Formel E

Maximilian Günther vor 1. Test im Interview: "Formel E ist eine mega Plattform"

Timo Pape

Timo Pape

Für einen deutschen Nachwuchsfahrer kommt es am nächsten Wochenende zur Formel-E-Premiere. Zwar nicht beim Rennen von Marrakesch selbst, dafür aber einen Tag später beim Rookie-Test am 14. Januar. Dann übernimmt Maximilian Günther das Steuer bei Dragon Racing und wird seine ersten Erfahrungen im Elektrorennwagen sammeln - und sich mit einem durchaus beeindruckenden Test-Line-up messen können. Wir haben die Gelegenheit genutzt, Maximilian mal persönlich kennenzulernen und ihm exklusiv für 'e-Formel.de' einige Fragen vor der Formel-E-Premiere zu stellen.

Maximilian, dein erster Besuch bei der Formel E steht kurz bevor. Wie läuft die Vorbereitung bis dahin ab?

Am Samstag bin ich nach Nizza geflogen, dort steht der Simulator des Teams. Ich bin bisher zwar noch nicht auf der Strecke vom Marrakesch gefahren, aber selbst wenn du dich zum ersten Mal in den Simulator setzt, bist du natürlich schon vorbereitet. Da weißt du schon, wo es nach rechts und links geht. Den ersten kleinen Vorgeschmack auf das für mich völlig neue Auto habe ich dann am Sonntag bekommen. Nun bereiten wir uns gemeinsam mit dem Team auf das Rennwochenende vor.

Die Teams dürfen beim Rookie-Test Daten sammeln. Hat Dragon nach dem schwierigen Saisonstart schon angedeutet, welche Entwicklungsbereiche im Vordergrund stehen werden?

Ich wurde bereits in den groben Testplan eingewiesen, da ging es aber eher generell darum, was sie mit uns vorhaben. Spezifische Weiterentwicklungen am Auto haben wir nicht in der Tiefe besprochen. Am Donnerstag fliegen wir nach Marrakesch, um zunächst das Rennen zu verfolgen und zu lernen. Und Sonntag steht dann ja der Test für mich selbst an.

… wo dich zum Teil ziemlich große Namen aus der Welt des Motorsports erwarten.

Das zeigt, wie groß das Interesse an der Formel E ist. Die Liste spricht für sich. Und auch, wenn man sich die aktuellen Stammfahrer der Serie anschaut, ist das schon auf DTM-Niveau. Für mich aus Fahrersicht ist das eine super Sache, einfach mal etwas völlig Neues kennenlernen zu können. Die Formel E ist anders als alle Fahrzeuge, die ich bisher gefahren bin. Das wird eine riesen Challenge. Zudem ist die mediale Aufmerksamkeit hoch (wir tickern wie immer live) - einfach eine tolle Gelegenheit.

Wie kam der Kontakt zu Dragon Racing zustande?

Die Initiative kam von Dragon, ich wurde vom Team kontaktiert. Sie haben angerufen und gefragt, ob ich den Rookie-Test für sie fahren möchte. Da habe ich natürlich nicht lange überlegt. Das ist eine super Gelegenheit, über die ich mich wirklich sehr gefreut habe. Dafür möchte ich mich bei Dragon Racing bedanken. Ich bin richtig heiß drauf, jetzt ein paar Runden zu drehen. Die Winterpause war einfach wieder viel zu lang (lacht).

Es fahren auffällig viele Mercedes-Piloten beim Rookie-Test. Hat dein letztjähriger Arbeitgeber da hinter den Kulissen ein bisschen nachgeholfen?

Die Initiative kam bei mir wie gesagt von Dragon. Es war nicht so, dass Mercedes einfach sein gesamtes DTM-Line-up Formel E testen lässt, davon weiß ich zumindest nichts. Aber natürlich wissen wir auch, dass Mercedes Ende 2018 aus der DTM aussteigen wird, und die Formel E für viele eine gute Alternative wäre. Für zahlreiche Fahrer war es also nur schlüssig, sich in Marrakesch mal zu zeigen. Als DTM-Ersatzfahrer 2017 habe ich natürlich mit Mercedes und HWA besprochen, ob ich in Marrakesch fahren kann. Die haben direkt gesagt: 'Klar, kannst du machen!'

Wie hat sich deine Wahrnehmung der Formel E in den vergangenen Jahren entwickelt?

