Coronavirus setzt Formel E weiter zu: Jakarta E-Prix vorerst gestrichen
Tobias Wirtz
Wegen der steigenenden Anzahl an Erkrankten an der Covid-19-Epidemie in Indonesien und speziell in Jakarta wird das für den 6. Juni geplante Formel-E-Rennen nicht zu diesem Zeitpunkt stattfinden können. Das gab die Formel E am Mittwochmorgen in einer Pressemitteilung bekannt.
"Auf Anweisung von Jakarta-Gouverneur Anies Baswedan und in Absprache mit der Formel E, der FIA, Ikatan Motor Indonesia (IMI) und dem Organisationskomitee des Jakarta E-Prix wird es nicht mehr möglich sein, am geplanten Datum, dem 6. Juni 2020, in Jakarta zu fahren", verkündet die Rennserie in ihrem Statement. "Wir werden die Situation in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden und dem Organisationskomitee des Jakarta E-Prix weiterhin aufmerksam verfolgen, um die Möglichkeiten einer Verschiebung des Rennens auf einen späteren Zeitpunkt zu prüfen."
Alberto Longo, stellvertretender CEO der Formel E, erklärt: "Angesichts der wachsenden Zahl von COVID-19-Fällen in Ländern, in denen derzeit Veranstaltungen der Formel E geplant sind, evaluieren wir Notfallpläne, um die potenziellen Auswirkungen des Coronavirus zu mindern und die höchstmögliche Anzahl von Rennen im Kalender für die sechste Saison aufrechtzuerhalten."
Die Situation sei unbeständig und entwickle sich täglich weiter. "Wir bleiben realistisch und flexibel in unserem Ansatz für Alternativoptionen, die zu gegebener Zeit mitgeteilt werden", führt der Spanier fort. "Dazu gehören die Aufstockung geplanter Veranstaltungen zu 'Double-Headern', die Nutzung permanenter Strecken und Rennen hinter verschlossenen Türen, falls nötig und von den örtlichen Behörden am jeweiligen Austragungsort empfohlen."
Kein Ende in Sicht
Der Lauf in Jakarta ist bereits das dritte Rennen, das wegen des Ausbruchs des neuartigen Coronavirus "SARS-CoV-2" nicht am geplanten Termin stattfinden wird. Die Formel E hatte zuvor bereits den Sanya E-Prix in China gestrichen und vor wenigen Tagen auch den Rom E-Prix auf unbestimmte Zeit verschoben. Das Ende der Fahnenstange scheint trotzdem noch nicht erreicht zu sein: Auch die Rennen in Paris und Seoul sind mehr als fraglich.
In Frankreich wurde bereits vor einigen Wochen ein Verbot für Indoor-Veranstaltungen mit mehr als 5.000 Zuschauern "auf engem Raum" erlassen. Am Sonntag erfolgte dann ein Verbot von öffentlichen Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern, die "nicht für das öffentliche Leben in der Nation notwendig sind". Das dürfte die Formel E zweifelsohne zählen.
Südkorea ist mit derzeit mehr als 7.700 Erkrankten nach China, Iran und Italien das Land mit den meisten Infizierten weltweit. Die K-Pop-Gruppe BTS, die zudem globaler Botschafter der Formel E ist, sagte kürzlich vier für Mitte April geplante Auftritte in Seoul ab. Die Konzertreihe sollte eigentlich den Auftakt in BTS' Welttournee bilden. Es ist wahrscheinlich, dass auch der Seoul E-Prix nicht wie geplant stattfinden wird.
Damit werden ein Valencia E-Prix sowie Double-Header in Berlin und New York City immer wahrscheinlicher - zumal Longo diese Optionen erstmals öffentlich angeschnitten hat. Zum jetzigen Zeitpunkt fände der nächste E-Prix noch am 18. April in Paris statt. Wir werden dich jedoch über die Situation weiterhin auf dem Laufenden halten.
Kommentar von Timo Pape: Coronavirus als Notausgang?
Wir hätten heute in der Früh womöglich noch mit einer Absage des Paris E-Prix gerechnet, nicht aber mit einem Statement zu Jakarta. Zum einen beklagt Indonesien derzeit gerade einmal 27 Infizierte. Zum anderen ist der 6. Juni noch fast drei Monate hin. Insofern kommt die Absage zum jetzigen Zeitpunk überraschend. Wenn man jedoch hinter die Kulissen des Jakarta E-Prix blickt, ergibt manches womöglich einen Sinn.
Denn auch unabhängig von Corona war das Rennen buchstäblich nie zu 100 Prozent in "trockenen Tüchern". Zweimal hatte Jakarta seit Jahresbeginn mit schweren Überschwemmungen zu kämpfen. Aus der Notlage heraus formierte sich eine Protestbewegung gegen das Formel-E-Rennen und Gouverneur Baswedan. Der Vorwurf: Er habe Mittel aus dem Hochwasserschutz abgezwackt, um sie für den E-Prix einzusetzen. Die Formel E brauche aktuell niemand.
Ich denke, dass die Epidemie sicher der Hauptgrund für die Absage ist, vielleicht aber nicht der alleinige. Gerade weil drei Monate vor einem E-Prix, also jetzt, die Aufbauarbeiten der Strecke in Gang gesetzt werden. Sicherlich ist es sinnvoll innezuhalten, bevor die Aufbauphase abgeschlossen ist, um keine unnötigen Kosten zu verursachen. Denn wir haben gesehen, wie sich das Virus in anderen Ländern verbreitet hat. Es ist zu vermuten, dass es in Indonesien ähnlich sein wird. Dennoch trifft das Coronavirus die Formel E in Jakarta wohl nicht so hart wie in Rom.
Foto: FIA Formula E
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