Formel E

Maro Engel im Interview: "Hätte meine Erfahrung gern weiter eingebracht"

Timo Pape

Timo Pape

Maro Engel ist kein Formel-E-Fahrer mehr. Zumindest nicht in der aktuellen Saison 2018/19. Dass es dazu kam, hat viele überrascht. Denn lange Zeit sah es gut für den deutschen Mercedes-Werksfahrer aus. Mit seinem Venturi-Team, für das er die Saisons 3 und 4 bestritten hatte, und HWA Racelab hatte er sogar gleich zwei "heiße Eisen" im Feuer. Am Ende bedeutete die Verpflichtung von Felipe Massa bei Venturi dennoch das vorläufige Formel-E-Aus für ihn, denn die Monegassen hatten fortan nur noch ein Cockpit frei - und entschieden sich dazu, Engels Teamkollegen Edoardo Mortara zu behalten.

So kam es, dass Engel nach der Saison 2017/18 recht sang- und klanglos abtreten musste. Kaum Berichte, kaum Nachfragen. Und das, obwohl der 33-Jährige gerade gegen Ende durchaus ordentliche Leistungen in der Formel E zeigte und zwei Jahre zum Fahrerfeld der Elektroserie gehörte. In der Vorweihnachtszeit hat sich 'e-Formel.de' exklusiv mit Maro Engel unterhalten, um die Hintergründe seines Formel-E-Abgangs zu erfahren.

Maro, im April hattest du bei uns am Mirko noch "eine sehr klare Idee", bei welchem Team du in der Formel-E-Saison 2018/19 fahren würdest. Dann kam es doch anders - was ist in den vergangenen Monaten passiert?

Es ist schwierig, diese Entwicklung zu beschreiben. Grundsätzlich gab es natürlich Gespräche mit beiden Parteien (Venturi und HWA). Durchaus auch noch mit anderen Teams. Es ist, glaube ich, ganz normal, dass man sich in der Szene mit allen unterhält. Zu dem Zeitpunkt (Interview in Paris) war es eher wahrscheinlich, dass ich weiter bei Venturi fahre. Aber letztlich ist es anders gekommen.

Wie fühlt sich das an?

Es ist natürlich schade, dass es aktuell nicht weitergeht in der Formel E. Ich hätte meine Erfahrung aus den vergangenen zwei Jahren gern weiter eingebracht. Nun ist es aber eben, wie es ist - so ist der Motorsport.

Kannst du die Entscheidung nachvollziehen?

Es kommen ja immer viele Faktoren zusammen. Man schaue sich nur Esteban Ocon an (der trotz guter Saison sein Formel-1-Cockpit verloren hat). Es ist leider nicht immer so, wie man es persönlich vielleicht als gerecht empfindet. Ich weiß, dass ich mit dem Material, das ich hatte, einen guten Job gemacht habe. Das ist für mich persönlich wichtig. Alles andere liegt nicht wirklich in meiner Hand.

Welche Gründe haben am Ende für Edo gesprochen?

Das ist eine gute Frage. Ich bin aber sicher nicht der Richtige, um sie zu beantworten. Ich habe von meiner Seite aus versucht, mich so viel es geht beim Team einzubringen und meine Performance zu bringen. Und ich denke, wie gesagt, dass ich mit dem Material, das mir zur Verfügung stand, über das ganze Jahr gesehen einen guten Job gemacht habe. Letztendlich ist die Entscheidung für Edo gefallen. Was die Gründe dahinter sind, das kann ich nicht sagen, und es ist auch müßig, jetzt darüber zu sprechen. Es ist nun so gekommen, deshalb ist es wichtig, daraus zu lernen und den Blick nach vorne zu richten.

Wie hat sich der Moment der Absage angefühlt?

Natürlich war es eine Enttäuschung, denn ich hatte ja Anfang des Jahres die Entscheidung getroffen, dass ich mich auf die Formel E konzentriere und dafür nicht in der DTM an den Start gehe. Zu erfahren, dass ich nicht mehr in der Formel E antreten werde, war natürlich enttäuschend. Es ist aber nun mal so, dass im Motosport nicht immer alles geradlinig verläuft, wie man es erwartet. Also muss man einen Weg für sich finden, wie man am besten damit umgeht.

Bleibt ein bitterer Nachgeschmack?

Überhaupt nicht. Ich wünsche sowohl Edo als auch Felipe Massa und dem Venturi-Team alles Gute. Ich werde das Ganze natürlich aus nächster Nähe beobachten.

Mit Blick auf deine Formel-E-Erfahrung und deine Leistungen in den vergangenen Jahren scheint ein Comeback nicht gerade utopisch…

Ich werde die Formel E natürlich weiter verfolgen, und der Kontakt besteht zu vielen, die in der Formel E involviert sind. Von daher würde ich ein Comeback auf keinen Fall ausschließen - ganz im Gegenteil. Ich bin absolut offen, in der Zukunft wieder in der Formel E an den Start zu gehen. Wenn sich eine Möglichkeit bietet, dann würde ich mir das natürlich ganz genau anschauen. Die Formel E ist eine Serie, die mir sehr viel Spaß gemacht hat und die sich weiterhin sehr stark entwickelt. Darum wäre es natürlich schön, in Zukunft wieder dort am Start zu sein.

Aber?

Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass ich mit (Mercedes) AMG eine sehr erfolgreiche Saison im GT-Sport hinter mir habe. Ich freue mich schon auf ein paar Rennen im neuen Jahr, die ich dieses Jahr auslassen musste - wie etwa die 12 Stunden von Bathurst. So hat jeder Rückschlag auch etwas Positives. Die zwei Programme müssten natürlich im Einklang miteinander funktionieren.

Nächste Saison steigt dein Arbeitgeber Mercedes auch in die Formel E ein. Machst du dir Hoffnung auf ein Cockpit im Werksteam?

Im Moment stellt sich das HWA-Team ja mit den Fahrern auf, die sie bekanntgegeben haben. Das sind natürlich auch erst mal diejenigen, die die besten Karten haben. Dennoch ist der Kontakt natürlich weiterhin da. Mal schauen, was die Zukunft bringt, das ist schwer vorherzusagen.

Sehen wir dich in der Zukunft vielleicht als Test- oder Entwicklungsfahrer bei einem Formel-E-Team?

Kontakt besteht natürlich zu einigen Teams, aber aktuell gibt es kein Engagement.

Gibt es noch etwas, das du loswerden möchtest an deine deutschen Fans?

Vielen Dank fürs Daumendrücken - ich hoffe, das geht noch weiter! Auch wenn es nicht in der Formel E sein sollte, gibt es in dieser Motorsport-Welt viele fantastische Rennen. Und mal schauen - vielleicht kommt ja in Zukunft auch wieder etwas in der Formel E dazu. Nun freue ich mich erst mal, dass es wieder losgeht, denn ich bin natürlich genauso Fan wie ihr alle. Der Vorteil ist immerhin, dass ich nun etwas mehr Zeit für die Familie habe (lacht).

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