Formel E

Jahresrückblick: Die 10 größten Formel-E-Geschichten aus 2019 (2/2)

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Spätestens nach dem Jahr 2019 zählt die Formel E zu den bekanntesten Rennserien der Welt. Während sich Jean-Eric Vergne seinen zweiten Titel sicherte, beschäftigten das Fahrerlager zahllose Themen. Vom Nissan-Doppelmotor über aggressive Fahrweisen bis hin zum Regen-Chaos von Paris begleiteten uns viele Storys. In unserem Jahresrückblick schauen wir auf das zurück, was in den vergangenen zwölf Monaten passiert ist.

Die größten Geschichten aus dem ereignisreichen Jahr 2019 haben wir dir in einer Top-10-Liste zusammengestellt. Bereits im ersten Teil dieses Artikels am Montag präsentierten wir dir mit den Plätzen 10 bis 6 einige Schmankerl. Selbstverständlich passierte in den vergangenen zwölf Monaten aber noch viel mehr. Deswegen möchten wir auch von dir im Kommentar-Bereich unter diesem Artikel wissen: Woran erinnerst du dich, wenn du an das Formel-E-Jahr 2019 denkst? Hier sind unsere Plätze 5 bis 1.

5. 9 Rennen, 9 Sieger & die verrückte "Europa-Saison"

Wie üblich ging es in der "Europa-Saison" der Formel E hoch her. So sehr sogar, dass nahezu jeder einzelne E-Prix einen Platz in unserem Top-10-Ranking verdient hätte. Unvergessen ist der Rom E-Prix, bei dem ein Crash in der ersten Runde eine verstopfte Strecke und eine rote Flagge zur Folge hatte - sehr zum Leidwesen des ZDF, das dem E-Prix einen eigenen Platz im Hauptprogramm eingeräumt hatte - aber dennoch erstaunlich gute Quoten verzeichnete.

Oder der Monaco E-Prix, bei dem sich der spätere Meister Jean-Eric Vergne zum neunten unterschiedlichen Sieger im neunten Rennen der Saison 2018/19 krönte. Besonders denkwürdig war auch der Paris E-Prix, bei dem die Fahrer von einem plötzlichen Hagelschauer überrascht wurden und wie beim Eisfußball quer über die Piste rutschten (mehr dazu in Teil 1 des Jahresrückblicks).

Eine regelrechte Wundertüte war auch der Swiss E-Prix in Bern. Nachdem Demonstranten am Donnerstag vor dem E-Prix Teile der Strecke beschädigten, begann das Rennen ähnlich chaotisch wie in Rom. Erneut sorgte eine zu enge Schikane am Rennstart für eine Unterbrechung, nach der die Startaufstellung - trotz lautstarken Protests zahlreicher Fahrer - wiederhergestellt wurde. Auf einem der spektakulärsten Kurse der Formel-E-Historie trotze Vergne zahlreichen Attack-Mode-Angriffen von Mitch Evans (Jaguar), einem späten Regenschauer sowie der untergehenden Sonne und setzte endgültig Kurs auf seine Titelverteidigung.

4. Transfermarkt-Tohuwabohu

Schon während der Saison 2018/19 wechselten die Teams munter bei ihren Fahrern durch. Maximilian Günther musste zwischenzeitlich sein Dragon-Cockpit für Felipe Nasr räumen, der das Team nach drei erfolglosen Rennen jedoch prompt wieder verließ. Bei Günthers Comeback-Rennen in Rom gab es ein weiteres neues Gesicht im Paddock: Jaguar ersetzte Nelson Piquet jr. durch Alex Lynn, der den Rest der Saison mit der "Raubkatze" bestritt.

Nach dem New York E-Prix dann die Überraschung: Andre Lotterer verließ DS Techeetah und wechselte zu TAG Heuer Porsche. Das vakante Cockpit beim Meisterteam übernahm Antonio Felix da Costa, der wiederum bei BMW von Maximilian Günther beerbt wurde. Dragon verpflichtete stattdessen Nico Müller sowie Porsches Ex-Formel-E-Testfahrer Brendon Hartley. Ma Qing Hua kehrte im Sommer zum umbenannten Team Nio 333 zurück, James Calado übernahm Lynns Jaguar-Sitz, und Mercedes verpflichtete für die Saison 2019/20 den amtierenden Formel-2-Champion Nyck de Vries. Wer kann da noch den Überblick behalten?

3. Funk-Affäre um Jean-Eric Vergne

Jean-Eric Vergne verstrickte sich am letzten Rennwochenende der Saison 2018/19 selbst in eine der größten Kontroversen des Jahres. Der Franzose startete in New York nur aus dem Hinterfeld und wurde in der ersten Runde, wie auch sein damaliger Teamkollege Lotterer, in einige Kollisionen verwickelt. Besonders Lotterers Auto steckte viel ein, doch auch Vergne musste mit einem Schaden an die Box fahren. Wenig später setzte der Franzose den bemerkenswertesten Funkspruch des Jahres an sein Team ab.

