Formel E

Die E-Säule: Zahlen, Daten & Statistiken der Formel E aus Mexiko

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Die größte Motorsport-Story des vergangenen Wochenendes: Daniel Abt gewinnt in Mexiko-Stadt als erster deutscher Fahrer ein Rennen in der Formel E. Nach dem "verlorenen Sieg" von Hongkong rückt der Kemptener dadurch auf Rang sechs in der Fahrerwertung auf. Es ist gleichzeitig der erste Formel-E-Sieg für das Audi-Werksteam.

Doch auch abseits des Geschehens an der Spitze des Feldes gab es für Teams und Fans jede Menge neue Erkenntnisse aus Mexiko. In unserer neuen Serie "Die E-Säule" präsentieren wir dir eine tiefgründige, aber leicht verständliche Analyse der wichtigsten Formel-E-Daten und stellen dir die interessantesten Zahlen, Fakten und Statistiken zum Mexico City E-Prix übersichtlich zusammen.

Für die Auswertung unterstützt uns mit Matt Griffin zudem erstmals ein englischsprachiger Formel-E-Experte. Mit dem Twitter-Account "The B Pillar" analysierte Griffin in der Vergangenheit bereits für 'Sportscar Global' die Rennen der ELMS und WEC. Mit seinem Ableger-Account "The E Pillar" legt der Londoner seit Beginn der Formel-E-Saison 2017/18 zudem einen neuen Maßstab in Sachen Datenanalyse in der Formel E.

Die ersten wichtigen Erkenntnisse aus Mexiko-Stadt präsentieren wir dir im Rahmen dieser neuen Partnerschaft mit "The E Pillar" im ersten Teil unserer neuen Serie. Feedback in den Kommentaren ist selbstverständlich willkommen!

Lucas di Grassi nach Boxenstopp überragend

Dass Lucas di Grassi in Mexiko schnell ist, stellte der Brasilianer bereits eindrucksvoll mit neuen Streckenrekorden im 1. und 2. Freien Training unter Beweis. Wie gut die Audi-Maschine des 33-Jährigen allerdings tatsächlich läuft, wurde vielen Konkurrenten erst in der zweiten Rennhälfte bewusst. Im Schnitt war di Grassi ganze 0,25 Sekunden pro Runde schneller als seine Rivalen. Auf seiner schnellsten Runde, einer 1:02.202 Minuten, waren es sogar 0,5 Sekunden, die di Grassi auf Nelson Piquet jr., den Fahrer mit der zweitschnellsten Rennrunde, herausfuhr.

Und auch im Zeitendurchschnitt der besten 30 Runden ist di Grassi überragend. Durchschnittlich absolvierte di Grassi eine Runde in 1:03.715 Minuten. Zweitschnellster war Oliver Turvey (NIO). Rennsieger Daniel Abt, Nelson Piquet jr. und Sebastien Buemi rundeten die Top 5 ab.

# Fahrer Team Durchschn. Runde
1 Lucas di Grassi Audi 1:03.715
2 Oliver Turvey NIO 1:03.721
3 Daniel Abt Audi 1:03.728
4 Nelson Piquet jr. Jaguar 1:03.735
5 Sebastien Buemi e.dams 1:03.752

"Hätte di Grassi eine bessere Startposition gehabt, wäre er mit dieser Pace ganz ohne Zweifel ganz nach vorn gekommen. Ein Audi-Doppelsieg wäre durchaus möglich gewesen", erklärt Griffin. "Seine schnellste Runde hat dabei ganz sicher geholfen. Nimmt man diese aus der Analyse, rutscht di Grassi im Vergleich der Durchschnittsrunden auf Platz 5 ab."

Turvey hätte Rosenqvist wohl eingeholt

Eine weitere interessante Information, die wir aus den Daten ablesen können: Oliver Turvey hätte womöglich auf den anfänglich Führenden Felix Rosenqvist (Mahindra) aufgeholt. Zwar übernahm Turvey durch einen BMS-Fehler beim Schweden die Führung in Rennrunde 15 kampflos. Jedoch hätte der 30-Jährige den Mahindra-Piloten möglicherweise auch noch auf der Strecke einholen können, wie ein Blick auf die durchschnittlichen Rundenzeiten beweist.

Sehr wahrscheinlich wäre dies jedoch erst nach dem Boxenstopp-Zyklus passiert. Ausgerechnet hier verlor Turvey aber die meiste Zeit und Positionen. Insgesamt fünf Sekunden ließ der McLaren-F1-Entwicklungsfahrer in der Box liegen, als der erste Gang in seinem zweiten Fahrzeug nicht eingelegt werden konnte, ganz zu schweigen vom Verlust der Führung an Daniel Abt. Mit einer Durchfahrtszeit von 45,559 Sekunden liegt Turvey nur im hinteren Mittelfeld. Die schnellsten Fahrzeugwechsel gelangen Rosenqvist, Felix da Costa und Abt.

Abt fährt Kreise um die Konkurrenz

Eindrucksvoll auch der Blick auf den Abstand zum Führenden: Nachdem Abt die Führung von Turvey in der Boxengasse übernommen hatte, war der 25-Jährige wortwörtlich nicht mehr zu bremsen. Anfänglich holten seine Verfolger zwar noch etwas auf, spätestens ab Rennrunde 32 waren Abts Gegner aber chancenlos.

Während Abt seine Führung Runde für Runde ausbauen konnte und am Ende ganze sechs Sekunden vor Turvey auf Platz 2 ins Ziel kam, wurde es zwischen Buemi und Turvey mehrmals eng.

Außerdem zu erkennen ist der offenbar absichtliche Positionsverlust von Jean-Eric Vergne, der ohne Telemetriedaten im zweiten Fahrzeug das Rennen "blind" beenden musste. Der Franzose hängte sich an Buemi, um die Rekuperationspunkte des Schweizers im Renault zu imitieren. Letztendlich verlor Vergne jedoch auch noch eine Position an Nelson Piquet jr. - nach eigener Angaben auch mit Absicht - und beendete das Rennen auf dem fünften Platz.

Jaguar zweitstärkste Kraft in Mexiko

Im Vergleich der Teams sticht Audi erwartungsgemäß aus der breiten Masse heraus. Rennsieger Daniel Abt und Formel-E-Champion Lucas di Grassi sorgten in Mexiko-Stadt für das bisher erfolgreichste Rennen des noch jungen Werksteams. Wie unsere Performance-Analyse vom Montag zudem zeigte: Auch Jaguar kann ganz vorne mitspielen.

Mitch Evans und Nelson Piquet jr. solltest du bei den kommenden Rennen ohne Zweifel auf der Rechnung haben. Nach einem dritten Platz in Hongkong und weiteren guten Punkteausbeuten hat das Team aus Großbritannien mit 74 Punkten bereits jetzt knapp dreimal so viele Meisterschaftspunkte gesammelt wie in seiner Debütsaison 2016/17. Mexiko-Stadt markiert mit 20 Zählern das bislang beste Teamergebnis der Jaguar-Geschichte.

Vielleicht kann sich Jaguar ja schon beim nächsten Rennen in den Kampf um das oberste Treppchen einmischen. Der Punta del Este E-Prix in Uruguay findet in gut anderthalb Wochen am 17. März statt.

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