Formel E

Fahrerkader-Analyse: Wer startet 2021 anstelle von Sims für BMW?

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

In der Formel-E-Saison 2021 wird BMW i Andretti Motorsport mit einem neuen Fahrer an den Start gehen. Der bisherige Stammpilot Alexander Sims verließ das Team kurz nach dem Berlin E-Prix, um bei Mahindra Jerome d'Ambrosio zu ersetzen. Bei seinem bisherigen Arbeitgeber hinterlässt Sims somit ein freies Cockpit. Welche Fahrer könnten nun als neuer Teamkollege für Maximilian Günther bei BMW infrage kommen?

Der bayerische Autobauer ist auf der Suche nach einem neuen Fahrer, um im nächsten Jahr um die Titel in der Fahrer- und Teammeisterschaft kämpfen zu können. Schließlich vergibt die Formel E im Jahr 2021 erstmals einen offiziellen Weltmeistertitel. Neben der Formel 1, WEC, WRC und WRX ist die Elektroserie damit eine von nur fünf Kategorien, in der die FIA die Fahrer mit dem prestigeträchtigen WM-Titel ehrt.

Mit Blick auf die ungewisse Zukunft der DTM ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich BMW bei der Suche nach einem neuen Formel-E-Fahrer am eigenen Fahrerkader für die Tourenwagen-Serie orientieren könnte. Mehrere Piloten bekundeten in der Vergangenheit Interesse an einem möglichen Engagement in der Formel E. Doch auch abseits der DTM gibt es potenzielle Kandidaten. Wir analysieren, welche zehn Fahrer momentan die besten Chancen haben.

Wittmann & Spengler mit Vorerfahrungen

Der zweifache DTM-Meister Marco Wittmann ist einer von zahlreichen BMW-Werkspiloten, die bereits Vorerfahrungen in der Formel E mitbrächten. Der Deutsche fuhr 2019 im Rahmen des jährlichen Rookie-Testtages in Marrakesch für die Münchner. Nach 89 Testrunden auf dem Rundkurs in Marokko beendete er den Tag auf einem unauffälligen 18. Platz. Wittmann ließ kürzlich allerdings verlauten, dass er sich bislang nicht mit der Option Formel E für 2021 beschäftigt habe.

Beim Rookie-Test trat er damals gemeinsam mit Bruno Spengler an, der in der Saison 2019/20 zudem offizieller Ersatzfahrer für das Team war. Beide könnten nach aktuellem Stand Außenseiterchancen auf das freie Cockpit in der Formel E haben, mehr allerdings auch nicht.

Eher unwahrscheinlich ist eine Übernahme der zwei südafrikanischen DTM-Piloten Jonathan Aberdein und Sheldon van der Linde. Wenngleich Aberdein in mehreren Einsitzer-Nachwuchsserien Podestplätze erreichen konnte - darunter die Deutsche Formel 4 oder die Europäische Formel-3-Meisterschaft - hat er nach bekanntem Stand bislang keine Verbindungen zur Formel E aufbauen können. Van der Linde gilt als Tourenwagen-Spezialist und hat, auch wenn sein Bruder Kelvin zum Formel-E-Reserve-Aufgebot von Audi gehört, derzeit keine bedeutenden Aussichten auf Sims' Nachfolge.

Glock "für alles offen", Kubica erteilt Absage

Timo Glock zeigte sich in der Vergangenheit immer wieder interessiert an der Formel E und kündigte zuletzt im Interview mit dem neuen deutschen TV-Partner 'ran' an, dass er "für alles offen" sei. In den letzten Jahren äußerte sich Glock vorwiegend positiv über die Serie und bezeichnete sie bei 'Motorsport-Total.com' etwa als "spannend" und "interessant".

