
FIA Formula E
Was ist die Formel E?

Die ABB FIA Formula E World Championship - so der offizielle englische Titel der Formel E - ist eine internationale Rennserie, die ihre Läufe ausschließlich mit elektrisch angetriebenen Formelfahrzeugen austrägt. In zahlreichen Metropolen rund um den Globus treten dabei bis zu zwölf Teams mit insgesamt 24 Fahrern gegeneinander an - einige davon ehemalige Formel-1-Piloten. Das erste Rennen fand am 13. September 2014 statt. Inzwischen läuft die neunte Saison (2023).
Der Automobilweltverband FIA, der auch die Formel 1 veranstaltet, schlägt mit der Formel E grundsätzlich einen anderen Weg ein als mit allen anderen Rennserien in seinem Portfolio. Das Ziel: neue und junge Zielgruppen ansprechen. Nicht zuletzt aus diesem Grund finden die Formel-E-Events meist komprimiert an nur einem einzigen Tag statt. Weitere Details zum Format der Formel E finden sich weiter unten auf dieser Seite. Das Sportliche Reglement der Formel E ist zudem öffentlich einsehbar.
Im Markenkern der Formel E stehen Werte wie Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und technologischer Fortschritt. Die Elektro-Rennserie soll als Testfeld für die Automobilindustrie dienen, um die Entwicklung von Elektroautos voranzutreiben, sie attraktiver zu machen und somit gegen den Klimawandel vorzugehen. Zahlreiche große Automobilhersteller haben sich in den vergangenen Jahren in der Meisterschaft engagiert.
Die Formel E trägt ihre Rennen größtenteils auf eigens entworfenen Straßenkursen in den Stadtzentren aus, um das Event direkt zu den Zuschauer:innen zu bringen - und nicht umgekehrt. Zudem will die FIA die Elektromobilität dort bewerben, wo sie schon heute - vor allem aber in Zukunft - stattfinden wird: im urbanen Raum.
Die Formel E hält ihre Rennveranstaltungen im Normalfall an einem einzigen Tag ab: zwei Freie Trainings am Vormittag, Qualifying in der Mittagszeit und Rennen am Nachmittag. Üblicherweise finden die sogenannten E-Prix (in Anlehnung an den Begriff "Grand Prix") samstags statt. Seit der Saison 2023 wird das 1. Freie Training allerdings bereits am Freitag ausgetragen, um den Zeitplan des Rennsamstags zu entzerren.
Hin und wieder kommt es vor, dass ganze Events auf Sonntag oder gar Freitag ausweichen. Darüber hinaus veranstaltet die Formel E in ausgewählten Städten Events mit zwei Rennen. Bei einem solchen "Double-Header" finden jeweils zwei vollständige Saisonläufe an zwei aufeinanderfolgenden Tagen statt. Bei einem "Double-Header entfällt am zweiten Renntag eines der Freien Trainings. Es gibt somit nur noch ein "3. Freies Training".
Offizielle Sessions eines E-Prix
- Freitag: 1. Freies Training (30 min)
- Samstag: 2. Freies Training (30 min)
- Samstag: Qualifying (75 min)
- Samstag: Rennen (ca. 50 min)
Seit Beginn der Gen3-Ära (2023) ist die Rennlänge in der Formel E wieder über eine feste Rundenzahl definiert. Drei Runden vor dem Ende der regulären Renndistanz gibt der Rennleiter allerdings eine potenzielle Anzahl an Zusatzrunden bekannt, die auf die Renndistanz addiert werden. Sie basieren auf der verbrachten Zeit unter Safety-Car- oder Full-Course-Yellow -Bedingungen und orientieren sich an einer vor dem Rennwochenende festgelegten "Referenzzeit" der FIA. Maximal kann ein Rennen um sieben Umläufe verlängert werden. Ein Lauf darf zudem höchstens 75 Minuten dauern.
Rückblick: Nachdem die Rennen der Formel E bis einschließlich Saison 4 über eine fest definierte Rundenanzahl gingen, wechselte die Serie Ende 2018, also zum Start der Gen2-Ära, zu gezeiteten Läufen. Vier Jahre lang dauerte ein Rennen standardmäßig 45 Minuten plus eine weitere Runde. In Saison 8 (2022) führte die Formel E eine "Extra Time" ein: Für jede volle Rennminute unter Safety-Car- oder Full-Course-Yellow-Bedingungen wurde die Renndauer um jeweils 45 Sekunden verlängert.
Wie in nahezu allen FIA-Rennserien erhalten die zehn bestplatzierten Fahrer eines Rennens Meisterschaftspunkte. In der Formel E wird außerdem die Pole-Position mit drei Zählern belohnt. Die schnellste Rennrunde innerhalb der Top 10 bringt einen zusätzlichen Punkt (bis Saison 2 zwei Punkte). Die Maximalausbeute für einen Formel-E-Fahrer an einem Renntag beträgt somit 29 Punkte. Ein Team kann in Summe maximal 47 Zähler holen.
