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Di Grassi: Roborace-KI "nur noch 6% langsamer als Mensch"

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Die Entwicklung der geplanten Formel-E-Rahmenserie Roborace, die eines Tages mit teilweise autonom gesteuerten Fahrzeugen ihre Rennen austragen soll, nimmt allmählich Fahrt auf. Am Rande der TechCrunch-Messe in Berlin gab Audi-Formel-E-Fahrer und Roborace-Geschäftsführer Lucas di Grassi erstmals einen detaillierten Einblick hinter die Kulissen von Roborace.

"Wir haben das Jahr mit einem 20-prozentigen Performance-Rückstand auf einen menschlichen Fahrer begonnen. Inzwischen ist die KI nur noch sechs Prozent langsamer als ein Mensch", verrät der Brasilianer. Erst vor wenigen Wochen stellte die Firma eine überarbeitete Version des "DevBot"-Entwicklungsfahrzeuges vor, mit dem Roborace für den ersten Renneinsatz testet. Auf lange Sicht ist di Grassis Ziel jedoch klar: Die KI des "DevBot 2.0" muss schneller als ein menschlicher Pilot sein. "Erst wenn das passiert, bekommen wir das Vertrauen für den Nutzen der Technologie auf den Straßen."

Der erste Testlauf der Roborace-Serie könnte laut di Grassi schon im April oder Mai 2019 stattfinden, wohl im Rahmen eines der Europa-Rennen der neuen Formel-E-Saison. Das Rennen würde den Auftakt in die "Alpha"-Probe-Saison der Serie bilden. Nach einem "Full Release" der Rennkategorie sollen die Events anschließend ab 2021 im Rahmen einer offiziellen Meisterschaft stattfinden.

Roborace bekommt indes Konkurrenz aus den USA: Die Amazon-Tochter AWS stellte erst vor wenigen Wochen die "AWS DeepRacer"-Initiative vor, die Entwicklern autonome 1:18-Fahrzeugmodelle zur Verfügung stellt, mit denen auch Rennen ausgetragen werden sollen. Über den Online-Händler sind die Modelle derzeit für 250 US-Dollar käuflich zu erwerben.

Virtuelle Hindernisse für Roboter-Autos?

Auch auf das häufig kritisierte Roborace-Rennformat ging der 34-Jährige ein: "Wir versuchen, Menschen und Computer in unserem Sport zu vereinen. Die Rennen im nächsten Jahr werden eine Kombination aus menschlichen Fahrern und der autonom arbeitenden KI. Es geht uns um das Prinzip, dass Mensch und Maschine zusammenarbeiten, um ein besseres Ergebnis zu erzielen."

Ähnlich wie die Formel E wird Roborace auch auf interaktive Elemente setzen, um das Publikum in das Renngeschehen einzubinden. "Menschen wollen interagieren", weiß di Grassi, "deswegen schauen wir uns neue Optionen der Zuschauer-Aktivierung an." Unter anderem sei in Planung, dass Fans auf den Tribünen virtuelle Hindernisse auf die Strecke werfen könnten, denen die autonomen Fahrzeuge ausweichen müssen.

Noch kein Interesse von Automobil-Herstellern

Während schon mehrere Universitäten und Hochschulen, darunter auch die Technische Universität München, Interesse an der Rennserie bekundet haben, blieben die Bewerbungen von großen Automobilherstellern bislang jedoch aus. "Sie haben Angst, weil ihre Software noch nicht so weit ist", befürchtet di Grassi.

Sorgen um die Zukunft seiner Serie macht sich der ehemalige Le-Mans-Starter jedoch nicht: "Autonome Fahrzeuge sind eine Kombination aus mehreren Technologien wie Sensoren, Elektromotoren und Batterien. Unsere Kunden sind deswegen im Moment hauptsächlich Firmen wie Nvidia, Qualcomm oder Intel."

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