Frijns emotional nach Paris-Sieg am Königstag: "Es ging nur ums Überleben"
Timo Pape
Robin Frijns hat beim Paris E-Prix am Samstag sein erstes Formel-E-Rennen gewonnen. Unter schwierigsten Bedingungen brachte er seinen Virgin als Erster über die Ziellinie und übernahm dank der 25 Punkte plus einem Zähler für die schnellste Rennrunde sogar die Gesamtführung in der Meisterschaft. Teamkollege Sam Bird fiel abermals unverschuldet nach einer Kollision weit zurück und beendete das Rennen letztlich knapp außerhalb der Punkte als Elfter.
"Das war das härteste Rennen meiner Karriere", sagte Frijns kurz nach dem Rennen. "Das Letzte, was du willst, wenn du ein Rennen anführst, ist Regen. Es war im FP1 schon sehr rutschig - wirklich jeder kam einmal von der Strecke ab. Auch ich hatte einen Crash. Es waren sehr schwierige Bedingungen, und es ging nur ums Überleben. Wenn du vorne bist, bist du der erste Fahrer, der den Grip in den Kurven testet. Andre (Lotterer) war hinter mir und hat nur auf einen Fehler gelauert. Ich stand das ganze Rennen lang unter Druck und konnte mich nie ausruhen, außer in den Full-Course-Yellow-Phasen. Zunächst einmal war ich vor allem glücklich, als es zu Ende war und ich das Auto in einem Stück zurückgebracht habe."
Wenige Minuten nach dem Rennstart lag Frijns auf Platz 2 hinter Sebastien Buemi und versuchte mehrfach, am Schweizer vorbeizukommen. Als dieser sich den Attack-Mode holte, fuhr ihm Frijns sogar auf. "Ich war etwas schneller als Buemi", so Frijns. "Ich habe ihn nie berührt, außer in Kurve 9. Er kam weit nach außen, und ich wollte das ausnutzen, weil ich den Attack-Mode aktiviert hatte. Aber er entschied sich dazu, den Attack-Mode ebenfalls zu nutzen, als ich bereits meine Nase am Scheitelpunkt innen reingesteckt habe."
"Ich habe gebremst und versuchte auszuweichen, aber das hat nicht geklappt. Daher haben wir uns berührt", schildert Frijns weiter. "Ich weiß nicht, was dann passierte, aber fünf Runden später wurde er langsamer (wegen eines schleichenden Plattfußes). Das sind Dinge, die mit dem Attack-Mode passieren, wenn man die Attack-Zone auf der Innenseite ausgangs einer Kurve platziert. Du weißt halt nicht, wann der Fahrer vor dir den Attack-Mode aktivieren will. Wir haben kein Bremslicht am Fahrzeugheck. Daher ist es sehr schwer einzuschätzen, was passiert. Ich konnte nichts anderes tun."
Besonders genoss Frijns den Moment während der Siegerehrung, als die niederländische Nationalhymne abgespielt wurde. Denn sein erster Sieg gelang ihm ausgerechnet am niederländischen "Königstag", an dem in Holland jedes Jahr landesweit Paraden, Volksfeste und Konzerte stattfinden. "Es war wirklich ein bisschen emotional, auf dem Podium zu stehen und diese Melodie zu hören. Es war ja auch das erste Mal für mich in der Formel E."
Nächster "Scheißtag" für Sam Bird
Teamkollege Sam Bird bezeichnete den Paris E-Prix im Nachgang als einen "Scheißtag". Der Brite wurde im Rennen von Jerome d'Ambrosio in einen Unfall verwickelt und musste nach Sanya und Rom den nächsten herben Rückschlag hinnehmen. "Ich wurde im dritten Rennen in Folge aus dem Rennen genommen, und es gab nichts, das ich dagegen hätte tun können. Das ist einfach Pech, nur leider dreimal hintereinander. Das ist mir in meiner Karriere vorher noch nie passiert", hadert Bird gegenüber 'e-Formel.de'.
"Aber die Pace war wirklich stark", erklärt der Virgin-Pilot, der auf den neunten Gesamtrang abgerutscht ist. "Ich denke, wir waren ein paar Prozent besser als die Jungs vor mir, als es noch trocken war. Im Regen war ich dann der Schnellste, als ich frei fahren konnte. Es war wie auf Eis, aber das habe ich gut hinbekommen. Das Problem war aber schon der Unfall heute Morgen (im 1. Freien Training). Ich musste ohne Runden im Trockenen ins Qualifying gehen - der Schaden war einfach zu groß (um am 2. Freien Training teilzunehmen) - und habe mein Bestes gegeben. Aber Startplatz 13 ist nicht ideal. Dann sind wir in die Punkte vorgekommen, aber es ist nun mal, wie es ist."
In der Teamwertung belegt Envision Virgin Racing nach dem Paris E-Prix den zweiten Platz und ist damit immer noch besser positioniert als das Audi-Werksteam, das in Paris einen Punkt mehr holte (26:27). Die nächste Chance zum Comeback beziehungsweise zum Ausbau der Gesamtführung haben die beiden Virgin-Fahrer bereits in zwei Wochen beim Monaco E-Prix.
Zusätzliche Berichterstattung durch Tobias Wirtz
Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media
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