Platz/Leistung | Punkte |
1 | 25 |
2 | 18 |
3 | 15 |
4 | 12 |
5 | 10 |
6 | 8 |
7 | 6 |
8 | 4 |
9 | 2 |
10 | 1 |
Pole-Position | 3 |
Schnellste Rennrunde | 1 |
Gruppenphase bestimmt die Top 8
Das Qualifying beginnt mit einer Gruppenphase. Das derzeit aus 22 Fahrern bestehende Feld wird dafür in zwei Gruppen mit je elf Fahrzeugen aufgeteilt. Die Aufteilung erfolgt anhand des aktuellen WM-Standes: Piloten auf den ungeraden Positionen der Gesamtwertung (1, 3, …) treten in Gruppe A an, Fahrer auf geraden Positionen (2, 4, ...) in Gruppe B. Fahrer, die am Rennwochenende nicht teilnehmen, werden vorher aus der Reihung entfernt, neue hinten angestellt. Vor dem ersten Saisonrennen muss jedes Team entscheiden, welcher seiner beiden Fahrer in Gruppe A starten soll und welcher in Gruppe B.
Jede Gruppe erhält zwölf Minuten Zeit, um Rundenzeiten mit 300 kW Leistung (= Rennmodus) zu setzen. Dabei kann jeder Fahrer so viele Runden fahren, wie er will. Er ist jedoch verpflichtet, innerhalb der ersten sechs Minuten mindestens eine seriöse Rundenzeit zu setzen. Am Ende ziehen die Piloten auf den Plätzen 1 bis 4 jeder Gruppe in die K.o.-Phase ein. Jene Fahrer auf den Positionen 5 bis 11 werden später auf den Startplätzen 9 bis 22 einsortiert - wo genau, entscheidet sich erst nach dem Finale. Fest steht jedoch bereits: Die Gruppenplatzierung eines Fahrers entspricht seiner Startreihe, unabhängig von seiner Bestzeit.
Duelle bis zum Finale
Für die Top 8 beginnt nun die K.o.-Phase "innerhalb" der Gruppen, in der stets zwei Piloten im Einzelzeitfahren mit der Maximalleistung von 350 kW gegeneinander antreten. Im Viertelfinale fährt somit der Schnellste aus Gruppe A gegen den Viertschnellsten aus Gruppe A, der Zweit- gegen den Drittschnellsten derselben Gruppe und so weiter.
Beide Piloten befinden sich zum Duell gleichzeitig auf der Strecke, wobei der in der Gruppenphase schlechter Platzierte zuerst seine schnelle Runde drehen muss (plus je eine Out- und Inlap). Die Sieger ziehen jeweils ins Halbfinale ein, die Verlierer erhalten die Startpositionen 5 bis 8 auf Grundlage ihrer Rundenzeiten. Das gleiche Prozedere wiederholt sich in den beiden Halbfinalduellen sowie im Finale, in dem es um die Pole-Position und drei WM-Punkte geht.
Außerdem ist der Ausgang des Finales entscheidend für die eingangs erwähnten Startplätze 9 bis 22: Alle Fahrer aus der Gruppe des Pole-Sitters starten ebenfalls auf einer ungeraden Position, erhalten also die bessere Ausgangslage in ihrer bereits definierten Startreihe.
Rückblick: Das Qualifying-Format bis Saison 7 (2020/21)
Das Qualifying der Formel E wurde bis zum Saisonfinale 2021 in vier Gruppen ausgetragen, um Verkehrsbehinderungen auf den kurzen und teils engen Stadtkursen zu vermeiden. Die Gruppen wurden jeweils nach dem aktuellen Stand in der Fahrermeisterschaft zusammengestellt. Dabei beinhaltete jede Quali-Gruppe insgesamt sechs Fahrer. Die sechs bestplatzierten Fahrer in der Gesamtwertung starteten als Erste ins Qualifying.
- Gruppe 1: Plätze 1-6
- Gruppe 2: Plätze 7-12
- Gruppe 3: Plätze 13-18
- Gruppe 4: Plätze 19-24
Jede Qualifying-Gruppe hatte sechs Minuten Zeit, um eine Zeit abzuliefern - lang genug für eine "Outlap" aus der Boxengasse, eine optionale Aufwärmrunde mit 200 kW (Rennmodus) und eine einzige schnelle Runde mit der vollen Leistung von 250 kW (Quali-Modus). Die sechs übergreifend schnellsten Fahrer aus der Gruppenphase nahmen (seit Saison 2) dann nacheinander an einem finalen Shoot-out um die sogenannte Super-Pole teil.
