Formel E

Zweimal Berlin, Kapstadt bestätigt, Seoul raus: Formel E veröffentlicht Rennkalender-Update für Saison 2023

Timo Pape

Timo Pape

Mercedes-Formel-E-Berlin

Die Formel E hat am Mittwochabend wie erwartet ein Update ihres Rennkalenders für die Saison 2023 veröffentlicht. Wie der Weltmotorsportrat in seiner Sitzung kurz zuvor abgesegnet hatte, wird der Berlin E-Prix im ersten Gen3-Jahr zu einem "Double-Header" mit zwei Rennen am 22. und 23. April ausgebaut. Außerdem bestätigte die Formel E ihren ersten Kapstadt E-Prix, der den bislang noch vakanten Termin am 25. Februar übernimmt. Seoul hingegen ist plötzlich verschwunden.

Dass die Stadt in Südafrika in den Kalender aufgenommen wird, hatte sich in den vergangenen Wochen bereits angedeutet. Wegen Bauarbeiten und Nachwirkungen der Pandemie war das ursprünglich bereits für Februar 2022 geplante und bekannt gegebene Rennen auf das kommende Jahr verschoben worden. Das geplante Streckenlayout ist auch bereits seit dem Frühjahr bekannt, wenngleich die Kurven 2 und 9 noch überarbeitet wurden.

"Wir freuen uns, Kapstadt als neuen Austragungsort für unsere Serie in Saison 9 anzukündigen", erklärt Alberto Longo, Chief Championship Officer der Formel E. "Unsere Partner vor Ort arbeiten unglaublich hart daran, ein Rennen der Formel-E-Weltmeisterschaft in die Stadt zu holen. Wir können es kaum erwarten, die futuristischen Gen3-Rennwagen vor der ikonischen Kulisse des Tafelbergs antreten zu sehen."

Beim Berlin E-Prix werden - wie bereits erwartet - auch in diesem Jahr zwei Rennen ausgetragen. Der für ein Rennen in China vorgesehene Slot am 11. März entfällt dafür. Die Null-Covid-Strategie der chinesischen Regierung, bei der immer wieder Lockdowns und sogar Ausgangssperren erlassen werden, lässt eine internationale Großveranstaltung aktuell nicht zu. Dadurch klafft nun eine vierwöchige Lücke zwischen den Rennen in Kapstadt und Sao Paulo.

Wegen Bauarbeiten am Olympiastadion: Neue Strecke für Seoul E-Prix benötigt

Nicht mehr im Kalender vorhanden ist hingegen überraschend Seoul: Die südkoreanische Hauptstadt war im August Schauplatz des Saisonfinales 2022. Im ersten Kalenderentwurf war dort für den 20. und 21. Mai ein weiterer "Double-Header" vorgesehen. Stattdessen befindet sich nun am 20. Mai ein einzelner Lauf ohne Austragungsort, der Termin am 21. Mai entfällt. Auch das für den 24. Juni geplante Rennen ist nach wie vor ohne Austragungsort. Der Kalender schrumpft somit von 18 auf 17 Rennen, von denen zwei noch offen sind.

"Die Renovierungsarbeiten am Olympiastadion in Seoul bedeuten, dass wir in der nächsten Saison nicht wie geplant an diese Location zurückkehren können", beschreibt Longo die Situation in Seoul. "Daher prüfen wir andere Optionen in Südkorea, um diesen Austragungsort zu ersetzen. Wir sind auch in aktiven Gesprächen mit weiteren Städten und Austragungsorten auf der ganzen Welt, um eine Veranstaltung an dem anderen Datum ohne bestätigten Ort (24. Juni) auszurichten."