Mit 38 Jahren und 304 Tagen wäre Glock jedoch schon beim Saisonstart in Chile der zweitälteste Pilot im Formel-E-Fahrerfeld (nach Andre Lotterer). Da BMW eigentlich mehr Stabilität bei der eigenen Fahrerpaarung will - bislang schlossen weder die Münchner noch das Vorgänger-Team Andretti zwei vollständige Saisons ohne einen Fahrerwechsel ab - dürfte sich die Teamführung wohl eher nach einem etwas jüngeren Talent umsehen.

Aus einem ähnlichen Grund sollten sich auch Fans von Robert Kubica keine allzu großen Hoffnungen machen. Der Pole testete zwar mehrfach einen Formel-E-Wagen und galt 2017 als heißer Kandidat für einen Gaststart mit Virgin in New York. Weil die Beweglichkeit seiner rechten Hand aufgrund eines schweren Rallye-Unfalls im Februar 2011 aber stark eingeschränkt ist, seien die engen Straßenkurse der Formel E für ihn aber "nicht perfekt", erklärte er einst.

Beitske Visser als 1. Formel-E-Fahrerin seit Simona de Silvestro?

Im Februar 2020 startete der US-amerikanische Rennfahrer Kyle Kirkwood beim Rookie-Test in Marokko für BMW. Der Youngster gehört zum Fahreraufgebot von Andretti und sollte in diesem Jahr in der Indy-Lights-Serie antreten, bis die geplante Meisterschaftssaison aufgrund der Coronavirus-Pandemie vollkommen gestrichen wurde. Da die Renneinsätze in der Formel E von Andretti geleitet werden, die Personalentscheidungen aber BMW trifft, wird sich der 21-Jährige vorerst wohl auf seinen Karriereweg in den USA fokussieren müssen.

Unklar ist, ob Beitske Visser weiterhin dem BMW-Team angehört. Die Niederländerin startete im letzten Jahr in der W-Series und unterstützte die Formel-E-Mannschaft zeitgleich als Test- und Reservefahrerin. Die 25-Jährige war im Vorjahr bei mehreren Rennen vor Ort, nahm am In-Season-Testtag in Diriyya teil und könnte 2021 zur ersten weiblichen Starterin in der Formel E seit Simona de Silvestro werden, die zuletzt 2016 - übrigens ebenfalls für Andretti - in der Elektroserie antrat. Sollte Visser noch zum Team gehören, hätte sie aber wohl ebenfalls geringe Chancen.

Österreichische "Nationalmannschaft" immer wahrscheinlicher

Zu den Fahrern, die sich momentan die größten Hoffnungen machen dürfen, zählt Lucas Auer. Der Österreicher absolvierte in der jüngeren Vergangenheit mehrere Testfahrten für BMW - an der Seite von Kirkwood unter anderem beim offiziellen Rookie-Test in Marrakesch. Als potenzieller Ersatzfahrer für den an der Hand verletzten Maximilian Günther stand er zudem beim Berlin E-Prix für BMW bereit.

Als Topkandidat gilt laut Medienberichten im Moment allerdings Philipp Eng. Der 30-Jährige gewann 2015 den Porsche Carrera Cup Deutschland und den Porsche Mobil 1 Supercup. Seit 2018 startet er in der DTM. Letztmalig trat Eng 2010 in einer Formel-Serie an, als er in der Formel 2 den sechsten Gesamtplatz erreichte. Nach einem privaten Test ist es nicht unwahrscheinlich, dass der gebürtige Salzburger neben Maximilian Günther, der neben der deutschen auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, als Teil einer neuen "österreichischen Nationalmannschaft" in der Formel E antritt.

Wann Fans mit einer offiziellen Ankündigung zur Besetzung des zweiten Cockpits rechnen können, ist derzeit noch ungewiss. Mitte August hieß es, dass BMW "in Kürze" den neuen Teamkollegen von Günther vorstellen wolle. Derzeit sieht es so aus, als könnten sich Auer und Eng die größten Hoffnungen machen. Auf welchen Fahrer die Wahl letztlich fällt, liegt jedoch in den Händen der BMW-Führung um Motorsportchef Jens Marquardt.

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