Runde des 2.287 Meter langen Kurses gerechnet läge Nissan durchschnittlich 9,07 Meter vor Venturi, die Monegassen wiederum 2,81 Meter vor Virgin. DS Techeetah hätte 1,81 Meter Rückstand, läge jedoch 88 Zentimeter vor BMW. Jaguar käme weitere 39 Zentimeter dahinter, Audi abermals zwölf Zentimeter. Nach 4,02 Metern folgte Mercedes, Mahindra hätte nur 13 Zentimeter Rückstand. Porsche fehlten weitere 2,39 Meter, Nio nochmals 5,44 Meter. Schlusslicht Dragon hätte 2,31 Meter Rückstand und läge somit fast 30 Meter hinter der Spitze.

Foto: Peter Minnig / Spacesuit Media

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