Exklusiv: ARD & ZDF prüfen Live-Übertragung einzelner Formel-E-Rennen
Timo Pape
Einigen deutschen Formel-E-Fans, die bereits ihre Tickets für den Berlin E-Prix 2018 am 19. Mai bestellt haben, dürfte eine Besonderheit im unteren Bereich der Ticketwebsite aufgefallen sein. Dort steht nämlich ein "Vorläufiger Ablauf", der vom Standard-Rennsamstag der Formel E abweicht. Mit dem Zusatzhinweis "Zeiten können sich ändern" kündigt der Veranstalter folgenden Stundenplan an: Einlass: 8:30 Uhr / Freies Training 9:00 und 11:30 Uhr / Qualifying: 14:00 Uhr / Rennen: 18:00 Uhr. Das Rennen findet somit nicht zur gewohnten Startzeit 16 Uhr statt, sondern zwei Stunden später. Dafür gibt es einen bemerkenswerten Grund.
"Der Rennstart ist aufgrund der geplanten TV-Übertragung der ARD geschoben worden", sagt eine gut informierte Quelle gegenüber 'e-Formel.de'. Eine zweite Quelle bestätigte uns die Aussage. Dass der Start des insgesamt vierten deutschen Formel-E-Rennens um 18 Uhr stattfinden wird, gilt zum aktuellen Zeitpunkt als bestätigt.
Bereits mehrfach berichteten wir in den vergangenen Monaten über eine mögliche Formel-E-Übertragung in der ARD. Im Juli erteilte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky den Spekulationen, die ARD könnte künftig Formel E anstelle von DTM zeigen, jedoch zunächst eine Absage. Inzwischen ist die DTM zu SAT.1 abgewandert, während die Formel E nach wie vor ein Thema beim Ersten Deutschen Fernsehen ist.
Im Oktober schließlich verkündete Discovery, der Konzern hinter Eurosport, sich europaweit die Live-Rechte für die Formel-E-Saisons vier, fünf und sechs (bis 2020) gesichert zu haben. Allerdings erklärte Discovery schon damals: "Eurosport hält ab der vierten Saison auch die exklusiven Übertragungs- und Sublizenzierungs-Rechte in Europa. Für eine ergänzende Berichterstattung wird Eurosport in ausgewählten Märkten, darunter auch in Deutschland, einen Teil der Rechte an Free-TV-Sender sublizenzieren." Dies scheint das Medienunternehmen nun tatsächlich auch auf die Live-Berichterstattung anzuwenden.
ARD & ZDF bestätigen Interesse an Formel-E-Übertragung
"Ob und in welcher Form die Formel E in der ARD stattfinden kann, prüfen wir in der nächsten Zeit", antwortete Balkausky am 12. Dezember auf Anfrage der 'dpa' - ein Satz, der von der ARD freigegeben, bislang jedoch nicht veröffentlicht wurde. Wie weit genau die Planungen fortgeschritten sind, können wir derzeit nicht sagen. Wir haben allerdings erfahren, dass die Unterschriften unter den Verträgen noch ausstehen. Offenbar verhandeln die beteiligten Parteien noch.
Darüber hinaus beschäftigt sich auch das ZDF mit einer Übertragung der Formel E im Jahr 2018. Auf Anfrage von 'e-Formel.de' bestätigte eine Sprecherin des Mainzer Senders am Donnerstag: "Das ZDF ist interessiert an einer möglichen Live-Übertragung der Formel E. Details stehen derzeit noch nicht fest."
Wir gehen davon aus, dass beide öffentlich rechtlichen TV-Sender mindestens ein Formel-E-Rennen live zeigen werden. Bei der ARD dürfte es sich dabei um den Berlin E-Prix am 19. Mai handeln. Durch die Verschiebung des Starts auf 18 Uhr hätte "das Erste" die Möglichkeit, einen hochkarätigen Live-Sport-Samstag zu produzieren: Am Nachmittag findet zunächst das DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln statt, anschließend würde die Formel E den Slot zwischen circa 17:30 und 19:30 Uhr einnehmen. Abends steht schließlich das DFB-Pokalfinale der Männer in Berlin an.
Das ZDF könnte sich - und dies ist reine Spekulation - auf den Zürich E-Prix am 10. Juni konzentrieren. Denn wie das Rennen von Berlin wird auch der zehnte Saisonlauf am Zürichsee erst um 18 Uhr beginnen. Grund hierfür ist eine Programmüberschneidung mit dem Herren-Finale des prestigeträchtigen Tennis-Turniers "French Open" in Paris. Die Verlegung des Rennstarts käme dem ZDF entgegen, weil der Sender so nicht mit Eurosport um die sportinteressierten Zuschauer buhlen müsste. Der Zürich E-Prix findet übrigens ausnahmsweise an einem Sonntag statt.
Es wäre vorstellbar, dass die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender zudem Live-Übertragungen der Rennen in Rom (14. April) und Paris (28. April) prüfen. Alle weiteren Läufe scheinen aufgrund der ungünstigen Startzeiten in Deutschland eher unrealistisch. Aber wir werden sehen.
Doppelrennen in Berlin "momentan kein Thema"
Nach der Absage des Montreal E-Prix machte schnell die Idee die Runde, erneut zwei Formel-E-Rennen in Berlin auszutragen, um den Ausfall der beiden Finalläufe von Kanada zumindest teilweise zu kompensieren. Wie 'e-Formel.de' aus gut informierten Kreisen erfahren hat, ist ein sogenannter Doubleheader momentan allerdings "kein Thema in London", sprich: in der Zentrale der Formel E. So der Infostand vom 19. Dezember.
Das heißt allerdings noch lange nicht, dass ein Doppelrennen in Berlin endgültig vom Tisch ist. Schließlich ist die Formel E mittlerweile auch für spontane Planänderungen und Richtungswechsel bekannt. Die deutschen Hersteller dürfte ein Doubleheader in Berlin jedenfalls freuen, da sie an zwei Tagen rund doppelt so viele Menschen an ihren Ständen in Tempelhof begrüßen könnten. Hinzu käme die doppelte "On-Air-Time".
Vermutlich prüft die Formel E derzeit alternative Austragungsorte in Nordamerika, um die Absage aus Montreal logistisch sinnvoll wettzumachen. Sollten die Verantwortlichen Erfolg haben, wäre ein Doubleheader in Berlin unwahrscheinlich. Warten wir mal ab, was die Formel E im Januar oder spätestens Februar zu verkünden hat. Denn viel länger kann sie eigentlich nicht warten, sollte das Finalevent doch noch am geplanten Wochenende des 28. und 29. Juli stattfinden.
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