Formel E

Lucas di Grassi analysiert Audi-Saisonstart: "Zählen noch nicht zu den Top-3-Teams"

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Wie in den letzten Jahren war auch der Start in die Formel-E-Saison 2019/20 für das Werksteam von Audi durchwachsen. Zwar erreichte Lucas di Grassi bereits einmal das Podium und präsentierte in Mexiko eine imposante Aufholjagd. Dennoch waren die Ingolstädter in den vergangenen Rennen nicht in der Lage, um Siege zu kämpfen.

Besonders im Vergleich mit dem Audi-Kundenteam Virgin wird der begrenzte Erfolg zum Saisonstart deutlich. Sam Bird gewann den Saisonauftakt in Diriyya und war bis zu einem späten Fahrfehler in Mexiko auf Podiumskurs. Robin Frijns kam ebenfalls mehrmals in Reichweite des Treppchens, allerdings raubten unverschuldete Unfälle dem Niederländer wiederholt gute Ergebnisse.

"Virgin ist ein gutes Team mit starken Fahrern. Sie haben bislang viele gute Entscheidungen getroffen", lobt di Grassi den Saisonstart des Audi-Kundenteams. Im Gespräch mit 'e-Formel.de' analysiert er: "Sie haben genau das gleiche Auto und Zugang zur kompletten Software, die wir entwickelt haben, stimmen ihr Fahrzeug aber etwas anders ab. Sam ist ein sehr erfahrener Racer, und Robin ist ebenfalls sehr gut. Im direkten Vergleich waren wir in den ersten vier Rennen im Qualifying schlechter. In den Rennen sind wir dafür auf Augenhöhe oder etwas besser."

Di Grassi beklagt fehlende Boxenstopps: "Man muss alles auf der Strecke lösen"

Als Hauptgrund für die noch fehlenden Top-Resultate benennt di Grassi das derzeitige Qualifying-Format der Formel E. Durch die Aufteilung des Feldes in Sechsergruppen sind Teilnehmer in der ersten Hälfte des Zeitfahrens oftmals benachteiligt, da der sich auf der Strecke ablagernde Staub zwischen dem 2. Freien Training und der Qualifikation einer guten Rundenzeit alles andere als zuträglich ist. Fahrer aus den Gruppen 3 oder 4 haben hingegen deutlich bessere Grip-Verhältnisse, nachdem die ersten zwölf Fahrer die Strecke "sauber gefegt" haben.

"Ich war bisher immer in Gruppe 1. Da muss man zusätzliche Risiken eingehen, was schneller zu Fehlern führt", sagt di Grassi. "Manchmal ist es für diejenigen in Gruppe 1 unmöglich, in den Top 10 zu starten." Im Rennen vermisst der Brasilianer durch die in der Formel E fehlenden Boxenstopps zudem ein strategisches Element: "Man muss alles auf der Strecke lösen. Deshalb gibt es auch so viele Unfälle."

Audi setzt auf Konstanz

Di Grassi will in den verbleibenden Rennen auf seine Konstanz setzen. "Man muss Punkte sammeln, wenn man die Möglichkeit dazu bekommt. In Sachen Performance zählt Audi noch nicht zu den Top-3-Teams. Aber obwohl wenn wir in den letzten Rennen nicht das beste Auto im Feld hatten, sind alle sehr nah beieinander. Da kommt es auf jedes Detail an."

Es sei schwer, eine generelle Aussage über das vorläufige Kräfteverhältnis in der Formel E zu treffen. "In Mexiko war Jaguar auf einem sehr hohen Level, in Santiago dafür nicht. Dort war Günther richtig stark, in Mexiko super langsam", so di Grassi. "Auch Techeetah war immer gut dabei. Ich würde sagen, diese drei Teams hatten, zumindest in den letzten Rennen, einen kleinen Vorteil."

"Kein Team mit klarem Vorteil"

Doch auch Mercedes und Porsche zählen zu di Grassis Geheimfavoriten: "Sie hätten Chancen gehabt. Andres (Lotterer) Rennen in Mexiko war sehr chaotisch, aber er war im Qualifying stark. Oder Nissan! Alle sind sehr nah beieinander. Das macht es wirklich schwer, Aussagen über das derzeit beste Auto zu treffen. Im Durchschnitt aller guten und schlechten Rennen sehe ich noch kein Team, das einen klaren Vorteil hat. Am Ende wird wohl das Team die Meisterschaft gewinnen, das die wenigsten Einbrüche hat und konstant Punkte sammelt."

Die nächste Möglichkeit für Zähler gibt es für das Audi-Werksteam bereits am kommenden Wochenende. In Marrakesch findet der fünfte Lauf der Formel-E-Saison 2019/20 statt. Das Rennen startet am Samstag um 15 Uhr, live zu verfolgen bei Eurosport 1, im Live-Stream auf sportschau.de oder im Ticker auf e-Formel.de.

Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media

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