Formel E

Rennvorschau Monaco: Formel E zurück an der Cote d'Azur

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Es ist soweit: Im obligatorischen 2-Jahres-Turnus kehrt der Rennzirkus der Formel E am kommenden Wochenende zum dritten Mal nach 2015 und 2017 ins Fürstentum Monaco zurück. Der Rundkurs im Hafen des Stadtstaates an der Cote d'Azur ist eingebettet in die wohl spektakulärste Szenerie des diesjährigen Rennkalenders und führt die Fahrer auf einer verkürzten Version der Formel-1-Strecke unter anderem durch die weltbekannte Hafen-Schikane, den Sainte-Devote-Rechtsbogen und die Rascasse-Kurve.

Wie beim letzten E-Prix in Paris steht dabei wieder viel auf dem Spiel. Robin Frijns (Virgin) kürte sich in Frankreich zum achten Rennsieger im achten Lauf dieser Saison und übernahm damit die Führung in der Fahrerwertung. Fünf Rennen vor dem Saisonende trennt ihn allerdings nur ein magerer Punkt von seinem engsten Verfolger Andre Lotterer (DS). Beide müssen in Monaco zudem in der wegen der schlechten Streckenbedingungen berüchtigten Qualifying-Gruppe 1 starten: Ein entscheidender Nachteil vor einem Rennwochenende, an dem der Qualifikation wieder viel Bedeutung zuteilwird.

Was du vom Monaco E-Prix 2019 erwarten kannst, wer in der besten Ausgangslage ist, worauf es im Fürstentum ankommt, und wie die Chancen auf den nunmehr neunten Sieger des Rennjahres stehen, erfährst du in unserer Vorschau.

Stadt, Land, Fluss…

Das Fürstentum an der Cote d'Azur ist in der Welt des Motorsports ein großer Mythos. Seit rund 100 Jahren wird im Hafen von Monaco Motorsport betrieben. Dabei ist die Stadt selbst mit einer Gesamtfläche von zwei Quadratkilometern nur annähernd halb so groß wie der gesamte Flughafen Tempelhof, auf dessen Vorfeld der Berlin E-Prix in wenigen Wochen stattfindet.

Dank der fehlenden Einkommens-, Vermögens- und Kapitalertragssteuer ist die Stadt besonders bei den "Reichen und Schönen" beliebt. Insgesamt 38.500 Menschen residieren im Stadtstaat, unter ihnen auch mehrere aktuelle Formel-E-Fahrer wie Felipe Massa oder Lucas di Grassi. Rund 55 Prozent der heute in Monaco lebenden Menschen sind Einwanderer. Hinter dem Vatikan (100 Prozent) und Liechtenstein (65 Prozent) hat Monaco daher die europaweit dritthöchste Ausländerquote eines Landes.

Was seit dem letzten Saisonlauf passierte

Große Neuigkeiten zwischen Paris und Monaco: Einem Medienbericht zufolge plant die Formel E offenbar, sich ab ihrer siebten Saison (2020/21) um den begehrten Weltmeisterschafts-Status bei der FIA zu bewerben. Ein Sprecher wollte den Report auf Anfrage von 'e-Formel.de' zwar nicht kommentieren. Würde die Elektroserie jedoch tatsächlich zur "ABB FIA Formel-E-Weltmeisterschaft" werden, könnte sich die Kategorie international auf eine Ebene mit der Formel 1, WEC oder WRC stellen.

Zudem besuchte die Formel E vergangene Woche die ungarische Hauptstadt Budapest für einen Demolauf. Es ist nach Sarajevo (Bosnien & Herzegowina) bereits der zweite "Showrun" in der südosteuropäischen Region, die zunehmend wie ein Kandidat für einen weiteren E-Prix in der nahen Zukunft scheint. Jerome d'Ambrosio, der ebenso wie Formel-1-Pilot Max Verstappen vor Ort war, erklärte, dass er liebend gern Formel-E-Rennen in Budapest fahren würde.

Maximilian Günther wird indes weiterhin für Dragon Racing starten. Der Deutsche ersetzt zum dritten Mal in Folge den Ex-Formel-1-Fahrer Felipe Nasr, der seinen Fokus erneut auf die nordamerikanische IMSA-Serie legen möchte. Bislang wurden Günthers Auftritte als "Ersatz-Lösungen" für Nasr kommuniziert. Ob der 21-Jährige, der in Paris mit Platz 5 Dragons bestes Ergebnis des Jahres einfahren konnte, nun womöglich permanent bei den US-Amerikanern am Steuer bleibt, ist derzeit noch unklar.

