Formel E

Formel E in Mexiko: Die große Rennvorschau zum Mexico City E-Prix 2020

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Die Formel-E-Saison 2019/20 nimmt Fahrt auf. Am kommenden Samstag (15. Februar) startet mit dem Mexico City E-Prix der vierte Meisterschaftslauf der aktuellen Saison. Das Rennen in der 8,9-Millionen-Einwohner-Metropole zählte schon in den vergangenen Jahren zu den größten Highlights im Kalender. Eine neue Streckenführung verspricht auch 2020 Hochspannung.

Der anspruchsvolle neue Kurs führt die Fahrer in diesem Jahr in Richtung der "Esses" der Formel-1-Rennstrecke im Autodromo Hermanos Rodriguez. Der neue Bogen verlängert den Kurs um 513 Meter und umfasst eine zusätzliche Linkskurve sowie eine Haarnadel, die die Piloten wieder in Richtung des Foro-Sol-Stadions führt. Hier werden rund 25.000 der insgesamt 40.000 erwarteten Zuschauer für einzigartige Stimmung sorgen. Was du sonst noch vor dem Mexico City E-Prix wissen musst, erfährst du wie gewohnt in unserer umfassenden Rennvorschau.

Stadt, Land, Fluss…

Mexiko-Stadt gehört zu den größten und bedeutendsten Städten in Lateinamerika. Die rund 700 Jahre alte Metropole liegt in einem Tal auf einer Höhe von durchschnittlich 2.240 Metern. In unmittelbarer Nähe steht der aktive Popocatepetl-Vulkan. Überlieferungen zufolge wurde die Stadt von den Azteken auf einer Insel im Texcoco-See gegründet, der inzwischen beinahe vollständig trockengelegt wurde.

Durch die Geschlossenheit des Tals nach drei Seiten und die damit verbundene geringe Luftzirkulation in Bodennähe hat Mexiko-Stadt oft mit Smog zu kämpfen. Für die Formel E und ihre Botschaft, gegen die Luftverschmutzung vorzugehen, ist die Stadt also gewissermaßen der ideale Austragungsort für einen E-Prix: Mit Elektrofahrzeugen will die Serie einen "schnelleren Weg in eine sauberere Zukunft" ebnen.

Fotos: Shivraj Gohil / Spacesuit Media

Was seit dem letzten Rennen passierte

Die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie machen auch vor der Formel E nicht Halt. Da weiterhin unklar ist, wie die Verbreitung des Lungenvirus eingedämmt werden kann, hat die Elektroserie den geplanten Lauf in Sanya (21. März) vorübergehend abgesagt. Ein alternativer Termin für den E-Prix in China ist weiterhin denkbar - nach aktuellem Stand würde das Rennen jedoch entfallen.

Wenn der Lauf nicht zu einem späteren Zeitpunkt veranstaltet werden kann, beispielsweise an einem Termin im Mai oder Juni - dann reist die Formel E planmäßig ohnehin zu den Asien-Rennen nach Seoul und Jakarta -, könnte stattdessen der New York E-Prix mutmaßlich zu einem "Double-Header" mit zwei Rennen aufgestockt werden. Ob es soweit kommt, bleibt abzuwarten.

Deutlich erfreulicher ist eine Meldung aus der vergangenen Woche, in der die Formel E das neue "Gen2 EVO"-Fahrzeug für die Saisons 7 und 8 präsentierte. Mit einer neuen Heck-Struktur, einem überarbeiteten Frontflügel-Design und offenen Reifen wird das futuristische Auto schon Ende dieses Jahres zum Einsatz kommen. Alle Bilder sowie ein Video des neuen Formel-E-Autos findest du im oben verlinkten Artikel.

Formel E in Mexiko-Stadt: Der Zeitplan 2020 (MEZ)

  • 14:30 - 15:15 Uhr - 1. Freies Training
  • 17:00 - 17:30 Uhr - 2. Freies Training
  • 18:45 - 19:50 Uhr - Qualifikation
  • 23:03 - 23:50 Uhr - Rennen (45 min + 1 Runde)

Im Programm der Formel E findet zudem der dritte Meisterschaftslauf der Jaguar I-Pace eTrophy statt. Das 25-minütige Rennen mit vollelektrischen SUVs startet um 20:50 Uhr deutscher Zeit (Qualifying ab 15:30 Uhr).

Neue Kurven machen Mexiko zum Highspeed-Tempel: Die Strecke

Mexiko-Stadt begrüßt die Formel E in diesem Jahr mit einer neuen Strecke. Anders als im Vorjahr werden die Piloten nach der langen Rechtskurve 2 nach links abbiegen, um "falsch herum" auf die "Esses" der Formel-1-Strecke zuzusteuern. Eine Haarnadelkurve führt die Fahrer im Autodromo Hermanos Rodriguez anschließend zurück auf den letzten Teil der F1-Piste und leitet sie in Richtung des berühmten "Foro Sol"-Stadions.