"Wir arbeiten gemeinsam mit den Behörden und dem lokalen Veranstalter an einer Lösung und hoffen, dass wir einen Veranstaltungsort finden", führt Longo bei 'The Race' etwas konkreter aus. Für eine alternative Strecke in Seoul seien jedoch viele Arbeiten notwendig, sodass die Verantwortlichen unter Zeitdruck kämen. "Hoffentlich ist der Veranstalter in der Lage, die Aufgabe in so kurzer Zeit zu bewältigen", so Longo weiter. "Es sieht umsetzbar aus. Aber zuerst müssen wir Machbarkeitsstudien abschließen und uns dann mit den operativen Herausforderungen befassen. Die gute Nachricht ist, dass wir Optionen haben."

Laut den Kollegen spielen in Seoul allerdings auch finanzielle Aspekte bei der zukünftigen Ausrichtung von Rennen am Olympiastadion eine Rolle. In diesem Jahr war das Stadion, durch das die Strecke führte, bei den Rennen nicht annähernd so stark gefüllt wie erhofft. Nur 36.000 Zuschauer sollen zusammengerechnet an beiden Tagen den ersten E-Prix in Südkorea besucht haben - und entsprechend weniger Geld als geplant in die Kassen der Formel E gespült haben.

Noch kein USA-Rennen: "Suchen nach einer neuen Heimat"

Keine Neuigkeiten gab es zu einem Rennen in den USA. Bis auf die Pandemiesaison 2019/20 hat die Formel E in jeder Saison mindestens ein Rennen in den Vereinigten Staaten ausgetragen. Ein Ausbau des Fährterminals in Red Hook sorgt jedoch dafür, dass die Rennserie den New York City E-Prix nicht mehr an gewohnter Stelle austragen kann. "Brooklyn ist heute für uns praktisch unmöglich", beschreibt Longo. "Die Fläche dort wird kleiner werden, wir aber wachsen weiter. Das ist eine Kombination, die nicht funktioniert."

Die Option, in Saint Petersburg (Florida) zu fahren, ist hingegen von Tisch. Genauso wie Toronto - auch hier ist eine Durchführung im kommenden Jahr noch nicht machbar. "Wir haben es mit den Bürgermeistern versucht", bestätigt Longo. "St. Petersburg hat uns gesagt, dass es für die neunte Saison noch nicht möglich ist. Aber man schaut sich die Möglichkeit an, ab der zehnten Saison dort zu fahren. In Toronto ist es ähnlich."

"Die USA sind definitiv ein Schlüsselmarkt für die Formel E", hebt Longo die Wichtigkeit des Landes für die Rennserie hervor. "Wir suchen nach einer neuen Heimat." Überstürzen will Longo jedoch nichts, um eine neue Stadt in den Rennkalender aufzunehmen. Das habe sich bei mehreren Fällen in den vergangenen Jahren, insbesondere in Kanada, nicht positiv ausgewirkt. Der Vertrag mit Montreal wurde nach nur einer Austragung durch die Stadt einseitig gekündigt, in Vancouver wurde gar nicht erst gefahren.

Longo erteilt Abfuhr an Marrakesch

"Wir müssen uns die nötige Zeit nehmen, um die Austragungsorte richtig zu analysieren", ergänzt Longo. "Wir sind jetzt erfahren genug, um zu wissen, dass wir keine zwölf oder 13 Städte brauchen. Die 16 bis 17 Rennen, die wir nächstes Jahr fahren werden, müssen unseren Standards entsprechen. Wir dürfen keine Entscheidungen überstürzen, die wir später irgendwann bereuen könnten."

Eine Stadt soll als Ersatzort hingegen nicht mehr in Frage kommen: Marrakesch. Die marokkanische Königsstadt war in der Vergangenheit immer wieder der "Joker" der Formel E gewesen, weil sich auf dem Circuit International Automobile Moulay el Hassan innerhalb von wenigen Wochen ein kostengünstiges Rennen organisieren ließ.