Die Entwicklung der Serie ist super. Die ganzen großen Hersteller steigen ein, Ende des Jahres kommt ein neues, sehr futuristisches Auto, und man versucht einfach, den Elektrotrend in der Automobilbranche mitzugehen. Als Vollblut-Racer habe ich mir das am Anfang natürlich erst mal ganz genau angeschaut. Ohne Sound ist man da schon erst mal skeptisch, das muss ich ganz ehrlich zugeben. Aber das Konzept, in Großstädten zu fahren, finde ich einfach mega. Es ist schon genial, den Motorsport zu den Fans zu bringen und nicht umgekehrt. Auch die Einschaltquoten zeigen, dass das Interesse generell sehr groß ist.

Kam dein Interesse erst durch die großen Ankündigungen von Mercedes und Co. im vergangenen Sommer?

Nein, ich habe die Formel E auch schon vor dem Commitment der Hersteller verfolgt, aber für einen Fahrer gibt das natürlich den Ausschlag. In keiner Serie weltweit sind so viele Hersteller vertreten - vor allem in dieser Größenordnung. Die Formel E ist eine mega Plattform für die Automobilhersteller, aber auch für uns als Rennfahrer. Wenn du bei der hohen Qualität im Fahrerfeld glänzen kannst, kann dich das sehr voranbringen.

Macht diese globale Bühne den größten Reiz für dich aus?

Der Kampf Mann gegen Mann ist immer das, was am meisten Spaß macht als Rennfahrer. Das ist der größte Reiz. Ich bin aber auch total gespannt auf die Leistungsentfaltung des Elektromotors, denn ich bin noch nie ein Elektroauto gefahren, auch nicht auf der Straße. Auch scheint die Formel E für die Fahrer sehr anspruchsvoll zu sein, wie ich mitbekommen habe. Das Energiemanagement, die Reifen - viele Parameter sind einfach anders, als man es gewohnt ist. Zudem liebe ich generell Stadtkurse. Davon hatten wir in der Formel 3 ja auch einige, und da habe ich mich immer sehr wohl gefühlt und war flott unterwegs.

Wie sehen deine Pläne für 2018 aus?

Wir befinden uns in diversen Verhandlungen, konkrete Pläne habe ich aber noch nicht. Die Serien, in denen ich getestet habe (Formel 2 und Super Formula), sind mögliche nächste Stationen. Was ich schon jetzt sagen kann: Ich werde auf jeden Fall aus der Formel 3 aufsteigen. In welche Serie genau, das hängt noch von vielen Dingen ab. Ich denke, dass ich da in den nächsten Wochen mehr sagen kann.

Wäre die Formel E eine kurzfristige Option für dich?

Ich bin offen für alles und schließe aktuell nichts aus. Aber mit Blick auf meinen Kindheitstraum, die Formel 1, wären Formel 2 und Super Formula natürlich die Hauptoptionen. Nichtsdestotrotz ist mein Interesse an der Formel E absolut vorhanden. Wenn sich die Gelegenheit böte und das Angebot stimmen würde, wäre das auch was. Aber ehrlich gesagt ist das gerade noch sehr weit weg. Jetzt steht erst mal der Test für mich an, und dann sehen wir weiter.

Wie sieht dein langfristiger Plan B aus?

Wenn es mit der Formel 1 nicht klappen sollte, wären die Formel E und die DTM schon die attraktivsten Alternativen. In der WEC sind nun einige Hersteller ausgestiegen, da kann man noch nicht so richtig absehen, wo es hingeht. Die Frage ist einfach: Welche Serie ist in Zukunft die beste Plattform? Aktuell sieht es neben der Formel 1 ganz klar nach Formel E und DTM aus.

Gibt es etwas, das die Formel E der Formel 1 bereits voraus hat?

Die Rennen in der Formel E sind sehr, sehr spannend. Das ist für mich eines der Hauptargumente pro Formel E. Da wird einfach richtig geiler Motorsport geboten. Es geht letztlich um Fans, und es geht um Show. Klar ist die Formel 1 das Nonplusultra für einen Rennfahrer, aber dort sind die Rennen schon ziemlich einseitig. Wenn das Ergebnis eigentlich schon vorgegeben ist, dann ist es für den Fan natürlich nicht ganz so attraktiv.

Siehst du eine Chance, in Zukunft bei Dragon in der Formel E zu landen?

Gute Frage. Der nächste Schritt ist erst mal der Test in Marrakesch, da will man ohnehin so gut performen, wie es nur geht - vor allem teamintern (gegen Andrea Caldarelli im zweiten Dragon). Und ich möchte das Auto kennenlernen. Alles Weitere sehen wir dann. Es ist noch zu früh zu spekulieren. Das steht für mich noch nicht im Fokus.

Vielen Dank für das Interview - wir drücken die Daumen für den ersten Test!

Foto: Daimler AG

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