Formel E

Santiago E-Prix: BMW-Pilot Maximilian Günther holt seinen 1. Formel-E-Sieg

Timo Pape

Timo Pape

Maximilian Günther hat sich beim Santiago E-Prix seinen ersten Formel-E-Sieg geholt. In einem packenden Duell mit seinem Vorgänger Antonio Felix da Costa setzte sich der BMW-Fahrer in der drittletzten Kurve durch und übernahm kurz vor Schluss die Führung. Das Podium komplettierte Pole-Sitter Mitch Evans im Jaguar. Auch Pascal Wehrlein (Mahindra) zeigte als Vierter ein starkes Rennen.

Am Start konnte Evans seine Pole-Position behaupten, doch dahinter zeichnete sich ein Positionswechsel ab: Pascal Wehrlein überholte Maximilian Günther und übernahm Platz 2. In Kurve 8 setzte Alex Sims im BMW einen beeindruckenden Angriff gegen Neel Jani und ging außen vorbei. Dabei kam es jedoch zum Kontakt. Jani musste daraufhin an die Box kommen, und auch Sims fuhr mit einem schleifenden Teil an der Front weiter. Eine Runde später kollidierte der Brite erneut leicht mit Andre Lotterer im zweiten Porsche.

Robin Frijns handelte sich im Getümmel einen Platten ein und musste ebenfalls an die Box kommen - kein Glück für den Niederländer im Virgin. Felipe Massa verlor derweil Positionen und fiel auf Rang 6 zurück - Oliver Turvey im Nio dadurch nun Vierter vor Edo Mortara. Meister Jean-Eric Vergne und sein Teamkollege Antonio Felix da Costa arbeiteten sich derweil durchs Feld nach vorn, während sich Evans an der Spitze einen kleinen Vorsprung herausfahren konnte.

Nach rund acht Minuten rief Rennleiter Scot Elkins kurzzeitig Full-Course-Yellow aus, um den stehengebliebenen BMW von Sims von der Strecke zu schieben - das frühe Aus für den bis dahin Gesamtführenden der Meisterschaft. Beim Neustart leisteten sich die beiden Mercedes und die beiden DS packende Duelle, und auch weiter hinten ging es rund: Sam Bird drehte sich nach Fremdkontakt mit Daniel Abt in Kurve 10, der wiederum von Oliver Rowland angeschoben wurde. Wenig später verlor der Nissan-Fahrer seinen Frontflügel als Folge des Remplers. Turbulente erste zehn Minuten in Santiago!

Venturi behindert sich gegenseitig, Techeetah profitiert

Nun holten sich die beiden Venturi ihren ersten von zwei Attack-Modes und machten Druck. Sowohl Mortara als auch Massa gingen an Turvey vorbei, dann überholte Mortara auch den Drittplatzierten Günther. Dieser holte sich - nun selbst im Attack-Mode - Platz 3 jedoch in der Folgerunde mit einem Manöver in Kurve 1 zurück. Nun bewaffnete sich auch Wehrlein mit der Zusatzleistung und holte auf den Führenden Evans auf. Bemerkenswerterweise aktivierte der Jaguar-Pilot schon in den ersten 15 Minuten seine beiden Attack-Modes.

Im Kampf um Platz 4 machten sich die beiden Venturi-Piloten gegenseitig das Leben schwer und drückten sich sogar beinahe gegen die Mauer. Vergne und Felix da Costa profitierten von einer unglücklichen Situation in Kurve 10 und gingen an Massa vorbei. Der Brasilianer sollte wenig später noch einen weiteren Platz gegen Nyck de Vries (Mercedes) verlieren. Günther holte sich als Dritter seinen zweiten Attack-Mode und suchte die Flucht nach vorn. So überholte er schließlich Landsmann Wehrlein.

Günther übernimmt nach beherztem Manöver die Führung

Kurz vor Rennhalbzeit setzte Günther den Angriff auf Evans. Mit einem spektakulären Manöver an der schnellsten Stelle der Strecke kämpfte er sich in den letzten Zügen seines Attack-Modes außen am Jaguar vorbei und übernahm die Führung. Auch dahinter kam es zu packenden Positionskämpfen, unter anderem zwischen den beiden DS-Piloten. Dann kassierte Vergne den Viertplatzierten Mortara. Die Top 6 fuhren zu dieser Zeit innerhalb von sechs Sekunden - enges Racing in Santiago.