"Mit dem Rennen in Afrika, das zum ersten Mal in Kapstadt stattfindet, ergibt Marrakesch etwas weniger Sinn als zuvor", beschreibt Longo. "Wir haben einige 'Plan B', aber ich könnte mir auch einen weiteren 'Double-Header' in einer anderen Stadt vorstellen."

zusätzliche Berichterstattung durch Tobias Wirtz

Kommentar von Timo Pape: "Double-Header" sind nicht die Lösung

Alberto Longo könnte sich mehr "Double-Header" vorstellen - ich nicht. Mal abgesehen davon, dass ein Doppelrennen die Besonderheit eines einzelnen Laufs deutlich herabsenkt und in der Erinnerung häufig zu einem Brei verschwimmt, ziehen "Double-Header" ein noch viel gewichtigeres Problem nach sich: Es gibt weniger Rennwochenenden in der Saison. Bereits mehrfach in den vergangenen Jahren haben wir Kommentare zum fehlenden Momentum während einer Formel-E-Saison - dem "größten Problem der Formel E" - veröffentlicht. Longo geht es offenbar vor allem um die Anzahl der Rennen, weil damit die kommerziellen Verpflichtungen von Partnern einhergehen.

Nach aktuellem Stand starten wir hervorragend in die Saison: mit vier E-Prix im 2-Wochen-Rhythmus. Durch den Wegfall des geplanten Sanya-Rennens offenbart sich zwischen Ende Februar und Ende März die erste seriöse Lücke von vier Wochen. Genauso geht es weiter: Zwischen Sao Paulo und Berlin liegt ebenfalls ein ganzer Monat. Findet die Formel E Lösungen für ihre Termine am 20. Mai und 24. Juni, ist danach alles paletti. Fallen im schlimmsten Fall aber beide Rennen weg, entstünden Lücken von vier und sogar sechs Wochen. Wir drücken die Daumen, dass Longo Erfolg hat und sich nicht auf einem weiteren "Double-Header" ausruht.

So richtig springt jedoch kein Kandidat für die offenen Termine ins Auge. Wir müssen uns wohl bis zur nächsten Sitzung des Weltmotorsportrats im Dezember gedulden. Das gilt übrigens auch für sämtliche Entscheidungen zum Sportlichen Reglement für die erste Gen3-Saison. Denn zu Schnellladen, FANBOOST, Attack-Mode und Co. hat die Formel E bislang kein Sterbenswörtchen veröffentlicht.

Übersicht: Der provisorische Formel-E-Rennkalender 2023

Rennen Datum Stadt / Land
01 14.01.2023 Mexiko-Stadt / Mexiko
02 27.01.2023 Diriyya / Saudi-Arabien
03 28.01.2023 Diriyya / Saudi-Arabien
04 11.02.2023 Hyderabad / Indien
05 25.02.2023 Kapstadt / Südafrika
06 25.03.2023 Sao Paulo / Brasilien
07 22.04.2023 Berlin / Deutschland
08 23.04.2023 Berlin / Deutschland
09 06.05.2023 Monaco / Monaco
10 20.05.2023 noch unbekannt
11 03.06.2023 Jakarta / Indonesien
12 04.06.2023 Jakarta / Indonesien
13 24.06.2023 noch unbekannt
14 15.07.2023 Rom / Italien
15 16.07.2023 Rom / Italien
16 29.07.2023 London / Großbritannien
17 30.07.2023 London / Großbritannien

 

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3 Kommentare

Thomas Imhof ·

Stimme völlig zu Timo. Warum eigentlich kein Rennen mehr in Paris? Und New York Brooklyn?

Lutz Buschkow ·

Ich widerspreche! Für mich sind Double-Header sind gut. Ein ganzes Rennwochenende macht viel mehr Spaß und der direkte Vergleich zum Vortag finde ich immer spannend. Also für mich darf es gerne noch mehr Doppelevents geben.

Timo ·

In Paris suchen sie langfristig einen neuen Austragungsort, u. a. weil die alte Strecke für die neuen Gen3-Autos nicht mehr ausreicht (Sicherheit). In Brooklyn wird nächstes Jahr das Fährterminal ausgebaut...

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