Formel E

Hans-Jürgen Abt nach Audi-Ausstiegen: "Man hört nicht einfach auf, weil der Hersteller sich zurückzieht!"

Timo Pape

Timo Pape

Die Allgäuer Tuning-Firma ABT Sportsline zählt zu den Gründungsmitgliedern der Formel E. ABT trat in den ersten drei Jahren als Privatteam mit den Partnern Schaeffler und Audi an und gewann mit Lucas di Grassi 2017 den Fahrertitel, bevor die Ingolstädter zu Saison 4 den Rennstall kauften und fortan als Werksteam antraten. Inzwischen ist bekannt, dass Audi die Formel E Ende 2021 wieder verlassen wird. ABT hingegen will bleiben - sowohl in der Elektroserie als auch in der DTM.

"Wir haben 2014 auf eigenes Risiko in der Formel E begonnen - als alle den Elektro-Rennsport noch belächelt haben", erklärt der einstige Formel-E-Teamchef Hans-Jürgen Abt im Interview mit 'Bild.de'. "Wir haben den Fahrertitel gewonnen. Dann ist Audi eingestiegen, wir haben den Teamtitel geholt. Und jetzt, da gerade der neue, eigene Antriebsstrang fertig ist, da Sat.1 die nächsten Jahre überträgt - da steigt Audi wieder aus. Das ist schon verwunderlich."

"Um ehrlich zu sein: Ich verstehe nicht mehr, was manche Hersteller da machen", sagt Abt frei heraus. "Aber es werden Hersteller nachrücken, internationale Interessenten gibt es genügend. Die Formel E hat Zukunft, weil im zivilen Verkehr E-Mobility die Zukunft ist!" Diese Aussagen decken sich mit jenen von Formel-E-Gründer Alejandro Agag, die Interessenten würden Schlange stehen. So evaluiert derzeit unter anderem Bentley ein Engagement in der Formel E.

Hans-Jürgen Abt: "Wollen ganz klar weitermachen!"

Für Abt steht außer Frage, dass der Motorsport stets zur DNA vieler deutscher Automarken gehörte. "Aber die Marketingstrategen scheinen zu glauben, dass man den sportlichen Wettkampf nicht mehr braucht, um Autos zu verkaufen", erklärt er. "Sie glauben offenbar, dass sie die Menschen anders erreichen. Wir hingegen sind weiterhin felsenfest von unserem Motto überzeugt: von der Rennstrecke auf die Straße. Wir glauben daran, dass das weiterhin funktioniert."

Deshalb steht für den 57-Jährigen fest, "dass wir mit unseren vielen langjährigen Partnern weitermachen wollen! Ganz klar! Wir führen intensive Gespräche und versuchen alles, damit es weitergeht." Damit spielt Abt wohl vor allem auf die DTM an, in der die Firma seit gut 20 Jahren antritt. "Das ist Verpflichtung und Verantwortung. Vor allem auch für unsere 56 Mitarbeiter, die wir allein im Sport beschäftigen. Und erst recht in diesen Zeiten. Man hört nicht einfach auf, weil der Hersteller sich zurückzieht!"

Für die DTM schätzt Abt die Chancen auf einen Verbleib offenbar gut ein: "Das ist mit GT3-Autos durchaus machbar. Und man hat auch hier schon die Zukunft gesehen, als in Hockenheim die E-Studie mit 1.200 PS vorgestellt wurde", sagt er.

Zukunft für ABT in der Formel E fraglich

Ob es für ABT Sportsline auch in der Formel E weitergehen kann, hängt von vielen Faktoren ab. Im Gegensatz zu Andretti hat ABT die gesamte "Abt Formel E GmbH" inklusive Start- und Herstellerlizenz verkauft und ist seither vor allem als Partner im Teamnamen und mit Logos auf dem Auto vertreten. Es ist eher unwahrscheinlich, dass das Unternehmen den Startplatz von Audi zurück erwirbt, wenngleich nicht unmöglich. Doch es wird auch andere - möglicherweise größere - Interessenten geben.

Realistischer erscheint deshalb, dass sich ABT mit einem neuen Hersteller zusammentut und seine Erfahrungen als Einsatzteam in der Formel E einbringt. Wer dieser Hersteller sein könnte, ist derzeit nicht abzusehen. Verbindungen zu Bentley bestünden zwar, doch die Briten zählen wie Audi ebenfalls zur Volkswagen-Gruppe. Dass neben Porsche direkt wieder eine zweite VW-Tochter einspringt, ist eher unwahrscheinlich.

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