Massa griff in Kurve 1 de Vries an, landete dabei jedoch fast in der Mauer und verlor viel Zeit. Dann holte sich Wehrlein seinen zweiten Attack-Mode und ging in den Angriff - seine beiden Vordermänner hatten ihre beiden Boosts ja bereits aufgebraucht. Dann jedoch der Schock für Mahindra: Trotz Attack-Mode musste Wehrlein die beiden DS-Fahrer vorbeilassen - offenbar ein kleineres technisches Problem. Der Deutsche fuhr auf Platz 5 weiter, Vergne jetzt auf Podiumskurs.

Meister Vergne verabschiedet sich mit viel Rauch

Zwölf Minuten vor dem Ende brach Vergnes Frontflügel an der linken Seite. Das Teil schleifte auf dem Asphalt und sorgte für viel Rauch. Der Franzose kam jedoch nicht an die Box und hielt unter anderem seinen Teamkollegen erheblich auf. Schließlich ging Felix da Costa in Kurve 8 an ihm vorbei und holte sich Rang 3. Vergne blieb erstaunlicherweise noch eine Runde länger draußen und verlor weitere Positionen sowie einen Teil seines Frontflügels, ehe er schließlich doch an die Box kam und aufgab. Günther konnte indes seine Führung ausbauen.

Felix da Costa fuhr nun jedoch wie entfesselt und griff Evans an. Sechs Minuten vor Schluss überholte er den Neuseeländer außen herum in Kurve 8 und holte sich Platz 2. Dann nahm er die Verfolgung des Führenden Günther auf. Mit noch drei Minuten auf der Uhr hatte er sich an den Deutschen herangearbeitet. In Kurve 10 ging er schließlich mit einem harschen Manöver innen vorbei.

Dann funkte sein Team jedoch, Felix da Costa müsse dringend seine Batterie kühlen, weil er sie zu stark aufgeheizt hatte. Diese Chance nutzte Günther und blieb dran. In der letzten Runde gelang dem Deutschen tatsächlich noch das entscheidende Manöver: Beim Anbremsen in Kurve 9 holte sich Günther außen herum Platz 1 und damit seinen ersten Formel-E-Sieg.

In der letzten Runde überholte zudem noch Mercedes-Pilot de Vries den vor ihm fahrenden Evans und überquerte als Dritter die Ziellinie. Durch eine 5-Sekunden-Zeitstrafe fiel er jedoch wieder bis auf Rang 5 zurück. Mercedes hatte wie schon im Shakedown am Freitag die Batterie zu sehr heruntergekühlt - ein folgenschwerer Fauxpas, der de Vries das Podium kostete. Außerdem kam es kurz vor Schluss noch zum Kontakt zwischen Daniel Abt und Felipe Massa: Der Audi-Fahrer drehte seinen Kontrahenten, wofür er wenig später eine Durchfahrtsstrafe erhielt. Abt dadurch am Ende nur 14.

Ein Mercedes-Pilot übernimmt die Gesamtführung

Durch einen unscheinbaren sechsten Platz in Santiago hat Mercedes-Pilot Stoffel Vandoorne die Gesamtführung in der Fahrermeisterschaft übernommen. Alex Sims behauptete trotz seines Ausfalls den zweiten Platz vor Sam Bird. BMW-Teamkollege Günther machte durch den Sieg einen großen Sprung auf Rang 4. Audi-Pilot Lucas di Grassi wurde aus der vorletzten Startreihe noch Siebter und ist nun Gesamtfünfter.

In der Teamwertung hat BMW durch den zweiten Saisonsieg im dritten Rennen die Gesamtführung von Mercedes übernommen. Die "Silberpfeile" sind dennoch weiterhin Zweiter. Es folgen Virgin, Audi und Jaguar Racing. Das nächste Formel-E-Rennen steigt in knapp einem Monat am 15. Februar in Mexiko.

>>> zum Ergebnis des Formel-E-Rennens in Santiago
>>> zur Gesamtwertung der Formel E (Fahrer- und Teamwertung)

Video: Die Höhepunkte des Santiago E-Prix

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