Extreme E

"Gemeinsam gegen den Klimawandel": Formel E wird Anteilseigner der Extreme E

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Die Formel E steigt als Investor bei der geplanten elektrischen Rennserie Extreme E ein. Wie die Meisterschaften in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekannt gaben, habe die Formel E kürzlich mit einer Investition Minderheitsanteile sowie einen Posten im Vorstand der Offroad-Serie erworben, der von Formel-E-Geschäftsführer Jamie Reigle besetzt werden soll. Die ohnehin festen Verbindungen beider Meisterschaften werden somit noch enger.

"Die Formel E und Extreme E sind Sportarten, die zu einem Zweck gegründet wurden", erklärt Jamie Reigle die neue Kooperation. Der Kanadier übernahm im September 2019 seinen Führungsposten vom Formel-E-Gründer Alejandro Agag. Der Spanier kümmerte sich seit dem Wechsel intensiv um den Aufbau seines zweiten Elektro-Projekts, der Extreme E. Reigle wird den für die Formel E reservierten Posten im XE-Vorstand besetzen, Agag behält wiederum seine Rolle als Vorstandsvorsitzender der Formel E.

"Wir kämpfen beide um eine bessere Zukunft, daher ist diese strategische Partnerschaft mit der Extreme E eine natürliche Entwicklung für die Formel E. Wir bündeln unsere Kräfte im gemeinsamen Kampf gegen den Klimawandel und setzen gleichzeitig unsere unabhängigen und sich ergänzenden sportlichen Wege fort", beteuert Reigle.

Formel-E-Chef Reigle erhält Platz im Extreme-E-Vorstand

Die Formel E startet am 16. Januar 2021 in Chile in ihre neue Saison, die Extreme E feiert ihren Auftakt am 21. März mit einem Lauf in Saudi-Arabien. In der Offroad-Meisterschaft werden unter anderem die ehemaligen Formel-1-Rivalen Lewis Hamilton und Nico Rosberg als Teameigentümer aufeinandertreffen. Die Extreme E will explizit vom Klimawandel bedrohte Gebiete besuchen und mit ihren Rallys beispielsweise vor der Kulisse schmelzender Gletscher auf die Folgen der globalen Erwärmung aufmerksam machen.

"Es war schon immer meine Absicht, dass die Formel E und Extreme E eng zusammenarbeiten und unsere Botschaft von Elektrifizierung, Umweltschutz und Gleichberechtigung verbreiten", erklärt auch der Formel-E- und Extreme-E-Gründer Agag. "Beide Kategorien sind sehr unterschiedlich, haben aber ein gemeinsames Ziel. Wir kämpfen nebeneinander, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Ich möchte Jamie im Vorstand der Extreme E willkommen heißen und freue mich darauf, unsere gemeinsame Arbeit fortzusetzen."

Kommentar von Tobias Bluhm: Agag kontrolliert Elektro-Motorsport mehr denn je

Auf den ersten Blick wirkt die Ankündigung des Formel-E-Investments in die Extreme E wie eine, so bezeichnet sie auch Formel-E-Chef Reigle, "natürliche Entwicklung". Schließlich sind beide Serien schon jetzt in ihren ähnlichen Umweltschutz-Botschaften vereint, vertrauen auf die gleichen Technologiepartner (z. B. bei Chassis und Batterie) und setzen auf einen regen Personalaustausch. Viele ehemalige Formel-E-Angestellte arbeiten inzwischen für die Extreme E, allen voran Marketing-Guru Ali Russell. Noch dazu teilen sich beide Serien dasselbe Bürogebäude im Westen Londons.

Hinter den Kulissen der Formel E dürfte der mediale Aufwind, den die Extreme E in den letzten Monaten erlebt, allerdings auch zu einigen Sorgenfalten geführt haben. Sätze wie "Alles, was Alejandro und Ali anfassen, wird zu Gold", hörte ich in diesem Jahr mehrmals von Teamvertretern aus dem Formel-E-Paddock. Mit Angst vor der Extreme E ist dieses Gefühl noch nicht gleichzusetzen, gewiss aber mit einem nervösen und vorsichtigen Beäugen der "kleinen Schwester". Weshalb also das Investment in die Serie?

Erstens stärkt die Investition der Formel E, die inzwischen auch außerhalb der Elektro-Filterblase für ihr rasantes Wachstum hochgeschätzt ist, das öffentliche Ansehen der Extreme E. Man kann nur erahnen, welchen internationalen Aufmerksamkeitszuwachs beispielsweise die IndyCar-Serie erleben würde, wenn sich die Formel-1-Führung einen Platz im IndyCar-Vorstand erkaufen und anschließend eine lobpreisende Presseerklärung veröffentlichen würde. Das gestiegene Ansehen würde wiederum die Verhandlungsposition der IndyCar - oder eben der Extreme E - mit potenziellen Fahrzeugherstellern und Partnern verbessern.

Zweitens festigt Alejandro Agag mit der engen Verknüpfung seiner Projekte aber auch das Fundament seines "Elektro-Imperiums", das bekanntlich schon bald um eine elektrische Speedboat-Serie erweitert werden soll. Ganz so "natürlich" wie Reigle die Partnerschaft zu verkaufen versucht, ist diese Entwicklung aber mitnichten. Denn in der Allianz aus Formel E und Extreme E wird es in absehbarer Zukunft nur einen klaren Profiteur geben können - die Extreme E. Und auch wenn Agag nicht mehr die Formel-E-Geschäfte führt und inzwischen eher aus dem Hintergrund agiert, sollten wir uns nicht täuschen lassen: Der Spanier hat, im Guten wie im Schlechten, die Fäden im Elektro-Motorsport fester denn je in seinen Händen. Ob eine solche Machtkonzentration auf einer Einzelperson wünschenswert oder förderlich ist, ist eine Diskussion, die in Zukunft durchaus geführt werden sollte.

Foto: Bastien Baudin / Extreme E

VIDEO: Die Highlights vom virtuellen Extreme-E-Launch

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