Formel E

McLaren prüft Formel-E-Einstieg ab 2022: "Wir schauen uns das genau an"

Tobias Bluhm

Tobias Bluhm

Tritt McLaren ab der Saison 2022/23 mit einem eigenen Team in der Formel E an? Wenn es nach Motorsport-Chef Zak Brown geht, könnte der Rennstall aus England zeitgleich mit der Einführung des Gen3-Regelwerks in die Elektroserie einsteigen - zusätzlich zur Formel 1. Technische Vorerfahrungen gäbe es genug, schließlich produziert McLaren neben Hybridsystemen in der "Königsklasse" seit 2018 auch die Einheitsbatterien für die Formel E.

McLarens Technologie-Ableger MAT übernahm mit Beginn des aktuellen Gen2-Regelwerks die Produktion des einheitlichen Formel-E-Akkus. Der Zulieferervertrag mit der Serie hielt das Team aus Woking zuletzt rechtlich davon ab, mit einem eigenen Einsatz in der Elektro-Meisterschaft zu starten. Mit dem Start der "Gen3-Ära" ab 2022 wechselt die Batterieproduktion allerdings zurück zu Williams Advanced Engineering (WAE), die bereits zwischen 2014 und 2018 die Akkus der Serie zur Verfügung stellten. Somit wäre McLarens Weg in die Formel E frei.

"Bislang waren wir von der Teilnahme in der Serie ausgeschlossen, das war eine der Bedingungen in der FIA-Ausschreibung", bestätigt Zak Brown, Geschäftsführer von McLaren Racing. Bei 'Motorsport.com' berichtet er: "Mit der neuen Fahrzeuggeneration sind wir aber nicht mehr der exklusive Batterielieferant für die Formel E. Damit ist die Meisterschaft für uns sehr interessant. Wir schauen uns das genauer an."

Zukunft der aktuellen Formel-E-Teams ungewiss

Hinter den Kulissen wird aktuell ohnehin über die Zukunft der derzeitigen Formel-E-Teams spekuliert. Zwar bekannten sich zahlreiche Hersteller nach den Ausstiegsmeldungen von Audi und BMW erst kürzlich mit öffentlichen Statements klar zur Serie. Allerdings erwähnte dabei kein Konstrukteur explizit das Gen3-Regelwerk der Formel E ab Ende 2022. Aktuell ist für einen langfristigen Verbleib in der Formel E somit lediglich Mahindra gesetzt. Laut 'The Race' zählen darüber hinaus DS Automobiles, Mercedes, Nio und Penske (Dragon) zu den Favoriten für Gen3.

"(Die Ausstiege) haben womöglich einige Plätze eröffnet, von daher ist das für uns positiv. Aber immer, wenn Teams oder Hersteller eine Serie verlassen, muss man sich fragen, warum das passiert", erläutert Brown. "Audi hat angekündigt, mit einem LMDh-Auto in der WEC zu starten. Vielleicht liegt das daran, dass aus derselben (Konzern-) Familie auch Porsche in der Formel E fährt und die Strategie ist, dass Porsche dieses und Audi ein anderes Projekt durchführt."

Brown unbesorgt wegen Audi- und BMW-Ausstiegen

Unabhängig davon, ob die Audi- beziehungsweise BMW-Einsatzteams ABT und Andretti ihre ehemaligen Herstellerlizenzen für die Formel E zurückerwerben könnten, habe die Serie weiterhin ein "starkes Feld", findet der US-Amerikaner. "Ich sehe das als Möglichkeit. Weiterhin hat (die Formel E) viel Unterstützung von Herstellern, ich bin da also unbesorgt. Trotzdem müssen wir genau untersuchen, warum sie ausgestiegen sind."

Neben einem Engagement in der Formel E könne sich Brown auch einen Einsatz in der FIA Langstrecken-WM vorstellen. "Diese zwei Serien haben unsere Aufmerksamkeit. In der IndyCar hatten wir nach einem schweren Start 2019 ein sehr erfolgreiches Jahr. Deshalb gelten die gleichen Kriterien: Können wir wettbewerbsfähig sein? Ist es kommerziell und wirtschaftlich nachhaltig? Passt es zu unserer Marke? Meiner Meinung nach erfüllen beide Serien diese Anforderungen. Jetzt geht es also darum, sie aus einer Timing-Perspektive einzuordnen - falls wir tatsächlich eines dieser Projekte anstreben."

McLaren könnte als Alternative zu einem klassischen Werkseinsatz, bei dem die Briten ihre eigenen Antriebsstränge konzipieren würden, auch als Kundenteam in die Formel E starten. Denkbar wäre beispielsweise eine Partnerschaft mit Mercedes, die McLaren ab 2021 auch in der Formel 1 mit Motoren ausstatten.

Auch wäre es vorstellbar, dass sich McLaren mit dem US-Rennstall Andretti zusammentut, der bekanntlich auch ohne BMW in der Formel E weitermachen will. Für die kommende erste Extreme-E-Saison hat sich Brown mit seinem Team United Autosports jedenfalls schon mit den US-Amerikanern zusammengetan - warum also nicht auch mit McLaren in der Formel E? Ein Modell, das für beide Parteien von Vorteil sein könnte. Dies sind allerdings zwei reine Gedankenexperimente, schließlich ist weiterhin ungewiss, ob McLaren überhaupt ein Formel-E-Team gründet.

Foto: McLaren

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