Wegen Coronavirus: Formel E verschiebt Gen2 EVO & beschränkt Fahrzeug-Entwicklung
Tobias Bluhm
Die andauernde COVID-19-Pandemie hat für die Formel E weitreichende Folgen. Neben abgesagten und verschobenen Rennen kündigte die Elektroserie am späten Donnerstagabend weitere Maßnahmen an. Gemeinsam mit der FIA, Teams und Herstellern hat man sich einstimmig auf eine Verschiebung des Gen2-EVO-Facelifts sowie auf eine Entwicklungsbeschränkung für die kommenden zwei Saisons geeinigt.
Das Ziel der Maßnahmen sei eine Kostensenkung für die Serie und die Teams, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Entscheidung sei in einer Online-Abstimmung des FIA-Weltmotorsportrats (WMSC) gefallen. Statt der Einführung des Gen2-EVO-Fahrzeugs, die für das Ende dieses Jahres geplant war, wird der neue Formel-E-Look demnach erst in der Saison 2021/22 sein Debüt feiern. Hinzu kommt eine bedeutsame Beschränkung der Fahrzeug-Entwicklung: In den nächsten zwei Jahren dürfen Hersteller lediglich ein Fahrzeug homologieren, müssen also in jedem Fall eine Saison mit einem alten Wagen bestreiten.
Zwei Saisons, ein Antriebsstrang
Konkret bedeutet dies: Entweder setzen die Formel-E-Konstrukteure ihre aktuellen Fahrzeuge auch in der nächsten Saison ein und entwickeln erst für die Saison 2021/22 (Saison 8) einen neuen Antriebsstrang. Oder sie vertrauen auf die ursprünglich vorgesehenen Entwicklungen für die nächste Saison (2020/21, Formel-E-Saison 7), dürfen dann für das darauffolgende Jahr jedoch keinen neuen Motoren entwerfen. In beiden Fällen wird es in den kommenden zwei Jahren - immerhin die ersten beiden Weltmeisterschaftssaisons - also "alte" Antriebsstränge geben, die für zwei Saisons eingesetzt werden.
"In diesen schweren Zeiten haben wir einen flexiblen Ansatz gewählt", erklärt der Formel-E-Vorsitzende Alejandro Agag die Neuerungen. "Nicht nur haben wir mit dem Aussetzen der Saison die richtige Entscheidung getroffen, sondern nun auch Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die Entwicklungskosten der Teams zu beschränken. Wir haben auf ihr Feedback gehört und eng mit der FIA zusammengearbeitet, um den Launch des Gen2 EVO zu verschieben und die Homologationen in den nächsten zwei Jahren zu begrenzen. Somit halbieren wir die Entwicklungskosten." Das Fazit des Spaniers: "Die Kosten zu begrenzen war im Angesicht der Gesundheitskrise und der wirtschaftlichen Umstände ein nötiger Schritt."
Galerie: Der geplante Gen2 EVO der Formel E
Formel-E-Facelift um ein Jahr verschoben
Über mögliche Verzögerungen im Zeitplan der Gen2-EVO-Produktion berichteten wir bereits vor wenigen Tagen. So musste die maßgeblich an der Produktion beteiligte Firma HP Composites ihren Betrieb Ende März vorübergehend einstellen und die Fabrikhallen in Mittelitalien desinfizieren. Womöglich hätten dadurch nicht alle Teams ihre Boliden rechtzeitig geliefert bekommen. Bei der Verlegung des neuen Formel-E-Looks gibt es jedoch auch einen Kostenfaktor. Immerhin kostet ein Bodykit laut 'The Race' rund 38.000 Euro. Die Teams benötigen mindestens fünf dieser Kits.
"In diesen schweren Zeiten müssen Kostenstrukturen im Motorsport angepasst werden, damit seine (wirtschaftliche) Nachhaltigkeit gesichert ist", weiß auch FIA-Präsident Jean Todt. "Ich habe die Entscheidungen der Formel E und des Weltmotorsportrats unterstützt. In anderen FIA-Disziplinen gibt es derzeit die gleichen Diskussionen."
Durch die Corona-Krise wurden in den vergangenen Wochen und Monaten mehrere Rennveranstaltungen der Formel E verlegt oder abgesagt. Eine planmäßige Fortführung der Saison mit allen verbleibenden E-Prix gilt als unwahrscheinlich. Stattdessen könnte die laufende Saison über das derzeit angesetzte Finalrennen in London hinaus verlängert und erst im September beendet werden. Eine offizielle Bestätigung der Saisonverlängerung steht allerdings noch aus. Der erste Lauf der Formel-E-Saison 2020/21 soll im Dezember in Diriyya starten.
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