Formel E

Platz 2 und "sehr enttäuscht" - Venturi überraschend stark beim Formel-E-Start

Timo Pape

Timo Pape

Venturi zeigte sich beim Saisonauftakt der Formel E in Hongkong von seiner Schokoladenseite. Neuzugang Edoardo Mortara erreichte bei seiner Premiere in der Elektroserie die Plätze sieben und zwei, Teamkollege Maro Engel fuhr auf die Positionen 13 und sieben. Der neu überarbeitete Venturi-Bolide VM200-FE-03 stellte sich unter anderem dank neuem ZF-Getriebe schnell und zuverlässig. Die beiden Piloten bestätigten die hohen Erwartungen, die an sie gestellt wurden.

Dabei hatte der Rookie Mortara beim zweiten Rennen am Sonntag die historische Chance vergeigt, den ersten Formel-E-Sieg überhaupt für das monegassische Team einzufahren. Nach einem Bremsfehler von Pole-Mann Felix Rosenqvist schnappte sich der Italiener in der ersten Runde die Führung. In der Folgezeit kontrollierte Mortara, der bereits im Qualifying die drittschnellste Zeit in den Asphalt gebrannt hatte, das Rennen nach Belieben und baute seinen Vorsprung dank geschickter Energieverwaltung gegenüber Daniel Abt aus.

Mortara zeigte eine beeindruckende Vorstellung bei seinem Formel-E-Debüt und sah schon wie der sichere Sieger aus. Doch zwei Runden vor Schluss leistete sich der Venturi-Neuling völlig übermotiviert einen unnötigen Dreher, der ihm und seinem Team den Sieg kostete. Der 30-Jährige kam schließlich als Dritter ins Ziel und rückte nach der Disqualifikation von Daniel Abt (Audi Sport ABT Schaeffler) noch auf den zweiten Platz vor.

"Ich bin sehr enttäuscht. Ich bekam zum Schluss Probleme mit den Bremsen", zeigt sich der Venturi-Pilot frustriert. "Die schnellste Rennrunde wollte ich mir noch holen, weil ich noch genug Energie hatte, also ging ich immer weiter ans Limit. Das war eindeutig mein Fehler", gibt Mortara reumütig zu. Zu welcher Leistung der Italiener imstande ist, zeigte er bereits am Samstag beim Auftaktrennen. Von Startposition 18 kämpfte sich Mortara bis auf Platz sieben vor und holte gleich in seinem ersten Rennen Meisterschaftspunkte.

Auch Maro Engel schnell unterwegs

Teamkollege Engel lieferte sich beim Sonntagsrennen mit Nico Prost (Renault e.dams) ein mehrere Runden dauerndes Rad-an-Rad-Duell. Bis zur Rennhälfte war der Deutsche auf den neunten Platz vorgerückt. Wie sein Teamkollege konnte auch Engel gut mit seiner Energie haushalten und überquerte als Achter die Ziellinie. Nach der Disqualifikation von Abt belegte Engel den siebten Platz.

Bereits beim Samstagsrennen zeigte der geborene Münchener seine Klasse. Mit dem überarbeiteten Venturi-Boliden schaffte es der 32-Jährige sogar bis auf Position vier, doch eine Zeitstrafe wegen Überschreitung der maximalen Energiemenge beförderte Engel auf Platz 14. "Letztendlich war es ein guter Auftakt, den wir so mitnehmen können. Das Team leistete großartige Arbeit, der Boxenstopp verlief perfekt. Das Auto fühlte sich hervorragend an und das ist meiner Meinung nach die wichtigste Erkenntnis", resümiert Engel.

Das Team von Gildo Pastor hatte seit der zweiten Saison, damals mit Pilot Stephane Sarrazin auf Platz zwei in Long Beach, keinen Fahrer mehr auf dem Podium gesehen. Nach den eher enttäuschenden Testfahrten vor Saisonbeginn in Valencia konnten die Experten nicht unbedingt mit einer solchen Leistungsexplosion rechnen. Grund für den Erfolg des monegassischen Rennstalls war wohl auch das neue Getriebe und die enge Zusammenarbeit mit ZF.

Erfolgreiche Premiere für ZF-Getriebe

Die Kooperation mit dem deutschen Technologiepartner ZF aus Friedrichshafen scheint sich in dieser Saison für Venturi auszuzahlen. Vergangenes Jahr fuhr Venturi bereits mit Stoßdämpfern von ZF Race Engineering, in dieser Saison kommt nun erstmals ein neues Renngetriebe des Konzerns zum Einsatz.

"Bei der Entwicklung standen wir unter extrem hohem Druck: Vom weißen Blatt Papier bis zur Rennstrecke hatten wir gerade einmal fünf Monate Zeit", erläutert Chefentwickler Matthias Nitsch. "Entscheidend war am Ende die hervorragende Zusammenarbeit aller Beteiligten", so Nitsch. Das neue Renngetriebe wurde in Friedrichshafen entwickelt und im ZF-Werk in Saarbrücken im Prototypenbau gefertigt. Venturi übernahm die 3D-Konstruktion und die Zeichnungserstellung. Auch hinsichtlich der Konstruktion gaben die Monegassen zahlreiche Anstöße.

Norbert Odendahl, Geschäftsführer der ZF Race Engineering GmbH, freut sich auf eine erfolgreiche Saison: "Neben unseren klassischen Kernprodukten im Motorsport wie Stoßdämpfern und Kupplungen wollen wir nun auch mit dem neuen Getriebe und nächstes Jahr mit einem kompletten ZF-Antriebsstrang unsere Kompetenz im Spitzenmotorsport und in der E-Mobilität unter Beweis stellen."

Zur Saison 2018/19 werden die Venturi-Fahrzeuge dann mit einem kompletten Antriebsstrang von ZF ausgestattet. Dann gehen nicht nur Dämpfer und Getriebe, sondern auch E-Maschine, Inverter und Leistungselektronik von ZF in den Metropolen der Welt auf Punktejagd. In gut einem Jahr kommt außerdem Mercedes in Form von HWA als Partner ins Venturi-Team.

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