Formel E

Formel E in Berlin: Felix da Costa gewinnt dramatisches Auftaktrennen, Lotterer wird 2.

Timo Pape

Timo Pape

Der Gesamtführende der Formel E, Antonio Felix da Costa, hat das erste von sechs Finalrennen in Berlin-Tempelhof gewonnen. Souverän sicherte er sich in einem ansonsten dramatischen E-Prix seinen zweiten Sieg in Folge und baute sein Punktepolster aus. Andre Lotterer im Porsche holte bei seinem Heimrennen den zweiten Platz vor Sam Bird und Nyck de Vries. Jean-Eric Vergne, der lange Zeit um den Sieg gekämpft hatte, ging am Ende leer aus.

Am Start ging es zunächst gesittet zu. Pole-Sitter Antonio Felix da Costa verteidigte seine Führung vor Teamkollege Jean-Eric Vergne. Andre Lotterer erwischte zwar einen schlechten Start, konnte Platz 3 aber gegen Sebastien Buemi verteidigen. Mitch Evans verlor eine Position, Felipe Massa machte zwei gut und fuhr fortan an achter Stelle. Weiter hinten musste Audi-Rookie Rene Rast erst Stoffel Vandoorne passieren lassen, dann seinen Teamkollegen Lucas di Grassi. Der Deutsche nur noch auf Rang 16.

Spitzenreiter Felix da Costa konnte sich in den ersten Runden leicht von Vergne absetzen, und auch hinter dem amtierenden Meister tat sich eine Lücke auf. Die beiden DS zeigten bereits in der Frühphase, wie schnell das Auto ist. Nach zehn Minuten wurde allmählich deutlich, dass Vergne das Tempo des Führenden mitgehen und sogar aufholen konnte. Mit weniger als zwei Sekunden Abstand zueinander "flogen" die beiden dem Feld davon. Lotterer hingegen schien die Gruppe hinter sich etwas aufzuhalten.

Frijns in der Mauer, alles auf null

Dann der erste Unfall: Mit 35 verbleibenden Minuten auf der Uhr krachte Virgin-Pilot Robin Frijns im Zweikampf mit Maximilian Günther in die Mauer und beschädigte sich die Front seines Autos. Der Deutsche hatte den Niederländer weit nach außen gedrängt, so schien es im TV-Bild. Die Rennleitung nahm die Untersuchung des Vorfalls auf, ließ sie aber später wieder fallen. Kurz danach rollte Frijns über seinen eigenen Frontflügel und verlor diesen - gelbe Flaggen. Dann beschädigte er seine Frontaufhängung noch mehr und blieb auf der Strecke stehen.

Das Safety-Car kam auf die Strecke. Ärgerlich für die beiden DS Techeetah, die bereits einen Vorsprung von rund 8,5 Sekunden auf Platz 3 herausgefahren hatten. 27 Minuten vor Schluss ging es im Renntempo weiter. Felix da Costa machte es beim Neustart clever und behauptete die Führung. Sam Bird holte eine Position gegen Jerome d'Ambrosio auf und übernahm Platz 6. Buemi versuchte, sich als Erster den Attack-Mode zu holen und opferte dafür eine Position gegen Bird. Allerdings verpasste er die erste Spule und ging leer aus. Nyck de Vries machte es besser und schnappte sich als Erster die Zusatzleistung.

Dann beging auch Lotterer den gleichen Fauxpas wie Buemi und verpasste die Attack-Zone - bitter für den Porsche-Piloten, der dadurch viel Zeit verlor. In der nächsten Runde musste er sich somit gegen de Vries verteidigen und verlor Platz 3 schließlich an ihn. Anschließend holten sich die beiden Führenden ohne Probleme den Attack-Mode. Beim zweiten Versuch klappte es auch bei Lotterer.

