Formel E

Personal-Limits & Sicherheitszonen: Das steht im Corona-Konzept für das Formel-E-Finale in Berlin

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Nach der Corona-Zwangspause beendet die Formel E ihre Saison 2019/20 vom 5. bis 13. August mit insgesamt sechs Rennen in Berlin. Das Finale in knapp einem Monat findet abseits der Strecke unter außergewöhnlichen Bedingungen statt: Zu den neuen Regeln zählen Abstandsverordnungen, eine strikte Maskenpflicht, regelmäßige Corona-Tests und der Aufenthalt in "Sicherheitsblasen".

Das "Sixpack von Berlin" wird in vielerlei Hinsicht eine große Herausforderung für die Teams und Fahrer. Auf der Rennstrecke wird die Formel E binnen neun Tagen mehr als die Hälfte ihrer Saisonrennen absolvieren. Mathematisch betrachtet ist im Meisterschaftskampf also noch alles offen. Abseits der Piste erschweren ungewohnte Einschränkungen die Arbeit der Rennställe.

"Wir haben ein Hygienekonzept eingereicht, das auf der Eindämmungsverordnung vom Land Berlin basiert", erklärt Ulrich Weingärtner, Geschäftsführer von Gil und Weingärtner, der Eventproduktionsfirma des Berlin-Rennens. Im Interview mit 'e-Formel.de' erklärt er: "Profisportveranstaltungen mit bis zu 1.000 Personen können nur mit Vorlage eines genehmigungsfähigen Hygienekonzepts stattfinden. Der gesamte Zirkus besteht sonst inklusive Streckenposten, Teams und Produktion aus 5.000 Leuten. Für uns bedeutet das also ein sehr strenges Akkreditierungssystem und eine massive Reduzierung von Personal in allen Bereichen."

Reduziertes Personal und Corona-Tests

Das Konzept wurde in enger Abstimmung mit der FIA entworfen und umfasst 15 Kapitel, darunter Abschnitte zu medizinischen Ablaufprotokollen, dem Auf- und Abbau der Strecke sowie Details zu einzelnen Cluster-Zonen. Die wohl größte Einschränkung für die Teams: Das Personal pro Rennstall wurde von sonst bis zu 40 Personen auf lediglich 21 reduziert. Laut einer Hochrechnung der Formel E werden an den Renntagen planmäßig bis zu 998 Personen vor Ort sein. Viel Spielraum bis zur Obergrenze für Großveranstaltungen bleibt also nicht.

Um Zutritt zum Gelände zu erhalten, müssen alle Anwesenden einen negativen Corona-Test vorweisen können. Der PCR-Test muss in Abständen von fünf Tagen erneuert werden, sodass sich alle Beteiligten voraussichtlich mindestens zwei Tests unterziehen werden müssen. "Wir haben in unserem Team Expertise aus der Fußball- und Basketball-Bundesliga. Auch das Labor, das die Tests macht, gehörte zu denen, die für die Fußball-Bundesliga verantwortlich waren. Das ist alles abgestimmt mit dem Gesundheitsamt", erläutert Weingärtner.

Sicherheitszonen an der Rennstrecke

Das Gelände selbst wird zudem in vier Zonen eingeteilt, die im Regelfall nicht verlassen werden dürfen. "Das Fahrerlager ist zum Beispiel eine eigene Zone. Das ist alles, was innerhalb der Strecke ist. Drumherum ist die Trackside-Zone. Und dann gibt es noch das TV-Übertragungszentrum und das Paddock für die Jaguar I-Pace eTrophy."

Wer in das Fahrerlager möchte, darf einen abgegrenzten Pfad durch die Rennstrecken-Zone nicht verlassen. Für jede Zone gibt es zudem einen eigenen Eingang, die Querungen zwischen den Zonen sind auf insgesamt sechs Schleusen begrenzt. "Das technisch und räumlich umzusetzen, ist schon ein Riesending. Wir hätten natürlich lieber ein schönes E-Village gebaut statt Schleusen und Scannern, aber es ist halt, wie es ist", sagt Weingärtner.

Um den Aufenthalt in den einzelnen Zonen zu überwachen, erhält jede Person zur Identifikation ein Armband oder einen farbigen Mundschutz. Innerhalb der einzelnen Zonen wird es zudem Cluster geben, die wiederum in Untergruppen aufgeteilt werden können. Ein praktisches Beispiel: Ingenieure und Mechaniker sind zwei Untergruppen des Clusters "Teams", die zur Population der "Fahrerlager-Zone" gehören. Übrigens: Für den Aufenthalt in Berlin werden die Rennställe nach Möglichkeit auch in unterschiedlichen Hotels untergebracht, sodass die Kontakte zwischen den Teams so gut wie möglich begrenzt werden.

Übersicht: Die "10 Regeln für Geisterrennen" in der Formel E

  1. Reduzierung des Personals auf essenzielle Mitarbeiter: maximal 1.000 Personen an der Strecke
  2. Schutz gefährdeter Mitarbeiter: möglichst keine Personen Ü60, strikte Akkreditierung
  3. Aufenthalt in eigenen Zonen, Clustern und Sub-Clustern
  4. Abstandsregelung: 2 Meter (statt die vom Land: 1,50 Meter)
  5. Falls Abstand nicht eingehalten werden kann: FFP2-Masken & Augenschutz
  6. Regelmäßiges Händewaschen
  7. Negativer PCR-Test als Einlassbedingung, Wiederholung alle 5 Tage
  8. Tägliche Temperatur-Checks und Ausfüllen eines Gesundheitsfragebogens
  9. Reisebeschränkungen der deutschen Regierung beachten
  10. Besuchen eines verpflichtenden Seminars zu den Hygieneregeln

Angepasste Abläufe in der Startaufstellung & auf dem Podium

Auch die Abläufe in der Startaufstellung und die Podiumszeremonie werden für Berlin angepasst. Für den Rennstart müssen die Teams und TV-Crews beispielsweise in "Isolierungszonen" auf der Startgeraden bleiben. Fernsehbilder dürfen nur in einem rund zweieinhalb Meter breiten Korridor zwischen den Autos aufgenommen werden, die Mechaniker dürfen lediglich auf der äußeren Seite der Fahrzeuge arbeiten.

Gleichermaßen wird keine klassische Feier auf dem Podium möglich sein. "Eine aktive Pokalübergabe von einer Hand in die andere wird es nicht geben", sagt Weingärtner, "aber es gibt ja heutzutage andere technische Spielereien und Medienmöglichkeiten, auf die man zurückgreifen kann." Die Sieger sollen stattdessen in einem "multifunktionalen Bereich" geehrt werden, der auch für virtuelle Pressekonferenzen und TV-Interviews genutzt werden soll.

ARD & ZDF bemühen sich um TV-Übertragung; Streckenführung noch geheim

Aus sportlicher Sicht ist das genaue Format des Formel-E-Finales weiterhin ein Geheimnis: "Es wird für die drei 'Double-Header' drei verschiedene Konfigurationen geben", bestätigt Weingärtner. Ob es sich dabei um Streckenkonfigurationen oder formale Anpassungen handelt, lässt er offen. In den vergangenen Wochen standen unter anderem Flutlicht-Rennen bei Dämmerung/Nacht sowie ein Event auf der umgekehrten Streckenführung im Raum.

Wie schon in den vergangenen Jahren wollen nach unseren Informationen die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ARD und ZDF auch Teile des Berlin-Finales 2020 übertragen - zusätzlich zu Eurosport. Wie die Sender die Rennen unter sich aufteilen, wird allerdings erst in den kommenden Wochen beschlossen.

Titelfoto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media

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