Zeitplan 2019

07:30 - 08:15 Uhr - 1. Freies Training
10:00 - 10:30 Uhr - 2. Freies Training
11:45 - 12:50 Uhr - Qualifikation
16:33 - 17:20 Uhr - Rennen (45 min + 1 Runde)

In Monaco fährt im Rahmenprogramm der Formel E zudem die Jaguar I-Pace eTrophy. Das Qualifying (13:45 - 14:15 Uhr) und das Rennen (18:15 - 18:50 Uhr) sind kostenlos über ran.de oder die offiziellen YouTube- und Facebook-Kanäle von Jaguar Racing zu verfolgen.

Strecke

Die Formel E nutzt in Monaco eine verkürzte Version der aus der Formel 1 bekannten und berüchtigten Strecke im Hafen von Monte Carlo und La Condamine. Jedoch biegt die Elektroserie bereits in Kurve 1 schärfer als die "Königsklasse" rechts ab und verzichtet auf den Bergauf-Teil in Richtung Casino. Stattdessen fahren die Piloten frontal auf das Ende des berühmten Tunnels zu, ehe sie die Hafenschikane als 180-Grad-Kehre nutzen, um auf den F1-Kurs zurückzukehren.

Der weitere Teil der Runde ist Formel-1-Fans bereits bekannt: Über den schnellen "Tabac"-Linksbogen geht es vorbei am Schwimmbad, ehe die "Rascasse"-Kehre die Fahrer zurück auf die Start-/Zielgerade führt. Als beste Überholmöglichkeit gilt Kurve 3, wenngleich mit einem sehr ambitionierten Manöver auch die "Rascasse" eine Chance bieten könnte.

Mit 1,765 Kilometern ist der Kurs in Monaco der kürzeste im aktuellen Rennkalender. Womöglich sind daher Rundenzeiten von weniger als 50 Sekunden möglich. Die Attack-Zone befindet sich, nachdem in der Vergangenheit sogar eine Lösung in der Boxengasse diskutiert wurde, auf dem Weg zwischen der Hafen-Kehre in Kurve 4 und "Tabac". Wie oft und lange der Leistungsschub freigeschaltet werden darf, gibt die Rennleitung wie üblich eine Stunde vor Rennstart bekannt.

ARD-Saisonpremiere & Eurosport: Die Formel E im TV

Die Formel E ist, wie in dieser Saison üblich, über zwei verschiedene Wege zu empfangen. Wer den E-Prix im Free-TV verfolgen möchte, bekommt im Rahmen einer Sportschau-Übertragung im Ersten die Möglichkeit dazu - das erste Formel-E-Rennen der Saison für die ARD. Wenige Momente vor dem Rennstart um 16:30 Uhr ist der Sendebeginn geplant. Claus Lufen moderiert die 60-minütige Sendung, kommentieren wird Philipp Sohmer.

Wie gewohnt kannst du den Monaco E-Prix live und in voller Länge beim Sportsender Eurosport verfolgen. Leider ist der Lauf, nachdem das Qualifying noch bei Eurosport 1 ausgestrahlt wird, allerdings nur im Pay-TV-Angebot "Eurosport 2" sowie im Eurosport-Player zu verfolgen. Stattdessen überträgt Eurosport 1 die erste Etappe des diesjährigen Radrennens Giro d'Italia.

Im Player sind zudem die Trainings-Sessions zu verfolgen, die du allerdings auch im englischsprachigen Weltsignal kostenlos auf den YouTube-, Twitter- und den Facebook-Kanälen der Formel E sehen kannst - wir stellen sie dir wie gewohnt bereit. Zudem bietet e-Formel.de einen Live-Ticker zu allen Sessions an, der sich ideal als "Second-Screen" oder als Lösung für unterwegs anbietet.

In der Schweiz ist die Formel E wie immer über das Pay-TV-Angebot von MySports sowie Eurosport 2 zu verfolgen, in Österreich zeigt ORFeins den E-Prix.

Wetter

Nachdem die Formel E zuletzt in Paris ihr erstes Regenrennen erlebte, wird der Monaco E-Prix voraussichtlich wieder trocken. Einige Wetterdienste vermelden zwar geringe Regenwahrscheinlichkeiten von rund 20 Prozent. Dennoch ist, zumindest nach aktuellem Stand, zum Rennstart nur mit leichter Bewölkung zu rechnen. Das Thermometer klettert im Verlauf des Tages auf 20 Grad Celsius.

