Formel E

Ressourcenbeschränkung durch Corona: Formel E verhandelt über Budgetobergrenze

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Im kommenden Jahr führt die Formel 1 erstmals eine Budgetobergrenze für ihre Teams ein. Die neue Regelung beschränkt die jährlichen Ausgaben aller Rennställe auf je 145 Millionen US-Dollar für die Entwicklung ihrer Fahrzeuge. Auch die Formel E diskutiert seit Beginn der Coronavirus-Pandemie wieder über eine mögliche Kostendeckelung. Diese könnte zusätzlich zu den bisherigen Regulierungsmaßnahmen und Entwicklungsgrenzen greifen.

Ausgenommen von den Ressourcenbeschränkungen der Formel 1 sind derzeit Kosten für Marketing, Reisen, Immobilien, Fahrer-Gagen sowie für das Gehalt der drei bestbezahlten Mitarbeiter. Die Budgetobergrenze soll in den kommenden Jahren von umgerechnet 122 Millionen Euro zunächst auf 117 Mio. (2022) und anschließend auf 113 Mio. Euro (2023) gesenkt werden. Der Preis für den Kauf eines Antriebsstrangs wird auf 15 Millionen Euro beschränkt.

Die Formel E ist derzeit noch weit von diesen astronomischen Preisen in der F1 entfernt. Einem Formel-E-Werksteam reichen derzeit schätzungsweise zwischen zehn und 20 Millionen Euro jährlich, um in der Serie wettbewerbsfähig zu sein. Konstrukteure dürfen ihre Motoren für nicht mehr als 250.000 Euro pro Stück an ihre Kundenteams verkaufen. Dennoch kommt die Debatte um eine Budgetgrenze auch in der Elektroserie immer wieder auf.

"Ich halte das generell für eine gute Sache", findet Formel-E-Geschäftsführer Jamie Reigle. Bei 'Motorsport-Total.com' berichtet er: "Als ich vor einem Jahr angefangen habe, wurde mir sehr deutlich gesagt, dass so etwas im Motorsport unmöglich sein würde. Dabei gibt es sie in vielen anderen Sportarten doch auch."

Kostendeckel im US-Sport weit verbreitet

Reigle kennt das Konzept einer Budgetgrenze aus seiner professionellen Vergangenheit gut. So gibt es etwa in der American-Football-Liga NFL, in der Reigle bis 2018 bei den Los Angeles Rams arbeitete, eine Obergrenze für Teamgehälter (derzeit: 167 Mio. Euro pro Jahr). Auch in professionellen Eishockey-, Baseball-, Basketball-, Rugby- oder Cricket-Ligen gibt es Budgetgrenzen.

"Man kann glauben, dass der Motorsport in dieser Hinsicht einzigartig ist", so Reigle. "Oder man glaubt, dass es eine einfache Frage der Regulierung und der Durchsetzung ist. Um das zu erreichen, braucht man den kollektiven Willen aller Beteiligten. Ich glaube, was wir in den letzten Monaten gesehen haben, ist ein Vorstoß in diese Richtung."

Eine Prognose traut sich Reigle trotzdem noch nicht zu: "Ich traue mich nicht vorherzusagen, ob wir so eine Budgetobergrenze auf jeden Fall einführen werden. Aber das Thema liegt auf jeden Fall auf dem Tisch. Ich glaube, das wäre ein starkes Signal, um die Kapitalrendite für die Teams und potenzielle neue Investoren zu erhöhen. Wir schauen uns eine Kostenobergrenze ebenso an wie speziellere finanzielle Regulierungen."

Zur Begrenzung der steigenden Kosten haben die Formel-E-Teams bereits in diesem Jahr ein Abkommen ausgehandelt, laut dem in den nächsten zwei Jahren lediglich ein Antriebsstrang homologiert werden darf. Einige Rennställe werden folglich ihre neuen Motoren, Inverter und Getriebe mit dem Saisonstart 2021 zum Einsatz bringen. Andere, darunter beispielsweise DS Techeetah und Nissan, werden die technische Abnahme hingegen auf einen späteren Zeitpunkt im Jahr verschieben. Für die darauffolgende Saison 2021/22 sollen keine Neuentwicklungen zugelassen werden.

Übersicht: Die geplanten Homologationszeiträume der Formel-E-Motorenhersteller

 
Slot 1 (Renneinsatz ab 01.01.2021)
 
Slot 2 (Renneinsatz ab 05.04.2021)

 
Slot 3 (Renneinsatz ab 14.06.2021)

 
noch unbekannt

  • Mercedes
  • Audi
  • Mahindra
  • Nio
  • Nissan
  • DS Techeetah
     
     

-
 
 
 

  • BMW
  • Dragon
  • Jaguar
  • Porsche

Foto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media

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