Formel E

Im Video: So könnte die Formel-E-Strecke von Berlin in möglichem "Rückwärts-Layout" aussehen

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Das Saisonfinale der Formel-E-Meisterschaft 2019/20 rückt immer näher. Für das "Sixpack von Berlin" plant die Serie einige formale Besonderheiten. In den vergangenen Wochen wurden unter anderem Flutlicht-Rennen am Abend oder gar ein Event auf der umgekehrten Streckenführung diskutiert. Doch kann ein "Rückwärtsrennen" in Tempelhof überhaupt funktionieren?

Die kurze Antwort lautet: Ja, allerdings nur mit größeren Anpassungen an der Strecke. Schließlich ist das seit 2018 eingesetzte Tempelhof-Layout in jedweder Hinsicht dafür ausgelegt, gegen den Uhrzeigersinn befahren zu werden. Um ein Rennen entgegen der vorgesehenen Richtung zu realisieren, müssten unter anderem Flaggenposten verschoben und die Positionen der Mauern verändert werden.

Verlegung der Notausgänge & Startampel nötig

Dazu zählen insbesondere die "Notausgänge", über die stehengebliebene Autos von der Strecke entfernt werden. Diese sind bislang so angelegt, dass die Boliden rückwärts vom Kurs geschoben werden können und die Fahrzeuge im Renntempo nicht Gefahr laufen, frontal in einen Betonblock zu rasen. Auch vermeintliche Kleinigkeiten wie die Platzierung der FIA-Garage, der Boxenampel und die Markierungen auf der Startgeraden müssten bei den Veränderungen an der Piste berücksichtigt werden. Nicht zuletzt muss auch eine zweite Startampel mitsamt einem Kontrollposten für die Rennleitung installiert werden.

Dennoch dürften die Umbaumaßnahmen auf dem Flughafengelände in Tempelhof vergleichsweise gut umsetzbar sein. Das weitläufige Vorfeld bietet genügend Platz, um die Mauern an den "Pause-Tagen" zwischen den Rennen umzuordnen und zusätzliche Fangzäune mit mobilen Kränen aufzustellen. Sollte das "Reverse Layout" tatsächlich zum Einsatz kommen, wäre in jedem Fall eine erneute Sicherheitsabnahme durch die FIA nötig, damit das Rennen stattfinden kann.

Fotos: rFactor 2 (Studio397)

Unsichere Boxenausfahrt

Abgesehen von den praktischen und logistischen Hürden wäre der Plan aus einer sportlichen Perspektive durchaus realistisch: Weiterhin würde der Kurs voraussichtlich zehn Kurven umfassen und sich über eine Länge von rund 2,4 Kilometern erstrecken. Unter diesem Artikel haben wir dir eine Onboard-Runde von unserem Gedankenexperiment mit der neuen Streckenführung eingebettet. Die "neue erste Kurve" wird dabei zu einer etwas unglücklich geformten Haarnadel mit einem späten Scheitelpunkt, die zweite Kurve zu einer Links-Kehre.

Sicher ist zudem: Falls das Layout umgekehrt wird, muss der Ausgang der Boxengasse angepasst werden. Während die Piloten im letzten Jahr nämlich erst nach Kurve 10 ihre Garagen ansteuern konnten, würden sie auf dem neuen "Rückwärts-Layout" mitten in der Bremszone für Kurve 1 auf den Kurs fahren. Als Alternative ist eine Rückkehr zum Boxen-Layout der Saison 2017/18 vorstellbar, bei dem der Eingang noch vor der letzten Kurve lag.

Neue Kurve 5 als Nadelöhr ohne Auslaufzone

Die Durchfahrt der Kurven 3 bis 5 fühlt sich erstaunlich vertraut an, wenngleich durch die längere Anfahrt auf die S-Kurve die Geschwindigkeiten und somit die Gefahr eines Mauerkontakts steigen. Die Attack-Zone in Kurve 5 müsste nicht verschoben werden. Hier dürften nur geringfügige Anpassungen nötig sein, zum Beispiel das Austauschen der Attack-Mode-Schleifen. Schließlich ist die Sequenz der in den Boden eingelassenen Spulen festgelegt, sodass das Durchqueren in der Reihenfolge "3. Schleife, 2. Schleife, 1. Schleife" technisch nicht möglich ist. Zwischen den Events müssen also die erste und dritte Spule vertauscht werden, um die korrekte Reihenfolge wiederherzustellen.

Zwingend nötig wäre auch ein überarbeitetes Design der neuen Kurven 6 und 7 (im alten Layout: Kurven 4 und 5). Nach der langen Gegengeraden würden sich die Piloten bei der Version ohne Adaptionen mit rund 220 km/h in ein regelrechtes Nadelöhr stürzen, bei dem es noch dazu keine Auslaufzonen gibt. In der Bremszone stellt zudem ein exponierter Betonblock auf der Außenseite ein großes Sicherheitsrisiko dar. Hier wären Anpassungen unbedingt notwendig, allen voran die Entfernung des Linksknicks am Ende der Geraden. Geschieht dies, dürfte diese Stelle wohl zur besten Überholmöglichkeit werden.

Sicherheit im Kern der Anpassungen

Die "Schneckenkurve" am Ende der Runde müsste voraussichtlich nur geringfügig angepasst werden. Augenscheinlich sind hier lediglich eine Verlegung eines Flaggenpostens und der Kamera-Position nötig, wenngleich in den vergangenen Jahren ohnehin eine ferngesteuerte Kamera für die Aufnahmen in den Kurven 2/3 (neues Layout: Kurven 8/9) verantwortlich war. Erneut ist in der letzten Kurve ein später Scheitelpunkt nötig, um mit Schwung auf die Zielgerade abzubiegen.

Sollte die Formel E tatsächlich ein "Rückwärts-Rennen" in Berlin austragen, müssten am Rundkurs in Tempelhof also vor allem Anpassungen für die Sicherheit der Fahrer vorgenommen werden. "Fahrbar" ist der Kurs jedoch erstaunlich gut - diesen Eindruck haben wir im Simulator gewinnen können. Wie sich die Rückwärts-Piste aus der Fahrerperspektive anfühlt, erfährst du im unten stehenden Video.

Titelfoto: Lou Johnson / Spacesuit Media

VIDEO: Die Berlin-Strecke im "Rückwärts-Layout"

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