Monaco: Fast Facts

  • Fälschlicherweise wird im Zusammenhang des Monaco E-Prix immer wieder vom "Monte Carlo"-Rennen gesprochen. Tatsächlich liegt ein Großteil der Strecke allerdings im La-Condamine-Bezirk der Stadt, der 1911 eine der drei Gemeinden Monacos war. 1917 wurde die Gemeinde de facto aufgelöst und mit Monaco-Ville und Monte-Carlo zusammengelegt. Seither gibt es nur noch eine einzige Gemeinde im gesamten Staatsgebiet.
  • Die Flagge Monacos besteht aus einem oberen roten und unteren weißen Streifen und ist damit fast identisch mit der indonesischen Flagge. Einziger Unterschied: Die Flagge des südostasiatischen Staates ist ein wenig breiter als die Monacos.
  • Zwar zahlen die Monegassen in Euro, sind Mitglieder des Schengen-Raums und haben eine Vertretung im Europarat. Dennoch ist Monaco kein Mitgliedstaat der Europäischen Union.
  • Die Formel E fährt nur alle zwei Jahre in Monaco, weil sie sich mit dem "Historic Grand Prix of Monaco" abwechselt, um die freiwilligen Streckenposten zu entlasten. Das Historien-Rennen für jahrzehntealte Formel-Rennwagen findet in den geraden Jahren (zuletzt 2018) jeweils zwei Wochen vor dem Formel-1-Rennen statt. Die Elektroserie belegt demnach die ungeraden Jahre.
  • Monaco hat gleich drei Nationaltiere: den Igel, den Hasen und die Waldmaus. In unserer beliebten "Rundenzeiten"-Rubrik würde das tierische Triumvirat bei Höchstgeschwindigkeit durchaus respektable Rundenzeiten von 15:08 Minuten (Igel), 1:31 Minuten (Hase) und 8:09 Minuten (Maus) erlaufen.

Prognose: Das wichtigste Qualifying des Jahres?

Wie in Paris wird voraussichtlich bereits in der Qualifikation zum E-Prix eine Vorentscheidung über den Ausgang des Rennens fallen. Zwischen den engen Mauern von Monaco ist Überholen extrem schwer - sogar schwieriger als zuletzt in Paris. Noch dazu gibt es voraussichtlich keinen Regen, der das Feld im Rennen aufmischen könnte. Mehr denn je ist daher eine gute Startposition, aus der die Fahrer ihren Platz verteidigen können, wichtig. Das Monaco-Qualifying ist womöglich sogar das wichtigste der gesamten Saison.

Zumindest in der Theorie ist wieder mit einem Unterschied bei den Streckenbedingungen zwischen der ersten und zweiten Qualifying-Gruppe zu rechnen, da in der Auftakt-Qualifikation die Piste erfahrungsgemäß noch schmutzig ist und daher weniger Grip bietet. Frijns, d'Ambrosio, di Grassi und Co., die in Gruppe 1 antreten müssen, haben damit statistisch betrachtet einen Nachteil: Jerome d'Ambrosio, der in Monaco zum achten Mal in diesem Jahr in Quali-Gruppe 1 ran muss, startete in dieser Saison durchschnittlich nur von Platz 14.

Gerade die Nissan-Piloten Oliver Rowland und Sebastien Buemi, die in Gruppe 3 voraussichtlich bessere Streckenbedingungen auffinden werden, haben somit erneut gute Chancen. Beide sind nach dem Debakel von Paris zudem hungrig auf Erfolg. Noch dazu ist Buemi der bislang einzige Fahrer, der in der Formel E in Monaco gewinnen konnte. Gleichermaßen ist aber auch Pascal Wehrlein (Mahindra) in einer guten Position, wenn er die "Qualifying-Dämonen" der bisherigen Asien- und Europa-Rennen endlich loswerden kann. Rowland muss aufgrund einer Paris-Strafe unabhängig von seinem Qualifying-Resultat drei Positionen in der Startaufstellung zurück.

Als einer der Topfavoriten gilt nach mehreren starken Rennen in dieser Saison wohl Andre Lotterer (DS). Der Deutsche ist in Schlagdistanz zum Spitzenreiter der Meisterschaft, hat in diesem Jahr allerdings noch keinen einzigen E-Prix gewonnen. Dabei stand er mehrmals kurz vor dem großen Erfolg: In Diriyya lag er bis zu einer Durchfahrtsstrafe gemeinsam mit seinem Teamkollegen Vergne lange Zeit auf Podiumskurs. In Hongkong verlor er nach dem Bird-Reifenschlitzer kurz vor Schluss die Führung. In Italien unterlag er Mitch Evans. Und in Paris stellte er sich hinter Robin Frijns an. Nach zwei aufeinanderfolgenden Podien ist an der Zeit, dass der in Belgien aufgewachsene Duisburger endlich auch den größten Pokal mitnehmen darf. Seine einzige Hürde: Er muss in Qualifying 1 antreten. Die Formel E ist spannender denn je.

Erinnerung: e-Formel.de bietet auch in der Saison 2018/19 ein Tippspiel zur Formel E an. Wer bei unserer kostenlosen Community-Tippspiel-Runde mitmachen möchte, hat noch bis zum Wochenende Zeit, seine Tipps abzugeben oder sich gegebenenfalls neu anzumelden.

Highlight-Video: Der Monaco E-Prix 2017

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