"Hier liegen überall Teile auf der Strecke. Die müssen die Strecke sauber machen", sagte Vergne. "Überall sind Spoiler. Das ist eine Botschaft an den Renndirektor: Überall liegt Karbon." Dann sah er Lotterer, der mit der Nase seines gold-schwarzen Boliden in einer TecPro-Barriere steckte. "Sagt Andre, dass er auf der Strecke anhalten soll. Sagt Andre, dass er auf der Strecke anhalten soll. Wenn er nicht weiterfahren kann, soll er auf der Strecke stoppen, damit das Safety-Car kommt. Leute, habt ihr mich gehört?" Die Antwort seines Ingenieurs: "Ja, wir haben dich gehört."

Die weitläufige Vermutung: Vergne habe versucht, ein Safety-Car zu bewirken, um seinen Rückstand auf das Ende des Feldes wieder wettzumachen. Später verteidigte sich Vergne damit, dass er sich um die Sicherheit der anderen Fahrer gesorgt habe. Daran, dass ihm ein Safety-Car nach dem Boxenstopp einen Vorteil gebracht hätte, habe er angeblich nicht gedacht. "Das war kein Crashgate", erklärte er in einem Interview. Die FIA beließ es bei einer Verwarnung und einem Tag gemeinnütziger Arbeit - ähnlich wie bei Max Verstappen in Marrakesch. Sein Titel-Wochenende in den USA bekam durch die Funkaffäre einen gewissen bitteren Beigeschmack…

2. BMW wirft den Marokko-Sieg weg

Es hätte so schön sein können für BMW. Nachdem Antonio Felix da Costa den Auftakt der Saison 2018/19 gewonnen hatte, wollte BMW in Marrakesch eigentlich genau dort weitermachen, wo sie vor dem Jahreswechsel aufgehört hatten. Nach einem übermütigen Start von Jean-Eric Vergne dauerte es auch in Marokko nicht lange, bis Felix da Costa vor Alexander Sims das Rennen anführte.

Neun Minuten vor Schluss kam es dann zur Schrecksekunde für den Münchner Hersteller: Bei einem unerwarteten Angriff von Sims geriet das BMW-Duo aneinander. Der Brite fiel auf Platz 4 zurück, Felix da Costa beendete das Rennen im Reifenstapel. Statt einem Doppelsieg und dem beinahe perfekten Start in die Debütsaison gab es vor allem lange Gesichter in der BMW-Garage. Jerome d'Ambrosio gewann das Rennen um Haaresbreite vor Robin Frijns.

1. Der Doppelmotor von Nissan

Im Formel-E-Jahr 2019 gab es viele faszinierende Themen, doch kaum eine Debatte wurde so hitzig ausgetragen wie jene um den Doppelmotor Nissans. Die Japaner hatten vor ihrer ersten Saison als Formel-E-Hersteller ein ausgeklügeltes Motoren-Konzept entwickelt, bei dem das Auto - so heißt es - in einem Schwungrad Energie zwischenspeicherte und somit zusätzliche Leistung beim Beschleunigen abrufen konnte.

Auf der Suche nach Nissans Geheimnis wurden die Teams einfallsreich. Einige Fahrer wurden im Training angewiesen, den e.dams-Piloten sehr dicht zu folgen und das Fahrverhalten der Konkurrenten zu beobachten. Andere Teams nutzten laut Medienberichten sogar spezielles Audio-Equipment, um akustische Unterschiede zwischen den Antriebssträngen zu erforschen. Die FIA verpflichtete Sebastien Buemi in Sanya schließlich zu einem kuriosen Bremstest, bei dem der Schweizer sich einen Bremsplatten holte (was ihn womöglich sogar die Chance zur Pole-Position kostete).

Kurz vor dem Swiss E-Prix entschieden die Regelhüter, die Doppelmotor-Philosophie für die Saison 2019/20 zu verbieten. "Unsere Mitstreiter im Paddock haben gedacht, dass wir mit dem Doppelmotor im letzten Jahr einen Vorteil hatten. Jetzt wollen wir ihnen zeigen, dass wir auch so gewinnen können, egal ob mit Doppel- oder Einzelmotor", gab sich Fahrer Oliver Rowland zuletzt bei 'Inside EVs' kämpferisch. Ob Nissan auch 2020 bei der Musik sein wird, bleibt abzuwarten. Die Kontroverse um den Antriebsstrang der Japaner war aus unserer Sicht das größte Thema des Formel-E-Jahres 2019.

Wir wünschen dir und all unseren anderen Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr, in dem wir selbstverständlich weiterhin die Formel E in allen Details für dich begleiten werden. Danke für deine Treue!

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