Dort befindet sich in auf der Innenseite vor Kurve 11 (vormals Kurve 9) die Attack-Zone. Die zwei früheren Schikanen auf der Gegengeraden sowie in der letzten Kurve wurden entfernt, um den "Fluss" der 2,606 Kilometer langen Runde aufrechtzuerhalten. Mexiko wird damit womöglich zum "Highspeed-Tempel" der Formel E: Am Ende der Start-/Zielgeraden könnten mit bis zu 240 km/h die bislang höchsten Geschwindigkeiten der Formel-E-Historie gemessen werden.

Als beste Überholmöglichkeiten dürften sich Kurve 1 und die Haarnadelkurve mit ihren zwei Scheitelpunkten entpuppen - oder auch die Einfahrt in die Stadion-Sektion in Kurve 8. Zudem dürfen sich Fans auf potenzielle Angriffe in der neuen Linkskurve 3 freuen.

Eurosport & ZDF.de teilen sich Übertragung: Das Formel-E-Rennen von Mexiko im TV & Livestream

Formel-E-Fans kommen beim Mexico City E-Prix auf ihre Kosten: Jede Session des Rennwochenendes ist in Deutschland im Free-TV oder im Live-Stream zu verfolgen. Wie üblich sind die Freien Trainings kostenfrei in der Formel-E-App sowie über die offiziellen YouTube- und Facebook-Kanäle der Serie zu empfangen. Die Streams bieten wir dir wie gewohnt auch auf e-Formel.de an. Das Qualifying zeigt Eurosport ab 18:35 Uhr live.

Pünktlich zum Rennstart um 23 Uhr gibt es sogar zwei Optionen: Neben Eurosport 1 im Fernsehen bietet auch das ZDF auf ZDFsport.de einen eigenen Live-Stream an, der bereits um 22:30 Uhr mit einer ausführlichen Vorberichterstattung starten wird. Neben Hauptkommentator Gari Paubandt setzt das ZDF erstmals als Co-Kommentator den Rennfahrer Nico Bastian ein, der bereits virtuelle Formel-E-Erfahrung im Simulator von HWA sammelte.

>>> zur ausführlichen TV- und Live-Stream-Übersicht für das Formel-E-Rennen in Mexiko

Auch in der Schweiz wird das Rennen von Eurosport 1 gezeigt, zudem läuft jede Session des Events in den One- und Pro-Programmen des Bezahlsenders MySports. In Österreich gibt es leider keine Möglichkeit, das Rennen live zu verfolgen. Der ORF zeigt stattdessen um 9:00 und 21:45 Uhr am Sonntag eine Wiederholung des Rennens.

Als Alternative bietet e-Formel.de wie immer einen Live-Ticker zu allen Sessions an, der sich auch ideal als "Second Screen" für zusätzliche Informationen oder als Lösung für unterwegs eignet.

Übersicht: Die Qualifying-Gruppen für Mexiko-Stadt

Das Qualifying zählt in der Formel E zu den wichtigsten Sessions eines Rennwochenendes, denn auf den Strecken kann es durchaus eng werden. Um zu gewährleisten, dass jeder der Fahrer (zumindest in der Theorie) eine "freie Runde" drehen kann, teilt die Formel E die 24 Piloten vor dem Rennen in insgesamt vier Gruppen ein. Die Gruppen werden anhand der aktuellen Meisterschaftsposition der Fahrer gebildet.

Da sich die Streckenbedingungen erfahrungsgemäß im Verlauf eines Qualifyings verbessern, starten die sechs letztplatzierten Piloten der Fahrerwertung in der letzten Gruppe. Sie haben somit die potenziell besten Bedingungen, um sich einen guten Startplatz zu sichern. Während die Plätze 7 bis 24 nach dem Gruppen-Qualifying "eingefroren" werden, kämpfen die Top 6 in einem anschließenden Shoot-out um die Super-Pole und die ersten drei Startreihen. Für Mexiko ergeben sich folgende Gruppen.

Wettervorhersage: Beste Rennsport-Bedingungen für Mexiko erwartet

Wenngleich genaue Vorhersagen einige Tage vor dem Rennen nur schwer zu treffen sind, zeichnet sich bereits jetzt ab, dass Mexiko-Stadt die Formel E mit idealen Motorsport-Bedingungen begrüßen wird. Das Thermometer soll auf sonnige 24 Grad Celsius steigen. Eine Wiederholung der Hitzeschlacht von Santiago ist also nicht zu erwarten.

