Disqualifikation! Daniel Abt verliert Formel-E-Sieg von Hongkong, Felix Rosenqvist gewinnt
Tobias Bluhm
Hollywood hätte kein dramatischeres Drehbuch schreiben können: Nachdem Daniel Abt am frühen Morgen noch als Erster über die Ziellinie in Hongkong ging und ausgelassen seinen ersten Sieg in der Formel E feierte, entschied die Rennleitung nach der Technischen Abnahme seines Fahrzeugs, den Kemptener nachträglich vom E-Prix auszuschließen. Grund für die Disqualifikation des 25-Jährigen sind Unregelmäßigkeiten auf den Strichcode-Stickern auf Inverter und Motor, heißt es im Bericht der Stewards. Felix Rosenqvist erbt dadurch den Rennsieg, Sam Bird übernimmt die Führung in der Fahrer-Meisterschaft (zum aktualisierten Gesamtklassement).
[UPDATE 13:16 Uhr: Audi hat offiziell angekündigt, gegen den Wertungsausschluss Berufung einzulegen und spricht von einem "angeblichen Formfehler".]
Daniel Abt holte sich erst wenige Runden vor Schluss die Führung von Edoardo Mortara (Venturi), der beinahe das gesamte Rennen anführte, sich im Kampf um die schnellste Rennrunde jedoch verbremste und drehte. Der Audi-Werksfahrer erbte dadurch die Führung und nahm wenig später als erster Deutscher überhaupt einen Formel-E-Siegerpokal entgegen.
Während Abt sich auf dem Podium feiern ließ, drohte in der Boxengasse bereits ein erster Vorbote des Unheils. So dauerte die obligatorische technische Abnahme, das sogenannte Scrutineering, der Audi-Fahrzeuge durch die FIA ungewöhnlich lange. Nach rund drei Stunden unter Parc-Ferme-Bedingungen war der Grund für die Verzögerungen klar: Fehlerhafte Strichcodes auf den Aufklebern auf Inverter und Motor raubten dem Deutschen seinen ersten Karrieresieg in der Formel E.
Bereits 3. Disqualifikation wegen technischen Regelverstoßes
"Die FIA-Barcodes auf dem Inverter und der MGU entsprechen nicht denen, die im technischen Pass von Audi Sport ABT Schaeffler für das Event ausgestellt wurden", lautet die Entscheidung im Wortlaut. Konkret verstößt das Team mit den falschen Codes gegen die Artikel 3.2, 24.5a), 24.17 und 28.4 des Sportlichen Reglements und Artikel 3.1 des Technischen Formel-E-Regelwerks.
Ob Audis Entscheidung, gegen den FIA-Beschluss klagen zu wollen, erfolgreich sein wird, bleibt fürs Erste abzuwarten. Nach Disqualifikationen in Berlin 2015 (Lucas di Grassi, unerlaubte Teile am Frontflügel) und Mexiko-Stadt 2016 (Lucas di Grassi, Fahrzeug zu leicht) ist der Hongkong-Ausschluss bereits die dritte nachträgliche Disqualifikation nach einem Sieg für das deutsche Team, das seit dieser Saison unter Audi-Flagge fährt.
Heartbroken. I‘m struggling to find words for this. All I know is that I did my best to make you proud. We intend to appeal the decision. Sending love to all of you.... #AllTheWayABT pic.twitter.com/Dg0HJcYuFC
— Daniel Abt (@Daniel_Abt) 3. Dezember 2017
Überdies wurde Audi eine Strafzahlung von 5.000 Euro auferlegt, weil einzelne Teammitglieder nach Rennschluss bereits die Strecke betraten, obwohl das letzte Auto noch nicht im Parc Fermé war.
Während Pole-Sitter Felix Rosenqvist (Mahindra) durch die Steward-Entscheidung nachträglich der Rennsieg zugesprochen wurde und ihm so die maximale Punkteausbeute von 29 Zählern einbrachte (erst der zweite "Hattrick" aus Pole-Position, schnellster Runde und Rennsieg in der Formel-E-Geschichte), erbte Virgin-Pilot Sam Bird die Führung in der Meisterschaft. Daniel Abt rutscht in der Fahrerwertung auf Platz acht ab. Durch den "Doppelnuller" von Lucas di Grassi im zweiten Audi fällt auch das Team aus Ingolstadt in der Konstrukteursmeisterschaft weit zurück und wird fortan nur noch auf Rang sechs geführt.
0 Kommentare
Einen Kommentar schreiben