In der Super-Pole-Session ging zunächst der Pilot mit der sechstbesten Rundenzeit aus der Gruppenphase auf die Strecke. Sobald er seine schnelle Runde begann, sprang die Ampel am Ausgang der Boxengasse auf Grün, um die Strecke für den fünfschnellsten Fahrer freizugeben. Dieses Prozedere wurde bis zum Schnellsten der Gruppenphase fortgeführt. Die Reihenfolge des Shoot-outs ergab letztlich die ersten sechs Plätze der Startaufstellung. Die Startpositionen 7 bis 24 entsprachen der übergreifenden Reihenfolge während der Gruppenphase.
Der Shakedown ist im Normalfall die erste Session eines Rennwochenendes, in der die Piloten eine limitierte Rundenzahl mit verringerter Leistung fahren dürfen. Er wird in der Regel genutzt, um nach dem Transport grundlegende Funktionen des Autos und die Funkverbindung zum Team rund um den Kurs zu testen. Rundenzeiten werden im Shakedown offiziell nicht genommen und auch nicht veröffentlicht.
Aktuell ist die Dauer des Shakedowns auf 15 Minuten begrenzt. Während der Gen1-Ära waren es noch 30 Minuten gewesen. In dieser Zeit dürfen die Fahrer maximal drei Runden drehen. Die Leistung ist dabei auf 110 kW begrenzt. Im TV oder Livestream-Angebot der Formel E ist der Shakedown nicht zu sehen.
Der Shakedown ist nicht zwingend vorgeschrieben, soll laut Reglement aber durchgeführt werden, wenn dies möglich ist. Das Regelwerk lässt auch zu, dass der Shakedown alternativ hinter dem Safety-Car absolviert wird. Bei einem "Double-Header" wird der er nur vor dem ersten Rennen absolviert.
Teams
Mit wenigen Ausnahmen besteht für die Teams der Formel E während einer Saison ein striktes Testverbot. Einzig im Rahmen von bis zu sechs von der FIA organisierten gemeinsamen Testtagen dürfen die Rennställe ihre Fahrzeuge testen. Mindestens drei dieser sechs Tests müssen vor Beginn der Saison stattfinden. In der Vergangenheit fanden diese drei Tage entweder im britischen Donington Park oder im spanischen Valencia statt.
Ein Testtag während der Saison ist zudem für die sogenannten Rookie-Tests reserviert, bei denen ausschließlich Fahrer eingesetzt werden dürfen, die noch nicht an einer offiziellen Formel-E-Session teilgenommen haben (Freies Training, Qualifying oder Rennen).
Zudem kann jedes Team pro Saison sechs sogenannte Filmtage nutzen. Dabei darf nur das Auto der aktuellen Saison zum Einsatz kommen. Die Fahrtstrecke ist auf maximal 50 Kilometer begrenzt. Die Filmtage sind eigentlich zur Produktion von Foto- und Filmmaterial vorgesehen, werden häufig aber auch genutzt, um potenziellen Formel-E-Fahrern abseits des "Rookie-Tests" die Chance einer Testfahrt zu gewähren.
Hersteller
Zur Vorbereitung auf die nächste Saison stehen den eingeschriebenen Herstellern der Formel E jedes Jahr 13 (vormals 15) private Testtage zur Verfügung. Die Termine sowie den Ort der Testfahrten dürfen sie frei wählen. Die Dauer ist dabei auf zwölf Stunden pro Tag begrenzt. Es müssen nicht die vollen 13 Tage genutzt werden. Beliefert ein Hersteller mindestens ein Kundenteam mit Antrieben, erweitert sich sein Kontingent um sechs zusätzliche Testtage. Der Hersteller kann frei entscheiden, ob und in welchem Umfang er diese Tage seinem Kundenteam zur Verfügung stellt oder selbst nutzt.
Weitere Testfahrten - egal ob Windtunnel-Tests, Messungen auf dem Prüfstand oder CFD-Studien - sind sowohl für die Teams als auch für die Hersteller strikt verboten.
Weil die Batterie von Williams Advanced Engineering in den ersten vier Jahren der Formel E keine komplette Renndistanz durchhielt, wechselten die Fahrer gegen Rennmitte in ein zweites Auto, das vom Team in der Box bereitgestellt wurde. Für den Fahrzeugwechsel legte der Veranstalter in den ersten drei Saisons je nach Rennstrecke eine Mindestzeit vom Ein- bis zum Ausgang der Boxengasse fest, die nicht unterschritten werden durfte, um die Sicherheit zu gewährleisten. Mit dem Santiago E-Prix der vierten Saison schaffte die Formel E die Mindestzeit beim Boxenstopp ab.
Zum Start der fünften Saison im Dezember 2018 verabschiedete sich die Formel E wie geplant endgültig vom Fahrzeugwechsel. Der neue Einheitsakku aus dem Hause McLaren Applied Technologies machte den bis dato obligatorischen Boxenstopp hinfällig, denn dank einer Kapazität von 52 kWh nutzbarer Energie hielten die Batterien fortan ein ganzes Rennen durch.
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