Formel E

Klimaneutralität & soziale Gerechtigkeit: Formel E veröffentlicht Nachhaltigkeitsbericht für Saison 2019/20

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Als derzeit einzige vollkommen elektrische FIA-Rennserie steht die Formel E bei Themen wie Klimaschutz, Nachhaltigkeit und "grüner" Technologie immer wieder im öffentlichen Rampenlicht. Mit ihrem jährlichen Nachhaltigkeitsbericht fasst die Elektroserie nach jeder Saison ihren Umwelteinfluss zusammen. Für ihre sechste Saison (2019/20) vermeldete die Meisterschaft zahlreiche soziale Errungenschaften und einen deutlichen Rückgang der Treibhausgas-Emissionen - auch dank Corona.

Laut eigenen Angaben stieß die Formel E im vergangenen Jahr rund 20.000 Tonnen kohlendioxidäquivalente Treibhausgase (kurz: CO2e) aus - eine klare Abnahme im Vergleich zum Vorjahr (45.000 t CO2e). Mitverantwortlich für diese Entwicklung ist vor allem die Coronavirus-Zwangspause zwischen März und August, in der die Formel E keine Rennen austragen und somit nicht reisen konnte. Insbesondere der Wegfall der Übersee-Rennen in Sanya, Seoul und New York dürfte dabei positiv ins Gewicht gefallen sein.

Die CO2e-Maßeinheit macht die Klimaauswirkungen verschiedener Emissionen miteinander vergleichbar, darunter Stickoxide, Wasserdampf, Schwefeldioxide oder Rußpartikel. Eine Tonne Methan ist beispielsweise rund 25 Mal klimaschädlicher als eine Tonne CO2. Sie würde in der Formel-E-Statistik folglich rund 25 Tonnen CO2e entsprechen.

Logistik weiterhin größte Emissionsquelle

In der abgelaufenen Saison war erneut die Fracht für einen Großteil der Formel-E-Emissionen verantwortlich, allen voran der Lufttransport. Laut Berechnungen des Formel-E-Partners Quantis fielen rund 71 Prozent der 20.000 Tonnen CO2e auf den Transport der Fahrzeuge und des Equipments zurück. Die zahlreichen Flugreisen des Formel-E-Personals machten 14 Prozent der Emissionen aus, sieben Prozent fielen auf die "Race Operations" (Infrastruktur, Streckenbau, Energie zum Laden der Fahrzeuge).

Da die Formel E ihre Rennen üblicherweise in Innenstädten austrägt und vor allem ein lokales Publikum ansprechen will, macht die Anreise der Fans mit lediglich fünf Prozent einen vergleichsweise kleinen Teil der Gesamtemissionen aus. Allerdings fand der Berlin E-Prix 2020 vollständig ohne Vor-Ort-Zuschauer statt, sodass ausschließlich die Fans in Diriyya, Santiago, Mexiko-Stadt und Marrakesch in den Daten vorkommen.

In der ersten Saisonhälfte machte das Catering an der Strecke (allen voran der Fleischkonsum im E-Village und im Fahrerlager) zwei Prozent der Gesamtemissionen aus. Die Produktion der Formel-E-Fahrzeuge fiel mit rund einem Prozent erneut kaum ins Gewicht.

Im Vergleich: Emissionen der Formel E seit Saison 1

 
Saison
 
CO2e-Emissionen*
 
Austragungsorte pro Saison
 
Veranstaltungen außerhalb Europas
2014/15 25.000 Tonnen 10 Austragungsorte (11 Rennen) 6 Veranstaltungen
2015/16 12.000 Tonnen 9 Austragungsorte (10 Rennen) 6 Veranstaltungen
2016/17 13.500 Tonnen 9 Austragungsorte (12 Rennen) 6 Veranstaltungen
2017/18 32.000 Tonnen 10 Austragungsorte (12 Rennen) 7 Veranstaltungen
2018/19 45.000 Tonnen 12 Austragungsorte (13 Rennen) 7 Veranstaltungen
2019/20 20.000 Tonnen 5 Austragungsorte (11 Rennen) 4 Veranstaltungen

* Quelle: FIA Formula E

Klimaneutralität durch Ausgleichsprogramme

Unmittelbar vor den letzten Rennen der Saison 2019/20 kündigte die Formel E an, dass sie rückwirkend bis zu ihrer Gründung alle verursachten Emissionen ausgeglichen habe. Mit dem Erwerb von verifizierten Kohlenstoffzertifikaten wurden auch in der abgelaufenen Saison "unvermeidbare Emissionen" an einer anderen Stelle der Erde ausgeglichen. Dies geschieht beispielsweise mit Investitionen in Wind- und Solarparks, Biogas-Produktionen oder Aufforstungsprojekte. Trotz der eigenen Emissionen aus Saison 6 gibt die Serie an, weiterhin klimaneutral zu operieren ("netto null").

Bereits seit einigen Jahren fasst die Formel E bei ihrer öffentlichen Nachhaltigkeitsstrategie zudem nicht nur ökologische Komponenten ins Auge, sondern achtet verstärkt auch auf soziale Aspekte. In der abgelaufenen Saison stellte sie beispielsweise Unterrichtsmaterial für Schulen in London und Rom zur Verfügung, beteiligte sich mit der #PositivelyCharged-Kampagne am Kampf gegen Rassismus, kooperierte bei der "Race at Home Challenge" mit UNICEF und spendete nach dem Berlin E-Prix mehr als 50.000 Masken und Schutzbrillen an Krankenhäuser in der Bundeshauptstadt.

Nachhaltigkeitsauszeichnung für Formel-E-Teams

Im Januar 2020 erhielt die Formel E zudem eine Verlängerung des ISO 20121-Zertifikats für nachhaltige Sportveranstaltungen - weiterhin als einzige Rennserie der Welt. Die FIA zeichnete zudem mit Virgin, Mahindra und Mercedes drei Teams mit ihrem 3-Sterne-Prüfsiegel für Nachhaltigkeit aus.

Intern dürfte die CO2e-Rechnung für die Saison 2021 bereits begonnen haben. Unmittelbar nach den Vorsaison-Tests in Valencia verschiffte die Formel E ihre Fahrzeuge nach Chile, wo am 16./17. Januar eigentlich der Saisonauftakt hätte stattfinden sollen. Die Rennen in Santiago wurden aufgrund einer Einreisebeschränkung für Personen aus Großbritannien jedoch kurzfristig abgesagt. Nichtsdestotrotz weilen die Autos derzeit in Chile. Nach aktuellem Stand dürfte der Diriyya E-Prix am 26./27. Februar den Auftakt in die neue Saison bilden.

Foto: Peter Minnig / Spacesuit Media

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