Mexiko-Stadt: Fast Facts

  • In der Region in und um Mexiko-Stadt wohnen rund 20,4 Millionen Menschen. Die Hauptstadt Mexikos ist damit die zehntgrößte Metropolregion der Welt. Im aktuellen Formel-E-Kalender sind nur die Regionen um Jakarta (ca. 34 Millionen), Seoul (ca. 24 Millionen) und New York (ca. 21 Millionen) größer.
  • Da in Mexiko das Grundwasser abgepumpt wird, sinkt die Stadt jährlich um einige Zentimeter ab. Vor einigen Jahren verlor Mexiko-Stadt sogar den Titel der siebthöchsten Hauptstadt der Welt an Sanaa (Jemen), die mit 2.250 Metern über dem Meeresspiegel inzwischen etwa zehn Meter höher als Mexiko-Stadt liegt. Die höchste Hauptstadt der Welt ist Quito in Ecuador (2.850 Meter).
  • In Mexiko-Stadt gibt es zwölf U-Bahn-Linien, die auf 226 Kilometern stolze 195 Stationen miteinander verbinden. Würde man diese Distanz auf dem Formel-E-Kurs im Autodromo Hermanos Rodriguez zurücklegen wollen, müsste man knapp 87 Runden fahren.
  • Die römisch-katholische Basilika "Unserer Lieben Frau Guadalupe" lockt jährlich mehrere Millionen Pilger an. Dank ihr ist Mexiko-Stadt nach dem Vatikan das zweitbeliebteste Ziel von christlichen Wallfahrern auf der ganzen Welt.
  • Der Steinadler findet sich als offizielles Nationaltier in der Flagge Mexikos wieder. Das Land hat aber auch einen National-Hund (der Xoloitzcuintle, kurz: Xolo), ein National-Säugetier (der Jaguar), einen National-Meeressäuger (der Kalifornische Schweinswal) und - festhalten - einen National-Gliederfüßler (den Grashüpfer). Ein Grashüpfer kann, abhängig von der Art, rund 80 Zentimeter weit springen. Um die Formel-E-Piste einmal zu umrunden, müsste er also rund 3.260 Mal hopsen.

Rückblick: Fotofinish-Entscheidung in Mexiko 2019

Der Mexico City E-Prix 2019 ging als Rennen mit dem bislang wohl spannendsten Zieleinlauf in die Geschichtsbücher der Formel E ein. Rundenlang jagte Lucas di Grassi im Audi den in der Elektroserie noch unerfahrenen Pascal Wehrlein um die Strecke. In der letzten Runde musste Wehrlein im Positionskampf eine Kurve abkürzen und kehrte mit einigen Metern Vorsprung auf die Strecke zurück. Di Grassi holte die Distanz jedoch bis zur letzten Kurve auf und ging wenige Meter vor der Ziellinie am Mahindra-Fahrer vorbei.

Wehrlein wurde für das Abkürzen zudem nachträglich mit einer Zeitstrafe belegt und endete letztlich als Sechster. Auf die Plätze 2 und 3 rückten Antonio Felix da Costa (damals: BMW) und Edoardo Mortara (Venturi) auf. Ebenfalls bemerkenswert: Beide Nissan-Piloten fielen in guter Position eine Runde vor Schluss aufgrund eines Rechenfehlers mit einer leeren Batterie aus. Jean-Eric Vergne (Techeetah) und Nelson Piquet jr. (Jaguar) kollidierten in der Frühphase des Rennens spektakulär, was für eine zwischenzeitliche rote Flagge sorgte.

VIDEO: Die Highlights des Mexico City E-Prix 2019

Prognose: DS, Audi & Nissan unter Zugzwang - Mercedes als Geheimfavorit?

Der Mexico City E-Prix markiert das vierte von aktuell 13 Rennen in der Formel-E-Saison 2019/20. Deutlich schlauer als am ersten Wochenende in Saudi-Arabien sind die Teams allerdings noch nicht: Wie üblich ist alles offen. An der Spitze des Feldes kämpfen BMW und Mercedes bei richtigen Bedingungen auf Augenhöhe, wenngleich das Pendel nach Maximilian Günthers Sieg in Santiago wohl eher in Richtung der Münchner ausschlägt.

Unter Zugzwang stehen stattdessen einige der vermeintlichen Favoriten aus der letzten Saison. DS Techeetah muss - auch wenn Felix da Costa in Chile Zweiter wurde - endlich solide Punkte einfahren. Gleiches gilt für Nissan e.dams, wo Sebastien Buemi bislang noch keinen einzigen Zähler auf sein Konto spielen konnte. Ebenfalls unter Druck steht Audi: In Diriyya und Santiago wirkte es zeitweise so, als wäre das Kundenteam Envision Virgin Racing besser als die Werksmannschaft aufgestellt.

Ein Blick lohnt sich auch auf Venturi, immerhin mit der gleichen Technologie wie das Mercedes-Werksteam ausgestattet, und Mahindra. Gerade die Inder müssen nach Pascal Wehrleins viertem Platz in Chile noch fürs Punktekonto nachlegen. Jaguar Racing wird nach dem guten Qualifying-Resultat im letzten Rennen indes alles daran setzen, den Sprung auf das oberste Treppchen zu schaffen. Wir sagen für das Formel-E-Rennen in Mexiko abermals jede Menge Spannung voraus!

Übrigens: Auch in diesem Jahr haben unsere Leser eine kostenlose Community-Tippspiel-Runde organisiert. Wer mitmachen möchte, hat noch bis zum Wochenende Zeit, seine Tipps abzugeben oder sich noch neu anzumelden!

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