Ziel Unvorhersehbarkeit: Zeitrennen & Attack-Mode fordern Formel-E-Teams
Tobias Bluhm
Der Auftakt in die neue Saison 2018/19 läutet für die Formel E den Start einer neuen Generation ein. Nicht nur können sich Fans und Beobachter der Rennserie auf das futuristische Gen2-Chassis und leistungsstärkere Motoren freuen - auch das Rennformat wird für neue Spannung vor dem Fernsehbildschirm sorgen. Den Teams und Fahrern bereitet die Einführung der Zeitrennen und des Attack-Mode jedoch auch noch wenige Wochen vor dem Auftakt in Saudi-Arabien Kopfschmerzen.
"Es ist eigentlich unmöglich, das Format über eine gesamte Renndistanz zu simulieren, weil es so unvorhersehbar ist", erläutert Virgin-Teamboss Sylvain Filippi bei 'e-racing365'. Fortan werden in der Formel E die Rennen nicht mehr nach einer vorgegebenen Rundenanzahl ausgetragen, sondern in ein Zeitrennen à 45 Minuten plus eine Runde umgewandelt. Hinzu kommt das Attack-Mode-Tool, das den Fahrern nach der Aktivierung für einige Minuten einen Schub von 25 kW gibt.
"Das Konzept der FIA und Formel E ist so ausgelegt, dass wir vor dem Rennen so wenig wie möglich simulieren können. Das ist das einzige Ziel der Regeländerung: Unvorhersehbarkeit. Niemand weiß, ob der nächste E-Prix 41, 42 oder 43 Runden lang ist. Außerdem bekommen wir genauere Details zum Attack-Mode erst kurz vor dem Start des Rennens, was es uns so gut wie unmöglich macht, Szenarien zu errechnen", so Filippi.
Nach Informationen von 'e-Formel.de' soll den Teams gerade einmal eine Stunde vor Rennstart mitgeteilt werden, wie viele Attack-Mode-Aktivierungen es während des E-Prix geben soll. Zur Freischaltung der Extra-Power müssen die Fahrer eine markierte Zone abseits der Ideallinie durchqueren, in der drei Spulen eingebaut sind. Im Anschluss gibt der Motor den zusätzlichen Schub frei, durch den die Leistung der E-Maschinen auf 225 kW (305 PS) ansteigt. Bei der Aktivierung wird zudem ein LED-Streifen am Halo aufleuchten.
Günther: "Aktivierungskorridor verdammt eng"
Das neue Rennformat wurde bereits bei den Oktober-Testfahrten der Formel E in Valencia getestet. Ähnlich wie in der anstehenden Saison wurde den Teams im Voraus lediglich die Position der Spulen mitgeteilt, nicht aber die Anzahl der Aktivierungen. Neben fehlenden Details zur Freigabe des Boosts stellte sich jedoch auch das Freischalten selbst als Problem für die Fahrer heraus.
"Ich finde das Konzept sehr cool, aber es ist ein Element, das viele Hindernisse mit sich bringt", erläutert Dragon-Neuzugang Maximilian Günther in der 100. Episode des e-Formel.de Podcasts "ePod": "Der Korridor, den man für die Aktivierung treffen muss, ist verdammt eng. Jeder von uns Fahrern hat ihn bei den ersten drei, vier, fünf Malen nicht getroffen."
"Man muss also einen Kompromiss zwischen dem eingegangenen Risiko und Zeitverlust finden. Je schneller du drüber fährst, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass du die Zone nicht triffst. Wenn du aber zu langsam bist, verlierst du Zeit und Positionen. In Valencia hast du eigentlich immer Plätze verloren, wenn du dir den Attack-Mode geholt hast", so Günther.
"Ganz sicher mehr als interessant"
Auch der Energieverbrauch sei in Spanien zu einem großen Thema geworden: "Du kannst im Attack-Mode so viele Leute überholen wie du willst, aber es bringt dir nichts, wenn du dabei zu viel Energie verbrauchst und am Ende langsam bist", erklärt Günther weiter. Für Spannung sei mit dem neuen Konzept jedenfalls gesorgt: "Die Rennen werden für den Zuschauer ganz sicher mehr als interessant."
Wo sich die Aktivierungszone beim Saisonauftakt in Diriyya befindet, ist noch nicht öffentlich bekannt. Auch die Teams bekamen erst am Wochenende genauere Daten zum Kurs zur Verfügung gestellt, die für die Simulatorfahrten genutzt werden können. Das erste Rennen der Formel-E-Saison 2018/19 und die zeitgleiche Premiere des Attack-Mode finden am 15. Dezember 2018 in Saudi-Arabien statt.
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