Lotterer schlägt zurück, Massa crasht

Hinter Lotterer reihten sich Bird, d'Ambrosio, Evans und Buemi ein. Da das Feld sehr eng beisammen lag, kam es zu etlichen Überholmanövern. Weiter hinten schnappte sich Vandoorne seinen Titelkonkurrenten Günther und zog in die Top 10 ein. Dann holte sich Lotterer Platz 3 zurück: Im Attack-Mode setzte er de Vries am Ende der Start- und Zielgeraden unter Druck und trieb ihn in einen Bremsfehler.

Dann gelbe Flaggen in Kurve 6: Felipe Massa war beinahe frontal in die TecPro-Barriere gerutscht und hatte die Front seines Venturi zerstört. Elf Minuten vor Schluss rief die Rennleitung schließlich Full-Course-Yellow aus, um das havarierte Fahrzeug von Massa zu bergen. Vergne, der gerade in den Attack-Mode gewechselt hatte, verlor dadurch seinen Leistungsvorteil gegen Lotterer. Der Franzose war ganz knapp vor seinem alten Teamkollegen wieder "auf die Strecke" gekommen.

Dann ging es mit grünen Flaggen weiter. Während sich Felix da Costa seinen zweiten Attack-Mode holte und gerade so vor Vergne wieder zurückkam, zeigte Evans ein sehenswertes Überholmanöver gegen Buemi. Lotterer holte sich indes seinen letzten Attack-Mode und ließ dadurch zwangsläufig Bird und de Vries passieren. Dann die große Überraschung: Bird überholte am Ende der langen Geraden Vergne. Eine Runde später passierte auch Lotterer den amtierenden Meister.

Turbulente Schlussphase mit Drehern von Evans & Vergne

Fünf Minuten vor dem Ende holte sich Bird seinen nächsten Attack-Mode und verlor Platz 2 an Lotterer. Dahinter griff de Vries Vergne an und ging ebenfalls am DS-Fahrer vorbei, dann ebenfalls Vandoorne. Vergne verlor nun mächtig an Boden. Dann holte sich Bird Platz 2 von Lotterer zurück - eine actionreiche Schlussphase zeichnete sich ab.

Es wurde noch turbulenter: Evans rieb sich im Zweikampf mit Buemi auf, wurde dann jedoch von Günther berührt, drehte sich und schrammte an der Mauer entlang - keine Punkte für den Gesamtzweiten der Meisterschaft. Inzwischen waren auch d'Ambrosio und Buemi an Vergne vorbei gegangen, der ernsthafte Probleme hatte. D'Ambrosio überholte anschließend den starken Vandoorne für Platz 5.

In der letzten Runde wurde es richtig dramatisch, denn vielen Fahrern ging die Energie aus. Felix da Costa überquerte gerade noch so mit weniger als einem Prozent Power die Ziellinie und holte sich den Sieg in Berlin. Bei seinen Verfolgern sah es ähnlich aus. Lotterer überholte kurz vor Schluss noch Bird und nahm Platz 2 mit nach Hause. Bird wurde Dritter vor de Vries und d'Ambrosio. Vergne wurde in der letzten Runde noch von Lucas di Grassi gedreht und beendete das Rennen nicht mehr - ein herber Rückschlag für den Champion.

Felix da Costa fliegt davon, Konkurrenz stolpert

In der Gesamtwertung hat Felix da Costa dank einer perfekten Ausbeute in Berlin - Pole-Position, Gruppensieg, schnellste Runde und Sieg - seinen Vorsprung auf 41 Punkte ausgebaut. Zweiter ist weiterhin Evans, Dritter Alex Sims. Günther ist nach einer nachträglichen Disqualifizierung nur noch Gesamtfünfter hinter Stoffel Vandoorne. Zweitbester Deutscher ist Lotterer auf Platz 7.

Auch in der Teamwertung konnte DS Techeetah seine Führung ausbauen. BMW belegt nach sechs von elf Saisonläufen den zweiten Platz, Mercedes kletterte auf Rang 3. Das nächste Formel-E-Rennen beginnt bereits in weniger als 24 Stunden - Lauf 2 von 6 in Berlin-Tempelhof.

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Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media

Die Formel-E-Highlights des Rennens in Berlin

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