Postkarte aus Berlin: Die Paddock-Themen vor dem Formel-E-Finale
Tobias Wirtz
Das letzte Rennen der Formel-E-Saison 2019/20 rückt immer näher. Mit einem finalen "Double-Header" am Mittwoch und Donnerstag beschließt die Elektroserie in dieser Woche ihr sechstes Meisterschaftsjahr. Zwar stehen mit Antonio Felix da Costa und DS Techeetah bereits die Meister in der Fahrer- und Teamwertung fest. Trotzdem gibt es noch zahlreiche offene Fragen. Was das Fahrerlager am Dienstag beschäftigte, erfährst du in unserer "Postkarte aus Berlin".
Während DS Techeetah und Antonio Felix da Costa uneinholbar an der Spitze aller Formel-E-Wertungen liegen, spitzt sich der Kampf um die Vize-Meisterschaften zu. In der Fahrerwertung trennen den Zweit- und Zehntplatzierten gerade einmal 28 Punkte. In der Teamwertung liegen nur drei Zähler zwischen Nissan auf Rang 2 und BMW auf Rang 3. Mathematisch könnten sogar zehn von zwölf Rennställen noch ein Wort im Kampf um den Vize-Titel mitreden - einzig Dragon (2 Punkte) und Nio (0 Punkte) haben keine Chancen mehr. Für die letzten Läufe des Berlin E-Prix steht also eine Menge auf dem Spiel...
Die Erkenntnisse vom Formel-E-Dienstag in Berlin
>>> Der am Dienstag verkündete TV-Senderwechsel von Eurosport zu Sat.1 wurde bei den deutschen Teams mit großem Optimismus aufgenommen. "Die Partnerschaft zwischen ProSiebenSat.1 und der Formel E wird sicher dazu beitragen, unseren Sport in noch mehr Wohnzimmer in Deutschland zu bringen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und wollen auch in der nächsten Saison für viel Rennaction und spannende Duelle sorgen", erklärt Mercedes-Teamchef Ian James gegenüber 'e-Formel.de'. Auch Audi zeigte sich am Nachmittag erfreut über die Nachricht: "Die Formel E steht für packenden Spitzensport, Emotionen und technische Innovationen", hieß es auf unsere Nachfrage aus Ingolstadt. "Zusammen mit dem ganzen 'ran racing'-Team haben wir jetzt die große Chance, viele neue Fans für die Formel E zu begeistern."
>>> In den vergangenen zwei Tagen erreichten den neuen Formel-E-Champion Antonio Felix da Costa zahlreiche Glückwunschbekundungen aus aller Welt. Neben vielen aktuellen und ehemaligen Rennfahrer-Kollegen gratulierte ihm auch der portugiesische Premierminister (und Beinahe-Namensvetter) Antonio Costa. Auf Twitter schrieb der 59-Jährige von einem "historischen und stolzen Tag für den portugiesischen Motorsport."
Parabéns a @afelixdacosta, campeão do mundo de Fórmula E. Dia histórico e de orgulho para o desporto automóvel português. #BerlinEPrix
— António Costa (@antoniocostapm) August 9, 2020
>>> Audi organisierte vor dem Ende der Saison 2019/20 noch eine besonderen Aktion in der Berliner Innenstadt. Kelvin van der Linde, der in Marrakesch am Rookie-Test für Audi teilgenommen hatte, pilotierte am Vormittag das Formel-E-Auto von Rene Rast auf einer Route zwischen dem Alexanderplatz, dem Brandenburger Tor und dem Potsdamer Platz. Vor vier Jahren absolvierte Daniel Abt eine ähnliche Fahrt durch die Hauptstadt, damals allerdings noch im Gen1-Auto.
>>> Das Feedback der Formel-E-Rennställe zum neuen "Corona-Rennformat" fiel in den vergangenen Tagen ausgesprochen positiv aus. BMW-Teamchef Roger Griffiths wünschte sich in einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag, dass Neuerungen wie elektronische Akkreditierungen oder Videokonferenzen mit den Rennkommissaren auch bei der Rückkehr zum "Normalbetrieb" Teil eines Formel-E-Wochenendes bleiben. Die Teamvertreter betonten jedoch, dass durch das Zuschauerverbot in Berlin ein großer Teil der Atmosphäre fehle.
>>> Die Rennkommissare gaben vor einigen Tagen eine Klarstellung für alle Teams heraus, laut der das Platzieren eines Monitors auf dem Auto nicht als "Arbeit am Fahrzeug" gewertet wird. Somit kann diese Aufgabe auch von Teammitarbeitern durchgeführt werden, die nicht über die Freigabe verfügen, an den Boliden zu arbeiten. Diese Einteilung der Teammitglieder wird über die Farbe der Zugangspässe vorgenommen.
>>> Nach der deutschen Nationalhymne für Maximilian Günther wurde am Samstagabend kurz die britische Hymne "God Save the Queen" angespielt, bevor die US-amerikanische Nationalhymne für das Team BMW i Andretti Motorsport lief. Im vergangenen Jahr fuhr das Team noch mit einer britischen Lizenz, schrieb sie aber zu Saison 6 zurück zu einer US-Lizenz um. Das hatten wohl nicht alle mitbekommen...
Galerie: Kelvin van der Linde fährt im e-tron FE06 durch Berlin
Fotos: Malte Christians / Audi Communications Motorsport
>>> Bei einem Unfall im Sonntagsrennen prellte sich Maximilian Günther sein linkes Handgelenk. Die Blessur mache ihm selbst allerdings nicht viel aus: In der Pressekonferenz erklärte der Meisterschaftsdritte, dass er "ohne Fragezeichen" fit für die verbleibenden Rennen sei. Wir wünschen trotzdem weiterhin gute Besserung!
>>> Keine #Hurrywurst mehr bei Porsche: Nachdem die Zuffenhausener bei jedem Event wechselnde, meist humorvolle Hashtags auf dem Halo-System anbrachten, fuhr das Team am Wochenende mit der Aufschrift #PositivelyCharged auf dem Titanbügel. Mit der gleichnamigen Aktion wirbt die Formel E für mehr Diversität und gegen Diskriminierung.
>>> In der vergangenen Woche mussten sich viele Teams im Ersatzteile-Lager bedienen. Nach dem Unfall in der Startphase des Samstagsrennens war bei Neel Jani (Porsche) und Sergio Sette Camara (Dragon) sogar jeweils ein neues Monocoque nötig. Sette Camara bekam zudem eine neue Batterie, nachdem sein Fahrzeug beim Abtransport vom Haken eines Bergungsfahrzeugs fiel. Der Wechsel, der sonst eine Strafversetzung um 20 Startplätze nach sich zieht, blieb wegen "höherer Gewalt" allerdings straffrei.
zusätzliche Berichterstattung von Tobias Bluhm
Titelfoto: Shivraj Gohil / Spacesuit Media
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